Welche Städte in Deutschland jetzt Karrierechancen bieten
Beruf und Wohnort verändern sich – in deutschen Städten abseits der großen Metropolen entstehen neue Karriere-Hotspots. Koblenz, Dresden und Freiburg zeigen, wie sich Arbeitsmarkt und Leben vor Ort wandeln.

Neue Chancen jenseits der Metropolen: In vielen mittelgroßen Städten entstehen überraschende Karriere-Hotspots . z B. in Koblenz.
Foto: Alexandra Ilina
Es ist interessant zu beobachten, wohin einen der Beruf im Leben führen kann – in Städte, Regionen oder Länder, die man sich vielleicht nie als Wohnort vorgestellt hätte. Oft sind es Zufälle oder berufliche Chancen, die darüber entscheiden, wo man lebt. Und manchmal führt der Weg an Orte, die überraschend gut zu einem passen – oder auch nicht.
Gerade in schwierigen beruflichen Situationen, wie etwa einer Kündigung, wird deutlich, wie stark der Wohnort und die persönliche Mobilität das weitere Vorgehen beeinflussen. Nicht jeder kann oder will sein bisheriges Leben sofort hinter sich lassen, um in einer anderen Stadt neu anzufangen. Familiäre Bindungen, finanzielle Aspekte oder einfach das emotionale Band zur Region spielen dabei eine große Rolle.
Der Job und der Wohnort
„Wenn jemand an großen Automobilstandorten wie Stuttgart, Wolfsburg oder Leipzig entlassen wird und mit der Familie seit Jahrzehnten in der Region lebt, dann ist ein Umzug oft gar nicht möglich. Bei einem Gehalt von etwa 6.000 Euro brutto, hohen Mieten, hoher Abgabenlast und statistisch sowieso geringen Ersparnissen ist das kaum machbar. Der Spruch „Zweimal umgezogen ist wie einmal abgebrannt“ trifft da oft zu“, erklärte der Executive-Rekrutier Oliver Kempkens in einem Ingenieur.de-Interview.
Ein Umzug sei für viele Menschen auch finanziell kaum machbar. Denn wenn Arbeitsplätze wegfallen, entstehen neue Jobs nicht unbedingt am selben Ort – besonders deutlich werde das bei den großen Automobilstandorten und ihrer Zulieferindustrie.
Deshalb ist es umso wichtiger, berufliche Entscheidungen nicht nur im Hinblick auf die Karriere zu optimieren, sondern auch die Lebensrealität mit einzubeziehen. Der Wohnort ist mehr als nur ein geografischer Punkt – er ist Teil der eigenen Identität und des Alltagsgefühls.
Cities on the Rise – Deutschland 2025
Besonders interessant in diesem Zusammenhang ist die LinkedIn-Analyse „Cities on the Rise – Deutschland 2025: Karriere-Hotspots abseits der Metropolen“. Die Untersuchung hebt zehn Städte und Regionen hervor, die exemplarisch für den strukturellen Wandel von Wirtschaft und Arbeitsmarkt stehen. Abseits der bekannten Metropolen entstehen dort neue wirtschaftliche Chancen und technologische Innovationen, die wiederum Fachkräfte anziehen und die Attraktivität dieser Standorte erhöhen.
Für die Liste der „Cities on the Rise“ in Deutschland hat LinkedIn jene Metropolregionen ausgewählt, die auf dem Arbeitsmarkt besonders dynamisch sind und in denen mehr Berufstätige zu- als wegziehen. Die Dynamik wird gemessen durch die jährliche Zunahme an Neueinstellungen und Stellenanzeigen. Dabei wurden die Anzahl der Mitglieder, die im jeweiligen Jahr eine neue Position in ihrem Profil angegeben haben, sowie die Stellenanzeigen auf LinkedIn erfasst und ins Verhältnis zur durchschnittlichen Mitgliederzahl der Region gesetzt. Außerdem wurde ermittelt, wie viele Fachkräfte pro Jahr in eine Region ziehen im Vergleich zu denen, die wegziehen.
„Nahezu jede Region hat erkannt, wie wichtig es ist, lokale Startups zu fördern und Möglichkeiten der Vernetzung zwischen Wissenschaft und Industrie zu schaffen. So ist es kein Wunder, dass in den aufgelisteten Städten auch renommierte Hochschulen beheimatet sind. Heilbronn, Düsseldorf und Koblenz bauen starke KI-Zentren auf, während Dresden bei der Chip- und Halbleiterherstellung vorangeht. Grüne Technologien und Life Sciences entwickeln sich vor allem in Freiburg und der Rhein-Neckar-Region“ – heißt es seitens Linkedin.
