Kollegen-Knigge 20.04.2022, 10:04 Uhr

No-Go-Liste: Das sollten Sie nie zu Ihren Arbeitskollegen sagen

Im Büroalltag entscheidet nicht nur fachliches Können darüber, wie wir wahrgenommen werden, sondern auch, wie wir miteinander umgehen. Bereits ein unpassender Kommentar kann das Arbeitsklima belasten. Selten steckt Absicht dahinter, aber: Das sollten Sie nie zu Ihren Arbeitskollegen sagen.

Kolleginnen und Kollege im Gespräch

Es gibt Themen, über die sollten Sie mit Kollegen und Kolleginnen nicht sprechen. Wir haben die Top-No-Gos.

Foto: panthermedia.net/vadimphoto1@gmail.com

Ein falsches Wort, eine unbedacht wiederholte Frage oder gar eine Anmache – was für den einen vielleicht harmlos wirkt, kann im Arbeitsalltag schnell für Zündstoff sorgen. Das passiert oft in Sekundenschnelle und sorgt im besten Fall für Stirnrunzeln beim Gegenüber. Und im schlechteren Fall für ein klärendes Gespräch mit der HR. Aus diesem Grund ist es wichtig, solchen Situationen vorzubeugen und ein feines Gespür für die eigene Kommunikation zu entwickeln, und wie sie auf andere wirkt.

1. Sex und Religion sind tabu

Im Job darf es durchaus menschlich zugehen. Ein kurzer Einblick ins Familienleben oder eine harmlose private Anekdote sind völlig unproblematisch. Doch alles, was auch nur im Entferntesten eine sexuelle Bedeutung haben könnte, gehört nicht in den beruflichen Kontext. Niemand möchte erfahren, wie es im Liebesleben aussieht oder welche sehr persönlichen politischen oder religiösen Überzeugungen vertreten werden. Äußerungen in diesem Terrain sind nicht nur unangenehm für alle Beteiligten, sondern können schnell Grenzen überschreiten und Konsequenzen nach sich ziehen.

2. Büro-Talk über Intimes und Gesundheit

Intime Geheimnisse und gesundheitliche Probleme haben im Büro-Talk wenig verloren. Solche Themen lösen schnell unerwünschtes Kopfkino aus, befeuern die Gerüchteküche und führen in der Regel eher dazu, sich selbst zu schaden, als Verständnis bei den Kollegen zu ernten. Es gibt aber eine Ausnahme: Wenn gesundheitliche Probleme die eigene Arbeitsfähigkeit tatsächlich beeinflussen, wie zum Beispiel bei einer chronischen Erkrankung oder einem tiefergehenden medizinischen Problem, das bestimmte Aufgaben oder Tätigkeiten erschwert, ist es angebracht, die Kollegen darüber zu informieren. Allerdings sachlich und ohne daraus ein Dauerthema zu machen. Ständiges Jammern schafft nämlich eher Belastungen im Miteinander, und das Team kann eine professionelle Beratung oder therapeutische Unterstützung nicht ersetzen.

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3. Ständiges Lamentieren nervt

Wer im Büroalltag fortlaufend über alles Mögliche klagt – über Vorgesetzte, Prozesse, zu hohe Arbeitslast oder vermeintlich schlechte Bedingungen – stellt sich langfristig selbst ins Abseits. Ständiges Lamentieren wirkt nicht nur destruktiv, sondern hinterlässt den Eindruck, Herausforderungen lieber zu kommentieren als anzugehen. Auf Dauer belastet diese Haltung das Arbeitsklima und nimmt Kolleginnen und Kollegen die Motivation, gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Professionell verhält sich dagegen, wer Missstände sachlich beim Namen nennt, Verantwortung übernimmt und aktiv an Verbesserungen arbeitet. Dazu gehört auch, das Gespräch mit der Führungskraft zu suchen oder konkrete Vorschläge zu liefern.

4. Geheimnisse verraten

Egal, ob private oder berufliche Informationen betroffen sind: Wer das Vertrauen anderer missbraucht und vertrauliche Inhalte weitergibt, verspielt dauerhaft jeden Kredit. Solches Verhalten spricht sich schnell herum – und selbst weniger wichtige Neuigkeiten werden künftig bewusst an Personen mit einem gewissen Plaudertaschen-Status vorbeigelenkt. Der Preis dafür ist hoch, denn ein angeknackstes Verhältnis zu Kolleginnen und Kollegen, sinkende Glaubwürdigkeit sowie ein Sympathieverlust lassen sich nur schwer wieder einfangen. Dazu gesellt sich ein weiterer Aspekt, der oft unterschätzt wird. Vertraulichkeit ist ein Grundpfeiler professioneller Zusammenarbeit. Wer sich daran hält, schafft Sicherheit und Verlässlichkeit im Team. Deshalb gilt die Regel ohne Ausnahme, Vertrauliches bleibt vertraulich. Punkt.

