Selbsteinschätzung 25.04.2024, 15:00 Uhr

Survivorship Bias: Erfolg hat viele Facetten

Survivorship Bias. Was? Das Phänomen verleitet dazu, sich von vermeintlich mühelosen Erfolgsgeschichten blenden zu lassen. Wichtig ist aber, nicht nur Erfolge anderer zu sehen, sondern auch ihr Scheitern.

Survivorship Bias

Survivorship Bias: Das Unsichtbare im Blick behalten.

Foto: PantherMedia / designer491 (YAYMicro)

Wie ermöglicht das Bewusstsein für den Survivorship Bias eine realistische Selbsteinschätzung? Wie lernt man Misserfolge als Teil des Erfahrungsschatzes zu begreifen? Wie lässt sich eine Kultur des Lernens und der Resilienz schaffen? Baha Meier-Arian, Gründerin und Geschäftsführerin der Privatpraxis für Business- & Charakter-Coaching für Führungskräfte, gibt Antworten.

Ingenieur.de: Lassen Sie uns zunächst über den Survivorship Bias sprechen. Wie würden Sie diesen Begriff definieren?

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Baha Meier-Arian: Der Survivorship Bias ist eine kognitive Verzerrung, die dazu führt, dass wir uns nur auf die Erfolgsgeschichten konzentrieren und diejenigen ignorieren, die auf dem Weg zum Erfolg gescheitert sind. Es ist eine Tendenz, die dazu führt, dass wir Erfolg als einen mühelosen Aufstieg sehen, ohne die Rückschläge und Herausforderungen zu berücksichtigen, die tatsächlich Teil des Prozesses sind. Diese Verzerrung beeinflusst unsere Wahrnehmung und kann dazu führen, dass wir unrealistische Erwartungen an Erfolg setzen und die harte Arbeit und Entbehrungen, die oft damit verbunden sind, unterschätzen. Es ist wichtig, sich dieser Verzerrung bewusst zu sein, um eine realistische und ausgewogene Sichtweise auf Erfolg zu entwickeln.

Baha Meier-Arian

Expertin: Baha Meier-Arian.

Foto: Baha Meier-Arian

Wenn Führungskräfte unrealistische Erwartungen haben

Wie wirkt sich der Survivorship Bias Ihrer Meinung nach auf die Führung aus?

Der Survivorship Bias kann sich auf vielfältige Weise auf die Führung auswirken. Einerseits kann er dazu führen, dass Führungskräfte unrealistische Erwartungen an sich selbst und ihre Teams haben. Sie könnten glauben, dass Erfolg nur eine Frage von Talent und Glück ist, und die harte Arbeit und die Lektionen, die mit dem Erreichen von Zielen einhergehen, übersehen. Andererseits kann der Survivorship Bias auch dazu führen, dass Führungskräfte sich selbst und ihren Teams gegenüber zu kritisch sind, wenn sie Rückschläge erleben. Sie könnten denken, dass Misserfolg ein Zeichen von persönlichem Versagen ist, anstatt ihn als Teil des Lernprozesses zu betrachten.

Was sind weitere Folgen dieser Fehleinschätzung?

Insgesamt kann der Survivorship Bias die Fähigkeit einer Führungskraft beeinträchtigen, eine ausgewogene und realistische Sichtweise auf Erfolg zu entwickeln. Es ist wichtig, dass Führungskräfte ein umfassendes Verständnis für die Realität des Erfolgs entwickeln und offen über ihre eigenen Rückschläge sprechen, um eine authentische und unterstützende Führungskultur zu fördern. Indem sie den Survivorship Bias erkennen und aktiv dagegen angehen, können Führungskräfte eine Umgebung schaffen, in der Mitarbeiter ermutigt werden, aus Fehlern zu lernen und sich weiterzuentwickeln.

Selbstreflexion und die Bereitschaft, die eigenen Denkmuster zu hinterfragen

Wie können Führungskräfte und Manager lernen, aus dem Survivorship Bias herauszutreten?

Ein erster Schritt ist es, sich bewusst zu machen, dass der Survivorship Bias existiert und unsere Wahrnehmung beeinflusst. Dies erfordert eine kontinuierliche Selbstreflexion und die Bereitschaft, die eigenen Denkmuster zu hinterfragen. Führungskräfte sollten aktiv danach streben, eine ausgewogene Sichtweise auf Erfolg zu entwickeln und sich bewusst zu machen, dass hinter jedem Erfolg oft eine Geschichte von Misserfolgen und Rückschlägen steht.

Darüber hinaus ist es wichtig, eine Kultur des Lernens und der Offenheit zu fördern, in der Misserfolge nicht als persönliches Versagen, sondern als Teil des Lernprozesses betrachtet werden. Führungskräfte sollten ihre eigenen Rückschläge reflektieren und bereit sein, aus ihnen zu lernen. Indem sie eine Atmosphäre schaffen, in der Fehler akzeptiert und als Gelegenheit zum Wachstum betrachtet werden, können Führungskräfte und Manager dazu beitragen, den Survivorship Bias zu überwinden und eine unterstützende Umgebung für ihre Teams zu schaffen.

