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Ausschreibung und Vergabe 02.08.2021, 09:00 Uhr

Digitales Nachunternehmermanagement

Nachunternehmermanagement geht heute durchaus schon digital. Während Ausschreibungs- und Vergabetools für die meisten die Grundbausteine sind, bringt uns die Technologie viele weitere Möglichkeiten, die zu Projekterfolgen führt. Dazu gehören unter anderem digitale Nachunternehmerbescheinigungs- und Gutachtenprozesse, sowie automatisierte Schritte in Vertragsverhandlungen und Controlling. Wie werden damit aber vermehrt Zeit- und Budgetvorgaben eingehalten?

Die Abstimmung mit dem Nachunternehmen kann digital geplant werden. Foto: panthermedia.net/Kzenon

Die Abstimmung mit dem Nachunternehmen kann digital geplant werden.

Foto: panthermedia.net/Kzenon

Im Nachunternehmermanagement fällt es häufig schwer neue Geschäftsbeziehungen zu schaffen, da es einen Überschuss an Aufträgen gibt und persönliche Kontakte und Weiterempfehlungen für Kooperationen bevorzugt werden. Generalunternehmer erschließen aber oft neue Gebiete und müssen daher auch neue Nachunternehmer akquirieren. Wie kann Digitalisierung hier weiterhelfen? Ausschreibungs- und Vergabetools (AVA) können ein Netzwerk aus vorqualifizierten Nachunternehmern, die nach Region und Gewerk zugeordnet werden, beinhalten. Diesen kann dann schneller als in analogen Prozessen, eine Angebotseinladung geschickt werden. Umgekehrt können Nachunternehmer ihr Angebot problemlos zurückschicken oder im Tool hochladen. Der Rücklauf kann dann in einem Preisspiegel übersichtlich dargestellt und der Auftrag bestmöglich vergeben werden. AVA-Lösungen gibt es heute schon viele und diese werden auch vermehrt genutzt, doch liegt das volle Potenzial in der Nutzung mehrerer Tools und der Digitalisierung des kompletten Nachunternehmermanagements.

Automatisierte Abläufe im Nachunternehmermanagement

Über Tools wird der gesamte Prozess dokumentiert, Informationen gespeichert und die Kommunikation vereinfacht. Der Markt bietet bereits Lösungen, um einzelne Abläufe zu automatisieren. Wenn diese Teilprozesse digitalisiert sind, sind sie in sich auch bereits effizienter als das analoge Verfahren. Ein großes Problem ist dennoch die Dezentralisierung. Es werden Tools und Software verschiedener Anbieter genutzt, welche meist nicht miteinander verknüpft sind. Die durch Digitalisierung erhoffte Zeitersparnis geht so oft verloren, denn Informationen müssen mehrfach abgelegt und manuell übertragen werden. Außerdem entstehen Datensilos und die Informationskette bleibt weiterhin fragmentiert. Auch die sich durch Digitalisierung oft erhofften Potenziale der Datenintegration, hin zu automatisierten und optimierten Prozessen bleibt so aus oder findet nur in einzelnen, von den Tools abgedeckten, Bauphasen statt. Die IT-Architekturen von Generalunternehmen sind zu häufig noch dezentralisiert und Schnittstellen fehlen, doch kann man das nicht ändern?

Mit einem digitalen Nachunternehmenmanagement werden die Bauprozesse vereinfacht. Grafik: Tenera

Schnittstellen für die Digitalisierung schaffen

Manchmal funktionieren die digitalen Prozesse schon ganz gut und Tools bieten die Möglichkeiten verschiedene Plugins zu verknüpfen. Dies entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu ermöglichen ist ein bis heute aber unausgeschöpftes Potenzial. Ein Lösungsansatz dafür wäre Plattformtechnologie. Dies bietet mehr Effizienz und vereinfachte Kommunikation durch Zentralisierung von Daten und erhöht die Ansprechbarkeit und kooperative Zusammenarbeit. Das Ziel ist es Tools zu verknüpfen und so Potenziale verschmelzen zu lassen. In der Umsetzung könnte das so aussehen: Dem Generalunternehmer vorher bekannten oder auch neuen Nachunternehmern kann eine Angebotseinladung zugesendet werden. Der Rücklauf wird dann in einem Preisspiegel dargestellt und Aufträge werden vergeben. Die dazu zugehörigen Gutachten und Bescheinigungen werden problemlos geteilt und im Bauprozess kann darauf immer wieder zurückgegriffen werden. All das in einer Plattform. Eine zentrale Quelle also, für den Austausch, Zugriff und die Weitergabe von Informationen.

