Wie wird man eigentlich Professor?
Ingenieure und Informatiker, die an einer Karriere in Forschung oder an einer Hochschule interessiert sind, denken oft auch über eine Professur nach. Doch wie wird man Professor?
Karrierewege zur Professur: Herausforderungen, Chancen und der Generationenwechsel an deutschen Hochschulen..
Foto: panthermedia.net/VitalikRadko
„Sehr geehrter Herr Professor, liebe Frau Professorin…“ – klingt nach einer schönen Anrede, nach viel Respekt und Ansehen. Doch was steckt eigentlich hinter diesem Titel?
Inhaltsverzeichnis
- Was man mitbringen muss – Die Voraussetzungen für eine Professur
- Drei Wege zum Professorentitel – vom Klassiker bis zur Quereinstiegschance
- Großer Generationswechsel an Deutschlands Hochschulen
- Mangel an Informatik-Professoren – Wege zur Professur müssen attraktiver werden
- Was ist Tenure-Track?
- So gelingt der Weg zur festen Professur im Tenure-Track
- Was ist ein Honorarprofessor?
Ein Professor ist nicht nur jemand, der vor einer großen Tafel oder einem Beamer steht und Vorlesungen hält. Er oder sie begleitet Studierende durch ihr Studium, betreut Abschlussarbeiten und hilft dabei, Wissen zu vertiefen. Neben der Lehre spielt auch die Forschung eine große Rolle: In eigenen Projekten und Veröffentlichungen wird Neues entdeckt und zum wissenschaftlichen Fortschritt beigetragen. Und dann gibt es noch die eher unsichtbaren Aufgaben – Sitzungen, Gremienarbeit, Studiengänge mitgestalten. Kurz gesagt: Professor sein bedeutet weit mehr, als „nur“ zu unterrichten.
Der Professorentitel steht für Fachwissen, Erfahrung und eine besondere Position in der Gesellschaft. Wer ihn trägt, hat sich jahrelang durch Studium, Forschung und Lehre bewährt. Professorinnen und Professoren gelten als Expertinnen und Experten in ihrem Gebiet – Menschen, die nicht nur Wissen vermitteln, sondern es auch selbst erweitern. Der Titel signalisiert also nicht nur Bildung, sondern auch Engagement für Wissenschaft, Fortschritt und die Ausbildung der nächsten Generation.
Was man mitbringen muss – Die Voraussetzungen für eine Professur
Wer Professor oder Professorin werden möchte, braucht weit mehr als nur Begeisterung für das eigene Fach. Der Weg dorthin ist anspruchsvoll und setzt mehrere Bausteine voraus.
Fachliche Qualifikation (Studium, Promotion)
Am Anfang steht ein abgeschlossenes Hochschulstudium im jeweiligen Fachgebiet. In der Regel folgt darauf eine Promotion, bei der eigenständig wissenschaftlich geforscht und eine Doktorarbeit verfasst wird. Dieser akademische Grad zeigt, dass man komplexe Themen vertiefen und neue Erkenntnisse schaffen kann.
Forschungserfahrung und Publikationen
Ein wichtiger Teil der Qualifikation ist die eigene Forschung. Wer eine Professur anstrebt, sollte nach der Promotion weitere wissenschaftliche Projekte vorweisen können. Besonders wichtig sind Veröffentlichungen in anerkannten Fachzeitschriften oder Konferenzbänden – sie machen die eigenen Ergebnisse sichtbar und zeigen, dass man in der Fachwelt mitreden kann.
Pädagogische Eignung und Lehrerfahrung
Lehre ist ein zentraler Teil der Professur. Deshalb wird erwartet, dass Bewerberinnen und Bewerber Erfahrung im Unterrichten haben, zum Beispiel durch Seminare, Tutorien oder Gastvorlesungen. Ebenso wichtig ist die Fähigkeit, komplexe Inhalte verständlich zu erklären und Studierende zu motivieren.
