Studie 29.10.2025, 08:00 Uhr

Welche Jobs ersetzt KI – und welche nicht?

KI verändert Jobs schneller als gedacht: Routinetätigkeiten verschwinden, Kreativität und Analysefähigkeiten gewinnen an Bedeutung. Wir zeigen, welche Berufe besonders betroffen sind, wie sich Arbeitsaufgaben verändern und wie gezieltes Re-Skilling Beschäftigte zukunftssicher macht.

KI Arbeit

Foto: Smarterpix/MP_foto71

Künstliche Intelligenz verändert die Arbeitswelt schneller, als viele dachten. Sie ersetzt nicht nur Tätigkeiten, sie gestaltet sie neu. Routinen verschwinden, komplexe Denkaufgaben bleiben – und viele Jobs bekommen ein völlig anderes Gesicht. Während KI monotone Prozesse übernimmt, gewinnen Kreativität, Empathie und strategisches Denken an Wert.

Doch was bedeutet das konkret? Welche Berufe verschwinden, welche bleiben – und wie verändern sich die Aufgaben?
Um Beschäftigte bei dieser Entwicklung zu unterstützen, veröffentlichte LiveCareer DE seinen neuen Report „Berufe, die KI ersetzen wird“. Er listet jene zehn Berufsfelder mit dem höchsten Risiko zur Verdrängung durch KI auf – und enthält gezielte Empfehlungen, welche krisensicheren Karrierewege sich lohnen könnten.

Wenn KI übernimmt: Von Routine zu Analyse

Viele Tätigkeiten, die auf wiederholbaren Mustern beruhen, werden heute automatisiert. Dateneingabe, Buchhaltung oder Telemarketing sind Paradebeispiele: Sie folgen klaren Regeln, und genau darin liegt ihre Schwäche im Wettbewerb mit Maschinen. Systeme, die Sprache verstehen, Texte prüfen oder Bilder erkennen, erledigen diese Aufgaben schneller, günstiger und fehlerfrei.

In Unternehmen ersetzen automatisierte Datenpipelines oder KI-gestützte Telefonassistenten menschliche Arbeit – und das mit erstaunlicher Präzision. Diese Entwicklung betrifft hunderttausende Arbeitsplätze weltweit. Doch sie eröffnet gleichzeitig neue Chancen für diejenigen, die sich weiterbilden und KI nicht als Gegner, sondern als Werkzeug begreifen.

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Re-skilling: Die stille Revolution der Arbeitswelt

Künstliche Intelligenz verändert nicht nur Arbeitsplätze – sie verschiebt das Fundament beruflicher Qualifikationen. Tätigkeiten, die früher über Jahre erlernt wurden, sind plötzlich teilautomatisiert. Gleichzeitig entstehen neue Aufgaben, für die es bislang keine Ausbildung gibt. Das führt zu einem tiefgreifenden Wandel: Wer im Beruf bleiben will, muss lernen, sich neu zu erfinden.

„Eine der effektivsten Strategien für Fachkräfte, um der durch KI bedingten Veränderung ihrer Rolle einen Schritt voraus zu sein, besteht darin, die eigenen Aufgaben kritisch zu analysieren. Dabei sollte man zunächst Tätigkeiten identifizieren, die stark repetitiv oder automatisierbar sind – denn genau diese Bereiche wird KI am wahrscheinlichsten übernehmen. Im Anschluss daran lassen sich die Fähigkeiten erkennen, die einzigartigen menschlichen Mehrwert bieten und KI sinnvoll ergänzen, etwa kreatives Problemlösen, strategisches Denken oder der direkte Austausch mit Kunden. Entscheidend ist, die Kompetenzen weiterzuentwickeln, die KI nicht ersetzen kann – insbesondere jene, die menschliche Stärken fördern und die Technologie sinnvoll ergänzen. Auf diese Weise können Fachkräfte nicht nur ihr eigenes Potenzial entfalten, sondern auch weiterhin entscheidenden Mehrwert schaffen, während sich die Arbeitswelt wandelt“, kommentiert Karriere-Expertin Jasmine Escalera gegenüber ingenieur.de.