Als Beispiel: Ist man im Verzug durch das Nichtvorhandensein von Materialien oder andere unvorhergesehene Ereignisse finden statt und beeinflussen den Bauprozess, kann das problemlos über die Plattform kommuniziert werden. Denn in dieser wird alles dokumentiert was das Reagieren in unerwarteten Situationen vereinfacht. Dabei werden die bekannten Abläufe und Prozesse nicht verändert, sondern einfach zuerst einmal digitalisiert und in Folge miteinander verknüpft. Es ist nicht mehr länger notwendig einzelne Excel-Tabellen manuell zu bearbeiten. So wird der Projekterfolg für alle Beteiligten erhöht, Abläufe nachvollziehbar und Informationen zugänglich. Eine vielversprechende Zukunftsperspektive, die das Schaffen von Schnittstellen bedarf, sodass eine Plattform entstehen kann. Eine Plattform, die im Umgang für beide Seiten leicht ist – für Nachunternehmer, sowie Generalunternehmer. Denn dies bietet vielversprechende Möglichkeiten für transparente Kommunikation und reibungslose Kollaboration, die in der Bauindustrie sicherlich noch ausbaufähig ist.

Hürden in der Kommunikation und wie die Technologie diese überwindet

Datenpflege wird zum Teil vergessen, ist fehler- oder lückenhaft, die Benachrichtigung aller Projektbeteiligten bleibt aus oder Informationen liegen in E-Mail-Ordnern oder auf Papier, nur schwer nachvollziehbar ab. Daten müssen in unzählige Excel-Tabellen übertragen und teils manuell aktualisiert werden, was teilweise zu nicht unerheblichen Fehlern in der Datenübermittlung führen kann. Viel Zeit wird deshalb darauf verwendet Informationen zu finden. Bei einem Generalunternehmer ist die Informationskette oft kleinteilig und hat zahlreiche externe Partner die kontinuierlich neue Daten liefern und Informationen produzieren. Den Überblick zu behalten ist eine echte Herausforderung, denn pro Projekt werden oft unzählige Leistungsverzeichnisse und 50 bis 60 Gewerke benötigt. Für einen reibungslosen Projektablauf gibt es hier zahlreiche Fehlerquellen. Das Fehlen von Daten muss dann über zeitaufwendiges Nachtelefonieren oder das Durchforsten interner Systeme kompensiert werden. Eine Plattform könnte hier Kommunikationsstrukturen schaffen, die einen immensen Mehrwert liefern. Auf Informationen könnte zentralisiert in einer anschaulichen Übersicht zugegriffen werden, während diese häufiger und automatisiert aktualisiert werden. Informationen können nicht mehr in E-Mails verloren gehen, da die Plattform eine Nachrichtenfunktion beinhaltet. Auch das Weitergeben von Informationen kann nicht mehr vergessen werden, da diese für alle Projektbeteiligten in der Plattform zugänglich sind. Viele Probleme der Kommunikation mit Nachunternehmern, ob diese ihren Ursprung nun intern oder extern haben und den Einkäufern, Bau- und Projektleitern der Generalunternehmen Zeit und Nerv rauben, würden so gelöst werden.

Die Hürden bei der Kommunikation müssen erkannt und angegangen werden. Grafik: Tenera

Durch Plattformen zu mehr Projekterfolg

Um digitales Nachunternehmermanagement so effizient wie möglich werden zu lassen, ist der Fragmentierung von Systemlandschaften entgegenzuwirken. Durch eine Plattform können effiziente Arbeitsabläufe gewährleistet werden. Dies kann durch effektive Nutzung aller Parteien einen maßgeblichen Mehrwert erzielen. Das Verbinden von Tools und die vereinfachte und übersichtliche Kommunikation ermöglicht es, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. In der Bauindustrie fehlende Digitalisierung wird oft auf die traditionellen Strukturen dieses Wirtschaftszweiges geschoben und doch konnte in den letzten Jahren ein Meinungswechsel beobachtet werden. Technologie sollte die Dinge vereinfachen und das Nachunternehmermanagement bietet zahlreiche Möglichkeiten dieses durch Digitalisierung nachhaltig zu mehr Projekterfolg zu führen. Nun liegt es sowohl an den Softwareanbietern, als auch an den General- und Nachunternehmern dies in die Tat umzusetzen und die Potenziale voll auszuschöpfen.

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Von Niklas Schneider

Niklas Schneider Sales & Business Development Manager, Tenera Foto: Tenera