5. Schweigen ist Gold

Bei persönlichen und heiklen Themen, etwa einem geplanten Jobwechsel, ist Zurückhaltung oft die beste Strategie. Solange das Thema nicht in Sack und Tüten ist, sollte darüber absolutes Stillschweigen bewahrt werden. Ein vorschnell geteilter Karriereplan kann schnell einmal nach hinten losgehen. Vor allem dann, wenn die neue Stelle kurzfristig platzt und im Team der Eindruck entsteht, unzuverlässig und illoyal zu sein. Diskretion schützt daher nicht nur die eigene Position, sondern auch das Verhältnis im Team. Sobald Entscheidungen feststehen, lässt sich das immer noch offen im Unternehmen kommunizieren, aber eben zum richtigen Zeitpunkt.

6. Smartphone-Sucht ausleben

Fast jedes Team kennt die Situation, dass während Meetings, beim Mittagessen oder sogar im Gespräch selbst der Blick einzelner Kollegen ununterbrochen aufs Smartphone wandert. Dieses Verhalten mag auf den ersten Blick harmlos wirken, sendet jedoch eine ganz deutliche Botschaft. Wer permanent aufs Display starrt, vermittelt Desinteresse, fehlende Konzentration und den Eindruck, dass andere Themen wichtiger sind als das aktuelle Gespräch. Das wirkt schnell unkollegial und untergräbt die eigene Professionalität. In Gesprächen oder Meetings also idealerweise sämtliche Benachrichtigungen stummschalten – oder, so viel Höflichkeit muss sein, den Anwesenden erklären, warum man selbst dringend erreichbar sein muss.

7. No-Go-Klassiker: Pauschalieren und übertreiben

Sätze wie „Warum machst du das immer so?“, „Hier ist doch klar, wer die Fehler macht!“ oder „Du kümmerst dich nie um das, was gesagt wird“ gehören zu den Klassikern, die garantiert verletzen. Solche pauschalen Verurteilungen treffen aber eher selten zu und verlagern den Fokus weg vom eigentlichen Problem. Natürlich lässt sich Ärger nicht immer vermeiden, aber die zugrunde liegenden Probleme sollten stets ehrlich und konkret geäußert werden – ohne einen Hang zu Übertreibungen. Die Wortwahl macht hier den Ton, und Begriffe wie „immer“, „nie“ oder „typisch“ gießen noch mehr Öl ins sprachliche Feuer. In so einem Szenario ist es besser, auf konkrete Situationen oder Beispiele zu verweisen. Das nimmt den Druck aus dem Gespräch und schafft Raum für konstruktive Kritik sowie das gemeinsame Arbeiten an einer Lösung.

 

Laut reden oder telefonieren kann als No Go im Büro empfunden werden. Foto: panthermedia.net/GaudiLab

Laut reden oder telefonieren kann als No Go im Büro empfunden werden.

Foto: panthermedia.net/GaudiLab

 

8. Laut sprechen im Büro

Es hallt und schallt durchs Großraumbüro, wenn der Kollege telefoniert oder gar mit der Geliebten turtelt. Bereits ein einziger lauter Anruf kann ausreichen, um die Konzentration aller Anwesenden zu stören. Besonders dann, wenn es sich um private, oder im schlimmsten Fall sehr private, Gespräche handelt, die in voller Lautstärke geführt werden. Das ist nicht nur rücksichtslos, sondern hindert andere am ungestörten Arbeiten. Eine kräftige Stimme ist beim Telefonieren möglicherweise besser mit einer eigenen, abgetrennten Räumlichkeit bedient. Doch nicht jeder ist sich seines lauten Organs bewusst – hier gilt: Besser einmal nachfragen und sicherstellen, dass die Kollegen sich nicht dadurch gestört fühlen.

9. Besserwisserei und Respektlosigkeit

Besserwisserei ist einer der zuverlässigsten Stimmungskiller im Büro. Wer andere ständig unterbricht, ungefragt korrigiert oder in belehrendem Tonfall erklärt, wie die Welt funktioniert, wirkt schnell überheblich. Natürlich soll die eigene Meinung vertreten, aber nicht gleichzeitig andere Ansichten diskreditiert werden. Selbst dann, wenn die eigene Einschätzung fachlich richtig sein sollte, bringen herablassende Kommentare wie „Das ist doch Quatsch, so denkt hier keiner“ die Konversation nicht weiter. Ein simples „Ich sehe das etwas differenzierter“ oder „Wir könnten das noch ergänzen“ schafft ein konstruktives Miteinander und Raum für eine sachliche Diskussion. Immerhin ist eine respektvolle Gesprächskultur nicht bloß ein Soft Skill, sondern die Grundzutat für erfolgreiches Teamwork.