Viele Unternehmen reagieren darauf pragmatisch: Sie bilden um, statt zu entlassen. Interne Lernplattformen, praxisnahe Schulungen und Kooperationen mit Fachhochschulen sollen Beschäftigte fit machen für den Umgang mit Daten, Automatisierung oder KI-gestützten Tools. Große Industrieunternehmen wie Siemens oder Bosch investieren bereits Milliarden in solche Programme.
Re-Skilling heißt in diesem Kontext nicht, sich völlig neu zu erfinden, sondern vorhandene Stärken in eine neue Arbeitslogik zu übersetzen. Wer Prozesse versteht, wird künftig Daten interpretieren. Wer mit Kunden spricht, lernt, KI-gestützte Systeme zu betreuen. Und wer heute Maschinen wartet, wird morgen die Algorithmen verstehen müssen, die sie steuern.

„Ein weiterer kluger Ansatz ist es, gezielt Netzwerke zu nutzen und die richtigen Fragen zu stellen: Wie wird KI meine Rolle und meine Branche verändern? Fachkräfte erhalten wertvolle Einblicke, wenn sie Führungskräfte in ihrem Unternehmen oder ihrer Branche danach fragen, welche Fähigkeiten künftig besonders gefragt sein werden. Wer versteht, wie KI eingesetzt wird, kann seinen Fokus auf genau die Kompetenzen richten, die wirklich relevant sind – und sich so unentbehrlich machen, während die Technologie die Arbeitswelt weiterhin transformiert.“, sagte Jasmine Escalera.

Wenn KI ergänzt: Menschliche Fähigkeiten bleiben unersetzlich

KI kann viel, aber nicht alles. Empathie, Intuition und situatives Urteilsvermögen bleiben Domänen des Menschen. Lehrkräfte, Therapeuten, Pflegekräfte, Manager oder kreative Köpfe bleiben unverzichtbar, weil ihre Arbeit auf Beziehung, Verständnis und Erfahrung basiert – Qualitäten, die Maschinen nur imitieren, nicht fühlen können.

Führungsrollen, kreative Berufe oder Tätigkeiten mit hoher sozialer Verantwortung werden daher nicht ersetzt, sondern durch KI erweitert. Wer in diesen Bereichen arbeitet, profitiert von neuen Werkzeugen, die Routine abnehmen und Freiraum für strategisches Denken schaffen.

Wie sich Jobs verändern: Vom Ausführen zum Gestalten

Die Zukunft der Arbeit wird weniger von der Angst vor dem Jobverlust geprägt sein, sondern von der Fähigkeit, sich anzupassen. Viele klassische Rollen werden zu hybriden Positionen, in denen Technikverständnis genauso wichtig ist wie menschliche Kompetenz.
Ein Kassierer wird zum Kundenbetreuer, ein Buchhalter zum Datenanalysten, ein Redakteur zum KI-gestützten Content-Stratege. Wer sich technisches Grundwissen aneignet – ob in Datenanalyse, Prozessautomatisierung oder KI-Tool-Nutzung – bleibt auch in einer digitalisierten Arbeitswelt gefragt.

Fünf  Berufe als Beispiel im Wandel

Hier sind fünf Berufe, die besonders stark vom technologischen Fortschritt betroffen sind – und wie sie sich verändern:

Datenerfasser/-in

Warum KI diesen Job ersetzt:
Das Erfassen und Übertragen von Daten ist eine klassische Routineaufgabe. Systeme mit optischer Zeichenerkennung (OCR) und maschinellem Lernen übernehmen heute die Eingabe aus Rechnungen, Formularen oder E-Mails nahezu fehlerfrei.
Wie sich der Job verändert:
Manuelle Dateneingabe verschwindet weitgehend. Gefragt sind nun Fachkräfte, die Datenprozesse kontrollieren, Fehlerquellen erkennen und Datenqualität sichern.
Zukunftstipp:
Weiterbildung in Datenanalyse, SQL oder Python öffnet den Weg in wachstumsstarke Felder wie Data Management oder Business Intelligence.