Koblenz im Aufschwung
Koblenz überzeugt mit einer breit aufgestellten Wirtschaft: Startups wie nuwacom und Sdui, etablierte Konzerne und erfolgreicher Mittelstand sorgen für Dynamik. Besonders in den Bereichen Künstliche Intelligenz und Technologie wächst die Stadt, gestützt durch enge Kooperationen zwischen Hochschulen und Unternehmen. Gleichzeitig profitieren Beschäftigte von vergleichsweise günstigen Lebenshaltungskosten – mit durchschnittlich 11,90 Euro pro Quadratmeter liegt die Miete deutlich unter dem Niveau großer Städte wie München (22,64 Euro).
Top-Branchen sind Fertigung, Dienstleistungen und Bildung.
Dresden auf Wachstumskurs
Dresden hat sich als Zentrum der Halbleiter- und Chipherstellung etabliert – nicht umsonst gilt die Region als „Silicon Saxony“. Mit Unternehmen wie Infineon Technologies, GlobalFoundries und seit Kurzem auch Eckert & Ziegler SE wächst der Technologie-Standort kontinuierlich. Die Stadt überzeugt durch eine überdurchschnittlich hohe Produktivität – rund zehn Prozent über dem sächsischen Durchschnitt – und plant gezielt Investitionen in Infrastruktur, Verkehr und Bildung.
Zu den führenden Branchen zählen Dienstleistungen, Fertigung, Technologie sowie Information und Medien. Bedeutende Arbeitgeber sind die Technische Universität Dresden, GlobalFoundries und Infineon Technologies.
Freiburg setzt auf grüne Technologien und Life Sciences
Freiburg entwickelt sich zunehmend zu einem Zentrum für grüne Technologien und Life Sciences. Unternehmen wie Intuitive Surgical Devices, Pfizer und Sartorius investieren vor Ort. Die Hochschulen der Stadt fungieren als wichtige Impulsgeber für Innovation und Unternehmensgründungen – etwa bei Startups wie Senara GmbH, Black Forest Labs oder ionysis, das an nachhaltigen Lösungen für den Schwerlastverkehr arbeitet.
Freiburg punktet zudem mit einem grünen Stadtbild, hoher Lebensqualität und einem familien- und studierendenfreundlichen Umfeld. Wichtige Branchen sind Fertigung, Dienstleistungen und Bildung. Zu den größten Arbeitgebern zählen Sick, die Endress+Hauser Gruppe und Karl Storz.
Weitere aufstrebende Karriere-Standorte in Deutschland
Wie LinkedIn weiter ausführt, sind auch folgende Städte interessant: Die Metropolregion Rhein-Neckar mit Städten wie Heidelberg und Mannheim profitiert von einer starken Wirtschaftsstruktur und einem dynamischen Wachstum in Fertigung, Dienstleistungen und Bildung. Bremen hat sich als wichtiger Standort für maritime Wirtschaft und Logistik etabliert und bietet in diesen Bereichen vielfältige Karrierechancen. Münster überzeugt durch hohe Lebensqualität und ein stetiges Wachstum in Bildung, Gesundheitswesen und Dienstleistungen, was Fachkräfte anzieht.
Das Ruhrgebiet befindet sich in einem tiefgreifenden Strukturwandel, fokussiert auf Energiewende und den Übergang von Industrie zu modernen Dienstleistungssektoren. Düsseldorf wächst stark in den Bereichen Mode, Medien und Consulting und entwickelt sich zudem zu einem bedeutenden Fintech-Standort mit wachsender Startup-Szene. Heilbronn verzeichnet Bevölkerungszuwachs und investiert in innovative Projekte wie den geplanten KI-Park Ipai, was vielfältige Karrierechancen schafft. Karlsruhe punktet mit Innovationskraft in Künstlicher Intelligenz und Halbleiterindustrie sowie enger Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Unternehmen.
In den Kommentaren wird lebhaft diskutiert, ob die Ergebnisse der LinkedIn-Studie tatsächlich den Arbeitsmarkt und die Lebensrealität vor Ort widerspiegeln. Viele Nutzende betonen, dass sie aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen genau wissen, wie es um die Jobsituation und die Lebensqualität in den genannten Städten bestellt ist. Gleichzeitig gibt es auch kritische Stimmen – etwa zur Aufnahme von Düsseldorf, das als etablierte Großstadt und Top-Metropole eher nicht in die Kategorie der aufstrebenden, weniger beachteten Karriere-Hotspots passt.
München taucht zwar nicht im aktuellen Ranking der „Cities on the Rise“ auf – doch gerade hier eröffnen sich viele Karrierechancen. Wer diese Chancen nutzen will, hat am 25. September die perfekte Gelegenheit dazu: Beim VDI-nachrichten-Recruiting-Tag in München treffen Fachkräfte auf attraktive Arbeitgeber aus der Region. Unternehmen suchen hier gezielt nach neuen Talenten – eine gute Möglichkeit, den nächsten Karriereschritt zu machen.
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