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BIM 05.07.2021, 08:00 Uhr

Wie Tragwerksplaner und Architekten besser zusammen arbeiten

Durch ein gutes Zusammenspiel von Projektpartnern entsteht hohe Qualität in der Planung und Realisierung eines Bauprojektes. Die enge Zusammenarbeit von Architekten und Tragwerksplanern nimmt dabei eine besondere Stellung ein.

Der Tragwerksplaner leitet aus dem Gebäudemodell (links) das Tragwerksanalysemodell (rechts), ab, das er gemeinsam mit dem Architekten anpassen und optimieren kann. Foto: Graphisoft, München

Der Tragwerksplaner leitet aus dem Gebäudemodell (links) das Tragwerksanalysemodell (rechts), ab, das er gemeinsam mit dem Architekten anpassen und optimieren kann.

Foto: Graphisoft, München

Beim Planen und Realisieren von Gebäuden, die zukunftsfähig sein sollen, fällt immer wieder der Begriff Integrale Planung. Idealerweise finden bei diesem Prozess Bauherr, Architekten, Fachingenieure, Bauunternehmer, Fachhandwerker und spätere Nutzer zusammen und beschreiten den Bauprozess gemeinsam und ganzheitlich. Neu ist der Ansatz der Integralen Planung zwar nicht, aber durch die Planungsmethode BIM rückt er immer mehr in den Fokus. Die Abläufe bei BIM sind auf die Integrale Planung ausgerichtet und durch BIM-fähige Softwarelösungen können sie optimiert werden.

Offener Austausch fördert die Integrale Planung

Über herstellerübergreifende Austauschformate und Schnittstellen ist es möglich, dass ein einfacher und effizienter Austausch trotz fachspezifischer Architektur- und Fachplanungsprogramme stattfindet. Durch diese Schnittstellen ist die Kommunikation fehlerfreier. IFC ist das zentrale modellbasierte Austauschformat für Open BIM. Als übergreifendes Kommentar- und Kollaborationsformat gewinnt BCF global an Bedeutung. Daneben werden Daten auch über offene Formate wie SAF (Structural Analysis Model) oder IFC-SAV (Structural Analysis View) zur Übergabe beim Open BIM-Projekt zwischen den BIM-Planungsprogrammen gewählt. Die Übergabe von Daten ist kein neuer Workflow. CAD-Daten werden aus der Planungssoftware an ein Statikprogramm übergeben. Dort bilden sie die Grundlage für die Berechnung der Gebäudestatik. Neu ist, dass auch ein reduziertes Architekturmodell übergeben wird, dass lediglich alle statisch relevante Modelldaten umfasst.

Modellbasierte Zusammenarbeit der Projektpartner

Auf dem reduzierten Architekturmodell kann die Zusammenarbeit zwischen Architekten und Tragwerksplanern basieren und fördert so die Integrale Planung. Baues Architekten aus Korschenbroich haben diesen Workflow eingesetzt und den Nutzen erkannt. Mit ihm fördern sie die Zusammenarbeit von Architekten und Ingenieuren in ihrem Büro. Vor BIM stand für das Architekturbüro bereits eine integrierte Arbeit auf der Tagesordnung, denn neben der Architektur- und Innenarchitekturabteilung sind bei den Projekten ebenso die Tragwerksplanung, Schall- und Wärmeschutzplanung im Haus eingebunden. Aus dem breiten Leistungsspektrum resultieren somit Vorteile für die ganzheitliche (integrale) Qualität in der Planung. Für Geschäftsführer Dr. Stefan Baues ist dies auch in seiner persönlichen Situation ein Vorteil. Er ist Tragwerksplaner und seine Ehefrau und Büropartnerin Melanie Baues Architektin und Innenarchitektin. Stefan Baues meint: „Ein durchgängiger, modellbasierter Workflow zwischen Architektur- und Tragwerksplanung kann unsere Zusammenarbeit noch transparenter und einfacher machen. “

Ursache und Wirkung der Planung bewusst werden

Der integrale Workflow und die Zusammenarbeit an einem Modell ermöglichen ein engeres Zusammenspiel von Architektur und Tragwerksplanung. Die Planerteams von Baues haben dies schon bei den ersten Projekten mit den Schnittstellen zu den verschiedenen Fachplanungen festgestellt. Für Stefan Baues gibt es hierin eine einmalige Chance. Er meint, dass in Zukunft mehr Verständnis füreinander aufgebracht wird und die Planung noch reibungsloser verläuft und planende Architekten ein Gefühl für die Konstruktion und Statik erhalten. Er beschreibt dies an einem Beispiel: „Im Entwurf plant ein Architekt die Fenster- und Türelemente mit, lässt aber die darüber liegenden Stürze als Bauteile weg. Für ihn erscheinen sie an diesem Punkt seiner Arbeit irrelevant. Sie sind es jedoch nicht für die Statik. Wenn er seinen Tragwerksplaner hier schon früh einbindet, ihm ein schlankes Statikmodell für seine ersten Berechnungen übergibt, werden solche Fehler vermieden. Sein Planungspartner bekommt nur die tragenden Bauteile übermittelt. Beide blicken dann sozusagen auf die Rohbaukonstruktion, die sie ab jetzt optimieren. Damit entsteht ein gemeinsames Bewusstsein für Ursache und Wirkung – im Entwurf und bei allen nachfolgenden Planungsentscheidungen.“

Wie die Löser+Körner Planungsgesellschaft aus Nürnberg die Integrale Planung einsetzt, erfahren Sie in der neuen Ausgabe Ihrer Fachzeitschrift Bauingenieur. Zudem berichten wir über weitere Herausforderungen bei der Digitalisierung im Bauwesen.

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