Interview 28.11.2024, 09:00 Uhr

Experte verrät, wie Trumps Selbstvermarktung funktioniert

Donald Trump hat erneut die US-Präsidentschaftswahl gewonnen. Ein wesentlicher Faktor seines Erfolgs ist seine Selbstvermarktung. Trump versteht es, sich selbst als Marke zu inszenieren und seine Botschaften klar und einprägsam zu vermitteln. Aber wie genau gelingt ihm das?

Trump

Ein Experte erklärt, was seine Selbstvermarktung ausmacht.

Foto: IMAGO/ANP /Hollandse-Hoogte / Ramon van Flymen

Andreas Bäuerlein, Experte für Social Media, sieht Trump als Meister darin, Emotionen zu wecken und die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. „Ob man ihn mag oder nicht – seine Botschaften bleiben hängen.“ In diesem Interview zeigt er, was Trumps Strategie ausmacht.

Herr Bäuerlein, welche Hauptprinzipien der Selbstvermarktung hat Donald Trump in seiner politischen Karriere konsequent angewendet?

Trump hat sich durch klare Prinzipien und eine konsequente Haltung ausgezeichnet. Er vertritt Werte, die zwar nicht immer von allen gutgeheißen werden, aber er bleibt stets bei seinen Aussagen und Positionen, ohne sich den Meinungen anderer anzupassen. Er spricht die Sprache des Volkes, versteht ihre Sorgen und spricht sie direkt an, was ihm hilft, eine klare und einprägsame Marke zu schaffen. Man kann über ihn sagen und denken, was man möchte, aber er bleibt in seinen Handlungen und Aussagen konsequent und ist kein „Fähnchen im Wind“.

Schmerz der Zielgruppe als Marketingstrategie ausnutzen

Wie schafft es Trump, eine so starke emotionale Bindung zu seinen Anhängern aufzubauen, und welche Marketingtechniken verwendet er dabei?

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Trump schafft eine emotionale Bindung, indem er sich als Kämpfer für das Volk positioniert. Er benennt die Ängste und Probleme der Menschen, verspricht Lösungen und macht klare, starke Aussagen wie: „Ich werde den Krieg in der Ukraine beenden.“ Er nutzt den Schmerz der Zielgruppe als Marketingstrategie und spielt mit ihren Ängsten, um ihnen gleichzeitig als scheinbar einziger eine Lösung anzubieten, was die Anhänger emotional bindet und sie zu loyalen Unterstützern macht.

Langeweile ist im Marketing immer schlecht

Was können Unternehmen und Einzelpersonen aus Trumps Umgang mit Social Media lernen, um ihre eigene Marke zu stärken?

Unternehmen müssen wie Trump klare Positionen beziehen und diese konsequent vertreten. Wer für etwas steht, wird immer Kritiker haben, aber nur durch eine klare Haltung kann eine starke Marke aufgebaut werden. Zudem sollten Unternehmer bereit sein, den Gegenwind auszuhalten und sich nicht von der Meinung der breiten Masse abbringen lassen. Versucht ein Unternehmer, allen zu gefallen, wird er niemals zu einer Marke und auch niemals von den Menschen anerkannt. Stattdessen wirkt er langweilig – und Langeweile ist im Marketing immer schlecht.

Trump hat häufig polarisierende Aussagen gemacht. Wie wichtig ist Kontroversität in seiner Marketingstrategie und wie wirkt sie sich auf die Wahrnehmung seiner Marke aus?

Kontroversität spielt eine zentrale Rolle in Trumps Marketingstrategie. Durch seine polarisierenden Aussagen sorgt er dafür, dass er immer im Gespräch und in den Medien bleibt, selbst wenn er kritisiert wird. Seine Kontroversität hilft dabei, eine klare Trennlinie zwischen seinen Anhängern und Gegnern zu ziehen, was seine Marke stärkt. Für seine Unterstützer ist er der „Champion des Volkes“, während seine Kritiker ihn als problematisch empfinden. Doch genau diese starke Polarisierung sorgt dafür, dass Trump nicht in der Bedeutungslosigkeit verschwindet, sondern ständig im Fokus bleibt.

Wie hat Trump die Medien genutzt, um sich selbst und seine Botschaften zu bewerben? Welche Taktiken sind besonders erfolgreich?