Drei Wege zum Professorentitel – vom Klassiker bis zur Quereinstiegschance
Es gibt nicht nur einen festen Weg, um Professor oder Professorin zu werden – vielmehr führen verschiedene Routen zum Ziel. Welche man wählt, hängt oft vom eigenen Werdegang und den Karriereplänen ab.
Habilitation – der klassische Weg
Der traditionelle Weg führt über die Habilitation. Dabei handelt es sich um eine umfangreiche wissenschaftliche Arbeit, die zeigen soll, dass man eigenständig forschen und lehren kann. Wer habilitiert ist, hat offiziell die Lehrbefähigung für Universitäten. Es ist der „altehrwürdige“ Pfad zur Professur, der immer noch an vielen Hochschulen geschätzt wird.
Juniorprofessur – der moderne Einstieg
Seit einigen Jahren gibt es als Alternative die Juniorprofessur. Sie richtet sich vor allem an junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die schon früh eigenständig forschen und lehren wollen. Oft ist sie zeitlich befristet und kann – bei guter Leistung – direkt in eine Lebenszeitprofessur münden.
Berufung aus der Praxis – besonders an Fachhochschulen
Wer viel Berufserfahrung außerhalb der Hochschule gesammelt hat, kann vor allem an Fachhochschulen eine Professur erreichen. Hier zählen neben dem Studium und der Promotion vor allem praktische Expertise, Projekterfahrung und Kontakte in die Wirtschaft. Das macht diesen Weg besonders attraktiv für Ingenieurinnen, Informatiker oder andere praxisnahe Fachleute.
Großer Generationswechsel an Deutschlands Hochschulen
Wie viele Professorinnen und Professoren gibt es eigentlich in Deutschland? Eine aktuelle, alarmierende Studie zeigt: Ab 2029 erreichen jedes Jahr mindestens 2.000 Hochschullehrende das Rentenalter. Besonders betroffen sind Fächer wie die Evangelische Theologie, wo bis 2033 mehr als die Hälfte der Lehrkräfte in den Ruhestand geht. Laut Statistischem Bundesamt gab es 2023 noch 43.078 fest angestellte Professorinnen und Professoren unter 65 Jahren – fast die Hälfte von ihnen wird bis 2033 ausscheiden. Über diese Entwicklung und ihre Folgen haben wir bereits ausführlich berichtet.
Mangel an Informatik-Professoren – Wege zur Professur müssen attraktiver werden
An den Universitäten fehlen bald gute Professorinnen und Professoren in der wichtigen Informatik. Das liegt vor allem daran, dass die Karrierewege für besonders talentierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler oft unklar und unsicher sind.
Der Fakultätentag Informatik hat deshalb Vorschläge gemacht, um den Weg zur Professur einfacher und attraktiver zu gestalten.
Viele junge Forschende und auch gut ausgebildete Experten aus Unternehmen finden die Professur heute weniger spannend. Das liegt nicht nur an den hohen Gehältern in der IT-Branche. An Universitäten wissen junge Wissenschaftler oft erst mit Mitte oder Ende 30, ob sie dort bleiben können – das ist sehr unsicher und vergleichbar mit einem Glücksspiel. Außerdem erschwert diese Ungewissheit die Entscheidung, eine Familie zu gründen.
Der Fakultätentag Informatik schlägt vor, die Karrierewege zur Professur attraktiver zu machen – vor allem durch mehr Juniorprofessuren mit Tenure-Track. Dabei können junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schon früh eigenverantwortlich in Lehre, Forschung und Drittmitteleinwerbung arbeiten.
„Die Juniorprofessur mit Tenure-Track wird in den Bundesländern und an den Universitäten unterschiedlich und teils wenig attraktiv umgesetzt. Oft findet eine Selektion bereits während des Berufungsverfahrens zur Juniorprofessur statt, so dass eher Personen mit einer längeren Postdoc-Phase zum Zuge kommen. Oder die Tenure-Hürde wird sehr hoch angesetzt, so dass Kandidierende an ihre Belastungsgrenzen stoßen.“, erklärt der Vorsitzende des Fakultätentag Informatik, Prof. Dr. Gerald Lüttgen in einer Pressemitteilung.
