Arbeitsmarkt 23.06.2025, 16:17 Uhr

Ingenieure überflügeln IT-Fachkräfte

Die wirtschaftlichen Probleme der Firmen machen sich auf dem Arbeitsmarkt für Ingenieure und Ingenieurinnen bemerkbar. Trotzdem sind sie Gewinner, denn sie sind laut Dekra-Arbeitsmarktreport gefragter als IT-Fachkräfte.

Ingenieure und Ingenieurinnen bleiben gefragt. Die Anzahl der offenen Stellen ist jedoch zurückgegangen. Foto: boggy22/smarterpix

Ingenieure und Ingenieurinnen bleiben gefragt. Die Anzahl der offenen Stellen ist jedoch zurückgegangen.

Foto: boggy22/smarterpix

Der VDI-/IW-Ingenieurmonitor Q4/2024 zeigt: Die Zahl offener Stellen in Ingenieur- und Informatikberufen sank im Vergleich zum Vorjahresquartal um 25,7 Prozent auf 118.250.Dennoch bleibe der Bedarf an qualifizierten Fachkräften hoch und Engpässe bestünden weiter, so der VDI.

Höchster Wert bei Arbeitslosigkeit seit 2011

Im vierten Quartal 2024 waren rund 50.025 Personen in Ingenieur- oder Informatikberufen auf Jobsuche, was einem Anstieg der Arbeitslosigkeit um 19,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Das ist der höchste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen des VDI-IW-Ingenieurmonitors im Jahr 2011.

VDI: Beschäftigung im Ingenieurbereich stärker gewachsen als Arbeitslosigkeit

„Wichtig zur Einordnung solcher Zahlen ist, dass die Beschäftigung im Ingenieurbereich seit 2011 insgesamt deutlich stärker gewachsen ist als die Arbeitslosigkeit. Die aktuelle Konjunkturschwäche darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir es aufgrund des demografischen Wandels mit einer größeren Herausforderung zu tun haben“, betont VDI-Direktor Adrian Willig. „Trotz des konjunkturellen Rückgangs liegt die Zahl offener Stellen sogar über dem Vorkrisenniveau von 2019. Der Fachkräftemangel ist keineswegs verschwunden“, ergänzt Ingo Rauhut, Arbeitsmarktexperte des VDI.

236 offene Stellen bei 100 arbeitslosen Ingenieuren

Im vierten Quartal 2024 lag die Engpasskennziffer für Ingenieur- und IT-Berufe insgesamt bei 236 offenen Stellen pro 100 Arbeitslosen, was weiterhin auf einen deutlichen Fachkräfteengpass hinweist – auch wenn der Wert im Vorjahr mit 380 noch höher lag. Diese Engpasskennziffer ergibt sich aus der Anzahl der offenen Stellen im Verhältnis zur Anzahl der Arbeitslosen.

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Fachkräftemangel: Engpasslage bei Energie, Elektrotechnik und Maschinenbau

Die größten Engpässe verzeichnet die Energie- und Elektrotechnik (393 offene Stellen je 100 Arbeitslose), gefolgt von den Ingenieurberufen in Bau, Vermessung, Gebäudetechnik und Architektur (346 offene Stellen je 100 Arbeitslose) sowie den Ingenieurberufen in Maschinen- und Fahrzeugtechnik (275 offene Stellen je 100 Arbeitslose).

VDI betont die Bedeutung von weiblichen Ingenieuren zur Fachkräftesicherung

Besonders vor dem Hintergrund des anstehenden Renteneintritts der Babyboomer-Generation und einer damit verbundenen Fachkräftelücke, seien weibliche Ingenieure ein wichtiger Schlüssel zur Fachkräftesicherung auf dem Ingenieur- und IT-Arbeitsmarkt.

VDI-Direktor fordert geschlechtergerechte Berufsorientierung an Schulen

Zwischen 2012 und Mitte 2024 ist die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung laut VDI in den Ingenieurberufen insgesamt um 35,1 Prozent gewachsen. Bei den Informatikberufen betrug das Wachstum 148,3 Prozent. Bemerkenswert dabei sei,  dass etwa ein Drittel des Zuwachses im Ingenieurbereich auf Frauen zurückgeht. Ihr Anteil in Ingenieurberufen stieg in diesem Zeitraum von 15,1 auf 20,3 Prozent. „Um diesen positiven Trend weiter zu verstärken, braucht es gezielte Maßnahmen: mehr weibliche MINT-Vorbilder, Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Mentoringprogramme und eine geschlechtergerechte Berufsorientierung an Schulen“, fordert Adrian Willig.

Dekra-Arbeitsmarktbericht bestätigt den Trend

Im Vergleich zum letzten Jahr haben sich laut Arbeitsmarktreport der Dekra, für den 8.944  Stellenangebote analysiert wurden, haben sich  die Anteile  verschoben. Auch dieser Arbeitsmarktreport sieht eine starke Delle bei den Jobangeboten für Ingenieurinnen und Ingenieure. Die IT-Berufe mussten aber am meisten Federn lassen, sie sind erstmals seit 2013 hinter die Ingenieure zurückgefallen.

IT-ler sind hinter Ingenieure zurückgefallen

Beide Tätigkeitsbereiche sind laut Dekra  in der Stichprobe so schwach vertreten wie noch nie seit Erhebungsbeginn 2008. Zum Vergleich: Vor vier Jahren war noch jedes zehnte Jobangebot in der IT zu besetzen. Softwareentwicklerinnen und -entwickler wurden erstmals von den Systemadministratorinnen und -administratoren überholt (Rang 23 vs. 21) und bei den Ingenieurdisziplinen hat sich das Gewicht zugunsten Architektur bzw. Bauingenieurwesen verschoben. Architektin bzw. Architekt ist der einzige Ingenieurberuf unter den Top 25 auf Position 18.

Ein Beitrag von:

  • Claudia Burger

    Claudia Burger ist Redakteurin im VDI Verlag. Besondere Expertise hat sie in den Bereichen Arbeitsmarkt, Karriere, Arbeitsrecht, Bildung und Gesellschaft. Im Karriere-Podcast „Prototyp“ spricht sie mit prominenten Gästen aus Wirtschaft, Forschung und Bildung über das, was die Arbeitswelt von Ingenieurinnen und Ingenieuren bewegt.

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