Eine der effektivsten Taktiken waren seine provokanten und einprägsamen Aussagen, die in den Nachrichten sofort Aufmerksamkeit erregten. Besonders erfolgreich ist seine Nutzung der Plattform X, auf der er direkt mit seiner Zielgruppe kommuniziert, ohne Filter durch Journalisten. Dadurch kann er nicht nur schnelle Reaktionen hervorrufen, sondern auch die öffentliche Agenda mitbestimmen.

Andreas Bäuerlein, Social-Media-Experte, erklärt, wie Trump es schafft, mit klaren Botschaften, emotionaler Bindung und kontroversen Aussagen eine Marke zu etablieren, die konstant im Fokus bleibt. Foto: ADS KING GmbH

Andreas Bäuerlein, Social-Media-Experte, erklärt, wie Trump es schafft, mit klaren Botschaften, emotionaler Bindung und kontroversen Aussagen eine Marke zu etablieren, die konstant im Fokus bleibt.

Foto: ADS KING GmbH

Wahrnehmung von Authentizität spielt eine Rolle

Welche Rolle spielt Authentizität in Trumps Selbstvermarktung und wie hat er diesen Aspekt in seiner politischen Laufbahn eingesetzt?

Trotz seiner oft polarisierenden Aussagen und seines unkonventionellen Stils wird Trump von seinen Anhängern als „echt“ wahrgenommen – jemand, der nicht versucht, sich zu verstellen oder politisch korrekt zu sein. Diese Wahrnehmung von Authentizität hat ihm geholfen, sich als „Mann des Volkes“ zu positionieren, der nicht durch die üblichen politischen Strukturen und Einschränkungen gebunden ist.

Trump nutzt oft einfache, eingängige Slogans („Make America Great Again“). Wie wichtig sind solche Botschaften im Marketing?

Solche Slogans vermitteln eine klare, emotionale Botschaft, die leicht zu verstehen und zu erinnern ist. Sie sprechen die Ängste und Wünsche der Zielgruppe an und bieten eine einfache Lösung für komplexe Probleme.

Wie hat Trump seine Persönlichkeit als Marke positioniert und wie hat diese Markenidentität seine politischen Erfolge beeinflusst?

Trump hat seine Persönlichkeit als Marke stark betont, indem er sich als selbstbewusster, unerschrockener Unternehmer und Außenseiter dargestellt hat, der gegen das Establishment kämpft. Seine Selbstvermarktung als „Fighter“ appelliert an viele Wähler, die das Gefühl haben, dass traditionelle Politiker sie im Stich lassen. Durch diese starke Persönlichkeit als Marke konnte Trump eine treue Anhängerschaft aufbauen, die ihn nicht nur als Politiker, sondern als Symbol für Veränderung und Durchsetzungsvermögen sieht.

Welche Fehler sollten Markenverantwortliche vermeiden?

Viele Unternehmen möchten vielleicht versuchen, auch auf Kontroversität zu setzen. Doch das sollte man nicht einfach ohne eine klare, langfristige Markenstrategie machen. Trumps Erfolg beruhte darauf, dass seine polarisierenden Aussagen authentisch und konsequent waren, aber für viele Marken kann das eine gefährliche Strategie sein, die langfristig schädlich wirkt, wenn die Botschaften nicht gut durchdacht sind. Ein weiterer Fehler wäre, die Zielgruppe zu spalten, ohne gleichzeitig Lösungen oder Hoffnung anzubieten – Trumps Marketing war erfolgreich, weil er trotz seiner provokativen Aussagen konkrete Versprechen machte. Zudem sollten Unternehmer darauf achten, ihre Botschaften immer authentisch und konstant zu präsentieren, um das Vertrauen der Kunden nicht zu gefährden.

Über Andreas Bäuerlein:
Andreas Bäuerlein ist Online-Marketer mit langjähriger Erfahrung und der Geschäftsführer von ADS King. Die Online-Marketing-Agentur unterstützt Dienstleister, Berater und Coaches dabei, ihr Business in der digitalen Welt mit gezielten Online-Marketing-Strategien und dem Einsatz künstlicher Intelligenz zu skalieren.

Ein Beitrag von:

  • Alexandra Ilina

    Redakteurin beim VDI-Verlag. Nach einem Journalistik-Studium an der TU-Dortmund und Volontariat ist sie seit mehreren Jahren als Social Media Managerin, Redakteurin und Buchautorin unterwegs.  Sie schreibt über Karriere und Technik.

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