Welche Auswirkungen hat der Survivorship Bias auf die Innovationsfähigkeit eines Unternehmens?

Der Survivorship Bias kann erhebliche Auswirkungen auf die Innovationsfähigkeit eines Unternehmens haben, da er die Wahrnehmung von Erfolg und Misserfolg beeinflusst. Wenn Führungskräfte und Mitarbeiter nur die erfolgreichen Projekte und Initiativen betrachten und die gescheiterten ausblenden, besteht die Gefahr, dass sie falsche Schlussfolgerungen über die Erfolgsfaktoren ziehen. Dies kann dazu führen, dass Innovationen auf falschen Annahmen basieren oder dass Potenziale für Verbesserungen und Neuerungen übersehen werden.

Warum ist es für Ingenieurinnen und Ingenieure so wichtig, das zu erkennen?

Ein Unternehmen, das vom Survivorship Bias beeinflusst wird, könnte dazu neigen, Risiken zu vermeiden und sich auf etablierte Wege und Methoden zu verlassen, anstatt innovative Ideen zu verfolgen. Dies kann die Fähigkeit des Unternehmens beeinträchtigen, sich den sich ändernden Marktbedingungen anzupassen und wettbewerbsfähig zu bleiben. Darüber hinaus kann der Bias dazu führen, dass Mitarbeiter zögerlich sind, neue Ansätze vorzuschlagen oder Risiken einzugehen, da sie fürchten, dass Misserfolge stigmatisiert werden.

Kultur der Offenheit und des Lernens fördern

Was also ist zu tun?

Um die Innovationsfähigkeit eines Unternehmens zu stärken, ist es wichtig, den Survivorship Bias aktiv anzugehen und eine Kultur der Offenheit und des Lernens zu fördern. Führungskräfte sollten dazu ermutigen, aus gescheiterten Projekten zu lernen und die Erkenntnisse aus diesen Erfahrungen in zukünftige Entscheidungen und Initiativen einzubeziehen. Durch die Schaffung eines Umfelds, in dem Risikobereitschaft und Experimentierfreude gefördert werden, können Unternehmen ihre Innovationskraft steigern und sich einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.

Wie kann ein Unternehmen den Einfluss des Survivorship Bias auf die Personalabteilung minimieren?

Dafür ist es wichtig, eine Kultur der Vielfalt und Inklusion zu fördern. Dies bedeutet, dass Unternehmen sicherstellen sollten, dass verschiedene Perspektiven und Erfahrungen bei der Rekrutierung und Beurteilung von Mitarbeitern berücksichtigt werden. Dies kann durch gezielte Schulungen und Sensibilisierungsmaßnahmen erreicht werden, die Mitarbeiter dazu ermutigen, ihre eigenen Vorurteile zu erkennen und zu überwinden.

Darüber hinaus ist es wichtig, transparente und objektive Auswahlverfahren zu etablieren, die auf klaren Kriterien basieren und diskriminierungsfrei sind. Dies kann dazu beitragen, unbewusste Voreingenommenheit zu reduzieren und sicherzustellen, dass alle Bewerber fair behandelt werden.

Zu was raten Sie überdies?

Ein weiterer wichtiger Schritt ist die regelmäßige Überprüfung und Evaluierung von Personalentscheidungen, um sicherzustellen, dass sie nicht durch den Survivorship Bias beeinflusst werden. Dies kann durch die Implementierung von Feedback-Mechanismen und Peer-Reviews erfolgen, um sicherzustellen, dass Entscheidungen auf fundierten Informationen und Daten basieren.

Schließlich ist es entscheidend, eine offene Kommunikation und einen offenen Dialog zwischen der Personalabteilung und den Führungskräften zu fördern. Indem verschiedene Meinungen und Perspektiven gehört werden, können Unternehmen sicherstellen, dass sie den Einfluss des Survivorship Bias auf ihre Personalentscheidungen minimieren und eine vielfältige und leistungsfähige Belegschaft aufbauen.

Die Expertin:

Baha Meier-Arian ist Gründerin und Geschäftsführerin der Privatpraxis für Business- & Charakter-Coaching für Führungskräfte. Ihre Schwerpunkte liegen im Charakter- und Business-Coaching, empathisch direkte Kommunikation, neue Perspektiven schaffen für Firmen, Unternehmer und Führungskräfte. Sie verhilft durch Krisensituationen und ist Mutmacherin.

Ein Beitrag von:

  • Chris Löwer

    Chris Löwer

    Chris Löwer arbeitet seit mehr als 20 Jahren als freier Journalist für überregionale Medien. Seine Themenschwerpunkte sind Wissenschaft, Technik und Karriere.

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