Telefonmarketing-Mitarbeiter/-in

Warum KI diesen Job ersetzt:
Sprachmodelle können heute Anrufe führen, Fragen beantworten und Kundengespräche automatisiert auswerten.
Wie sich der Job verändert:
KI übernimmt die Kaltakquise, Menschen konzentrieren sich auf beratende und komplexe Gespräche.
Zukunftstipp:
Wachstumsfelder liegen im digitalen Marketing oder CRM-Management, wo strategisches Denken und Kundenverständnis entscheidend sind.

Kundendienstmitarbeiter/-in (Basis-Support)

Warum KI diesen Job ersetzt:
Chatbots beantworten einfache Fragen sofort – rund um die Uhr.
Wie sich der Job verändert:
Der Mensch rückt in den Hintergrund bei Routineanfragen, bleibt aber entscheidend für sensible oder komplexe Fälle.
Zukunftstipp:
Weiterbildung in Customer Success Management oder technischem Support stärkt die Chancen im Service der Zukunft.

Kassierer/-in im Einzelhandel

Warum KI diesen Job ersetzt:
Selbstbedienungskassen und automatische Bezahlsysteme übernehmen immer mehr Transaktionen.
Wie sich der Job verändert:
Kassierer werden zu Kundenbetreuern, die Prozesse überwachen und Technikprobleme lösen.
Zukunftstipp:
Ein Umstieg in Einzelhandelsmanagement oder Logistikkoordination bietet langfristige Perspektiven.

Korrektor/-in und Lektor/-in

Warum KI diesen Job ersetzt:
Tools wie Grammarly oder DeepL Write erkennen und verbessern Sprache inzwischen auf professionellem Niveau.
Wie sich der Job verändert:
Routinekorrekturen laufen automatisiert, menschliche Lektoren konzentrieren sich auf Stil, Ton und Markenbotschaft.
Zukunftstipp:
Der Weg führt in Content-Strategie oder digitales Marketing, wo Sprachgefühl und Storytelling gefragt sind.

Der Mensch bleibt – aber anders

KI verändert die Arbeitswelt nicht nur technisch, sondern kulturell. Routinen verschwinden, Kreativität und analytisches Denken gewinnen. Rund 40 % der Unternehmen weltweit rechnen laut Studien damit, dass Automatisierung Arbeitsplätze kostet – doch gleichzeitig entstehen über 170 Millionen neue Jobs, vor allem dort, wo Mensch und Maschine zusammenarbeiten.
Die Zukunft gehört also nicht der KI allein, sondern jenen, die sie verstehen – und sie klug nutzen.

Mehr Infos

Im Rahmen der VDI-Initiative „Zukunft Deutschland 2050“ laden wir zur Expertenrunde zum Thema Re-skilling in Darmstadt ein. Hier bringen wir Fachleute aus Industrie, Wissenschaft und Politik zusammen, um gemeinsam Strategien für berufliche Weiterbildung und Qualifizierung zu entwickeln. Durch den Austausch unterschiedlicher Perspektiven wollen wir praxisnahe Lösungen erarbeiten, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer fit für die Herausforderungen der digitalen und technologischen Transformation machen.

Re-Skilling

Melden Sie sich für unsere Expertenrunde Re-Skill-ING: Zukunftschance für Ingenieur*innen am 7. November in Darmstadt an.

Und hier geht es zu unserem Recruiting-Tag in Darmstadt

Ein Beitrag von:

  • Alexandra Ilina

    Alexandra Ilina ist Diplom-Journalistin (TU-Dortmund) und Diplom-Übersetzerin (SHU Smolensk) mit mehr als 20 Jahren Berufserfahrung im Journalismus, in der Kommunikation und im digitalen Content-Management. Sie schreibt über Karriere und Technik.

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