10. Nicht zuhören

Zuhören zählt zu den am meisten unterschätzten Kompetenzen im Arbeitsalltag. Wer Kolleginnen und Kollegen ständig unterbricht oder ihnen nicht die Chance gibt, einen Gedanken zu Ende zu führen, sendet ein ganz klares Signal. Die eigenen Ideen sind viel wichtiger als die des Gesprächspartners. Das wirkt schnell arrogant und nimmt anderen die Motivation zur Mitarbeit. Und nicht zuletzt gilt: Wer nicht zuhören kann, dem wird bald auch nicht mehr zugehört. Vor allem in technischen Umgebungen zahlt sich aktives Zuhören aus. Wer zwischendurch gelegentlich bewusst nachfragt, stets ausreden lässt und unterschiedliche Perspektiven anerkennt, erweitert letzten Endes nicht nur den eigenen Horizont, sondern ermöglicht auch sinnvollere und produktivere gemeinsame Ideen und Entscheidungen.

Teamfähigkeit als Soft Skill

Teamfähigkeit gehört heute zu den wichtigsten Skills. Kollegen sollen sich untereinander gut verstehen sowie bei Projekten bereichernd zusammenarbeiten und einander fachlich ergänzen. Ein respektvolles Miteinander steht idealerweise an oberster Stelle. Wer in ein Fettnäpfchen tritt, kann sich schnell ins Aus schießen. In Bewerbungen geben fast alle an, die besten Teamplayer zu sein, doch erst im Alltag zeigt sich, wer das Zeug zum wahren Teamplayer hat.

Darüber hinaus gibt es einige Sätze und Formulierungen, mit denen es die Karriereleiter auch bergab gehen kann, statt hinauf. Ein Satz wie „Mir egal“ signalisiert etwa fehlende Haltung und mangelnde Bereitschaft, Entscheidungen im Team oder im Unternehmen mitzutragen. Hier lautet die Devise: Lieber einmal anecken, anstatt den Weg des geringsten Widerstands zu gehen.

Zu den weiteren No-Go-Sätzen zählt das klassische „Das geht nicht“. Eine gesunde Portion Realismus ist im Job zwar angebracht, aber konstruktive Mitarbeit bedeutet auch, Alternativen oder Optimierungen aufzuzeigen, statt Ideen gleich direkt zu blockieren. Teammitglieder, die Ideen blockieren, kommen nicht gut an, doch mit der passenden Strategie lässt sich konstruktiv eingreifen:

  • Die Idee des Kollegen würdigen
  • Eigene Zweifel begründen
  • Optimierung oder andere Herangehensweise vorschlagen

Eine Antwort kann zum Beispiel wie folgt aussehen: „Diese Idee finde ich großartig, aber ich denke, dass wir dafür ein höheres Budget benötigen. Was meinen Sie?“

Wie spreche ich meinen Kollegen an?

Was für die generelle Kommunikation gilt, lässt sich auch auf das Berufsleben übertragen, und gilt auch für Übertreibungen. Aussagen wie „immer“ oder „nie“ ist in den wenigsten Fällen das passende Wording und sorgt schnell für einen vorwurfsvollen Ton, auch wenn das gar nicht beabsichtigt ist. Solche Begriffe führen fast unvermeidlich zu einer Abwehrreaktion beim Gesprächspartner. Zielführender ist es, die Dinge konkreter zu benennen und Zeitpunkte oder Beispiele zu konkretisieren. Auf diese Weise lässt sich störendes Verhalten besser und auf Augenhöhe ansprechen, ohne dass sich Kollegen gleich angegriffen fühlen. Es gilt also: Beobachtetes beschreiben und die eigenen Aussagen klar formulieren. Dadurch entsteht in beinahe jeder Situation ausreichend Raum für einen konstruktiven Austausch.

Ein Beitrag von:

  • Chris Löwer

    Chris Löwer

    Chris Löwer arbeitet seit mehr als 20 Jahren als freier Journalist für überregionale Medien. Seine Themenschwerpunkte sind Wissenschaft, Technik und Karriere.

  • Silvia Hühn

    Silvia Hühn ist freie Redakteurin mit technischem Fokus. Sie schreibt unter anderem über die Rekorde dieser Welt und verfasst Ratgeber.

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