Was ist Tenure-Track?
Tenure-Track ist ein Karriereweg an Hochschulen, der jungen Wissenschaftlern den Weg zu einer festen Professur ermöglicht.
Dabei bekommen sie zunächst eine befristete Stelle als Juniorprofessor oder Juniorprofessorin, meist für mehrere Jahre. Während dieser Zeit müssen sie zeigen, dass sie in Forschung, Lehre und Drittmitteleinwerbung erfolgreich sind. Am Ende steht eine Bewertung (Evaluation).
Wenn diese positiv ausfällt, bekommen sie eine unbefristete Professur („Tenure“), das heißt eine feste Stelle mit langfristiger Arbeitsplatzsicherheit. Wenn die Bewertung negativ ist, endet meist das Beschäftigungsverhältnis.
Mit anderen Worten: Tenure-Track ist ein „Probezeit“-Modell, das junge Wissenschaftler auf eine feste Professur vorbereitet – mit klaren Zielen und Erwartungen.
So gelingt der Weg zur festen Professur im Tenure-Track
Wie international üblich, soll der Tenure-Track eine Qualifikationsprüfung sein, das heißt: Nicht jede Juniorprofessur führt automatisch zu einer festen Professur. Anders als in Nordamerika sollten diese Tenure-Track-Stellen aber von ausreichend vielen unbefristeten Professuren abgesichert sein.
Juniorprofessorinnen und -professoren sollen während ihrer Zeit gut in die Fakultät eingebunden und durch Mentoring unterstützt werden. Außerdem brauchen sie regelmäßiges Feedback, nicht nur bei Zwischen- und Abschlussbewertungen. Zielvereinbarungen und Prüfungen zum Tenure müssen klar, verbindlich und transparent sein.
Der Fakultätentag möchte bei der Entwicklung von einheitlichen, fachbezogenen Empfehlungen mitwirken, die an allen Hochschulen gelten. Sollte eine Juniorprofessur nicht erfolgreich verlaufen, soll die Person mindestens sechs bis zwölf Monate weiterbeschäftigt und bei der beruflichen Neuorientierung unterstützt werden – sowohl innerhalb als auch außerhalb der Universität.
Professor Lüttgen ist der Ansicht, dass die Juniorprofessur mit Tenure-Track so gestaltet werden könne, dass junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen attraktiven Karriereweg zur Professur vorfinden, der ihnen viel Eigenständigkeit und Planbarkeit biete. Er betont, dass die Auswahl der Besten keine Einbahnstraße sei, sondern Teil einer modernen und international anerkannten beruflichen Orientierungsphase. Selbst bei negativer Bewertung würden die Betroffenen wichtige Kompetenzen erwerben, die sie für verantwortungsvolle Positionen in Unternehmen oder für unbefristete Stellen neben der Professur qualifizieren. Abschließend fordert er die Politik auf, die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die Universitäten die Juniorprofessur attraktiv und praktikabel gestalten können.
Empfehlungen des Fakultätentag Informatik für attraktive Wege zur Professur
Was ist ein Honorarprofessor?
Ein Honorarprofessor ist ein Hochschullehrer, der meist neben seinem Hauptberuf an der Universität unterrichtet. Bevor jemand Honorarprofessor wird, muss er oder sie oft mehrere Jahre als Dozent oder Lehrbeauftragter gearbeitet und dabei gute Lehrfähigkeiten gezeigt haben. Außerdem sollten besondere wissenschaftliche oder künstlerische Leistungen vorliegen.
In einigen Bundesländern wird die Qualifikation zusätzlich von externen Gutachtern geprüft, in anderen nicht unbedingt.
Honorarprofessoren dürfen in den meisten Bundesländern den Titel „Professor“ tragen, ohne einen Zusatz. Sie halten Vorlesungen, prüfen Studierende und können in manchen Bundesländern auch Doktoranden betreuen.
Ein Doktortitel ist nicht immer zwingend erforderlich, um Honorarprofessor zu werden
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