Tesla, VW und ZF verlieren Ansehen bei Studierenden
Automobilunternehmen, die Arbeitsplätze abbauen oder anders negativ in die Schlagzeilen kommen, verlieren in den aktuellen Rankings unter Studierenden an Attraktivität. Deutliche Verluste verzeichnen unter anderem Volkswagen und Tesla. Der Rüstungskonzern Rheinmetall legt zu. Das ist das Ergebnis einer Erhebung der Employer-Branding-Beratung Universum.

Da wollen deutlich weniger Studierende das Steuer übernehmen: Tesla hat als Arbeitgeber im Beliebtheitsranking von Studierenden 22 Plätze eingebüßt.
Foto: mauritius images / Chromorange
Automobilunternehmen und -zulieferer verlieren in Deutschland und anderen europäischen Ländern, wie Frankreich und Italien, weiterhin an Attraktivität. Hierzulande büßt Tesla 22 Plätze bei den Studierenden der Wirtschaftswissenschaften und 17 im Ingenieurwesen ein. Volkswagen fällt um 14 Plätze bei angehenden Wirtschaftswissenschaftlerinnen und Wirtschafswissenschaftlerinnen und um sechs im Ingenieurwesen-Ranking.
VW fällt im Ranking um 14 Plätze
Das Unternehmen zählt damit für angehende Ingenieurinnen und Ingenieure nicht mehr zu den Top-Ten-Arbeitgebern. In diesem Fachbereich rutschen zudem MAN Truck & Bus (-30), Ford Motor Company (‑34), Continental (‑12) und ZF Friedrichshafen (‑32) deutlich im Ranking ab. Für den Universum Student Survey wurden zwischen November 2024 und Mai 2025 deutschlandweit 23.607 Studierende befragt, was ihnen bei Job und Karriere wichtig ist.
Studierende reagieren auf die wirtschaftliche Entwicklung im Automobilbau
Alle diese Unternehmen haben mehrere Tausend Entlassungen umgesetzt oder angekündigt. Damit zeigt sich laut Studienautoren erstmals bei den Studierenden ein direkter Zusammenhang zwischen der aktuellen wirtschaftlichen Lage und der Wahrnehmung von Unternehmen als attraktive Arbeitgeber. So deutlich war das bislang lediglich bei den Young Professionals zu sehen.
Studienautoren: Porsche wird als moderner angesehen
Ein Beispiel dafür sei Porsche. Das Unternehmen verteidigt seine Spitzenposition bei Studierenden der Wirtschaftswissenschaften und des Ingenieurwesens. „Mit seinem Lifestyle-Image vermittelt Porsche ein Gefühl von Exklusivität. Gleichzeitig betreibt das Unternehmen gezielt gutes Arbeitgebermarketing, indem es Themen wie Innovation, Digitalisierung und Nachhaltigkeit kommuniziert, während es auf das Traditionsimage setzt“, so David Falzon, der das Deutschlandgeschäft bei Universum verantwortet.
Es liegt nahe, dass Studierende, die früher Unternehmen wie Volkswagen oder Tesla bevorzugt hätten, Porsche inzwischen als die modernere und attraktivere Alternative innerhalb der Branche wahrnehmen. Zudem ist das Unternehmen weniger durch negative Schlagzeilen belastet als Volkswagen oder Tesla.
Stärkerer Fokus auf nationaler Sicherheit – Rheinmetall unter den Top Ten
Die Verteidigungs-, Luft- und Raumfahrtbranche gewinnt laut Universum-Studie weiterhin an Attraktivität (+1,6 %). Allen voran steigt Rheinmetall im Vergleich zum Vorjahr im Ingenieurwesen-Ranking um sieben Plätze auf Rang 8 und schafft es damit in die Top Ten. Im IT-Ranking klettert Rheinmetall sogar 19 und bei angehenden Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftler acht Plätze nach oben. Auch in Schweden, Dänemark und Finnland wird die Branche zunehmend attraktiver. Dieser Trend verdeutliche einen weltweiten Wandel. Unternehmen mit einem klaren Bezug zu Sicherheit würden zunehmend an Bedeutung und gesellschaftlichem Ansehen gewinnen.
Banken als größte Gewinner
Mit einem Anstieg von 1,9 % erzielt die Bankenbranche den größten Sprung im Ranking. Mögliche Gründe könnten in einem Imagewandel liegen: Starke Investitionen in Digitalisierung, Start-up-Kollaborationen und nachhaltige Finanzprodukte machen die Unternehmen zunehmend moderner. Darüber hinaus finden laut Studie Studierende hier klare Strukturen, gute Einstiegsgehälter und Entwicklungsmöglichkeiten.
Auch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften legen wieder zu
In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und geopolitischer Spannungen gewinnt die Finanzbranche offenbar wieder an Attraktivität – nicht zuletzt, weil sie für viele nach wie vor für Sicherheit und Stabilität steht, lautet das Fazit der Autoren. Deutlich zugelegt hat außerdem Accounting und Wirtschaftsprüfung (+1,5 %). Die Branche ist ebenfalls durch planbare Karrierewege gekennzeichnet und vor allem bei BWL-Studierenden sehr gefragt. Gleichzeitig investieren die Big 4 – Deloitte, EY (Ernst & Young), KPMG und PricewaterhouseCoopers (PwC) – massiv in Universitätsmarketing und Nachwuchsförderung.
Welche Unternehmen sind die attraktivsten Arbeitgeber für Studierende?
An der Spitze der Rankings in den Fachbereichen Wirtschaftswissenschaften, Ingenieurwesen, IT und Naturwissenschaften gibt es in diesem Jahr nur wenige Veränderungen. In den Naturwissenschaften tauschen die Top 4 lediglich die Plätze, während in den Wirtschaftswissenschaften alle Top-5-Unternehmen ihre Positionen behaupten.
Siemens zählt bei den Ingenieuren zu den Gewinnern
Mit jeweils zwei Plätzen machen Siemens und SAP die größten Sprünge nach oben. Dadurch landet Siemens bei den angehenden Ingenieurinnen und Ingenieuren auf Rang zwei. Den dritten Platz belegt die BMW Group (-1), auf Platz vier bei den Ingenieuren ist die Mercedes-Benz Group (-1) und Platz fünf belegt unverändert Audi. SAP schafft es bei IT-Studierenden in die Top 5.
Was macht Unternehmen für Studierende in Deutschland zu einem attraktiven Arbeitgeber?
Immer stärker rücken laut Umfrage sogenannte „weiche“ Faktoren in den Mittelpunkt, bei denen die Mitarbeitenden im Fokus stehen. Respekt, flexible Arbeitsbedingungen und Work-Life-Balance haben bereits in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen. Im aktuellen Ranking führen „Respekt für die Mitarbeitenden“ und „Wohlbefinden der Mitarbeitenden“ erstmals die Liste der Top-Arbeitgebereigenschaften an.
Nachhaltigkeit hat an Bedeutung verloren
Für 59 % bzw. 51 % aller Studierenden zählen beide zu den wichtigsten Faktoren, wenn es um ihren zukünftigen Job geht. Damit sind sie erstmals sogar wichtiger als klassische Faktoren wie Gehalt und Prestige. Auch Nachhaltigkeit und Innovation verlieren wieder an Bedeutung bei der Wahl des zukünftigen Jobs.
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