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Schalung 06.09.2021, 09:54 Uhr

Ein Meisterwerk aus Sichtbeton

Nach einem Entwurf des Star-Architekten David Chipperfield entstand in Zürich die Erweiterung des Kunsthauses als ein offener, lichtdurchfluteter Quader. Das Bauunternehmen Marti AG und seine Baupartner nahmen sich gemeinsam den architektonischen und bautechnischen Herausforderungen an und erstellten ein Bauwerk als Betonskulptur.

Das moderne Museumsgebäude zeichnet sich durch hervorragende Sichtbetonergebnisse im gesamten Gebäude aus. Foto: Juliet Haller / Amt für Städtebau Zürich

Das moderne Museumsgebäude zeichnet sich durch hervorragende Sichtbetonergebnisse im gesamten Gebäude aus.

Foto: Juliet Haller / Amt für Städtebau Zürich

Der Rohbau für die Erweiterung des Kunsthauses Zürich als lichtdurchfluteter Quader stellte das Bauunternehmen Marti AG zwei Jahre nach dem Baubeginn planmäßig fertig. Inzwischen ist der Erweiterungsbau des Kunsthauses in Zürich ein glänzender Blickfang in der Züricher Innenstadt. Das klare geometrische Konzept und großflächige Sichtbetonflächen bieten den perfekten Rahmen für zahlreiche Kunstwerke.

Scharfe Kanten exakt geschalt

Der Erweiterungsbau mit rund 18.700 Quadratmetern neuer Nutzfläche beherbergt zahlreiche kleinere Räume, die konzipiert sind, um optimale Bedingungen für die Präsentation der zum Teil wechselnden Ausstellungen zu bieten. „Ein wichtiger Aspekt der Planung und Umsetzung im gesamten Gebäude war die Vorgabe, alle Ecken scharfkantig herzustellen“, erklärt Bauführer Franz Bütler von der Marti AG. Daher wurden die Wände im gesamten Gebäude einheitlich mit einer Wandschalung von Meva realisiert. Aufgrund der Maßhaltigkeit der Schalung und der hohen Frischbetondruckaufnahme von 100 kN/m² war es möglich, bis zu vier Meter Höhe ohne Rücksicht auf die Steiggeschwindigkeit zu betonieren. Die Decken der Ausstellungsräume wurden mit einer Systemdeckenschalung umgesetzt. Die gewählte Schalung ist ein rasterfreies System, dass Ausgleiche reduziert. Dadurch ist die freie Richtungswahl der Träger möglich, wodurch die Arbeit erleichtert und beschleunigt wird. In weitläufigeren Räumen wurden die Decken mit der Deckenschalung MevaFlex realisiert und mit einem flexiblen Traggerüst unterstützt. Besondere Aufmerksamkeit galt der Erstellung des Lichthofs, die sich über fünf Betonierabschnitte erstreckte. Die ovale Aussparung in der Gebäudedecke wurde von den Schalungsingenieurteam dreidimensional geplant und als Sonderschalung erstellt.

Die ovale Aussparung in der Gebäudedecke über dem Lichthof wurde mit Sonderschalung erstellt.

Foto: MEVA Schalungs-Systeme GmbH

Hochwertige Betonergebnisse erreicht

Das moderne Museumsgebäude zeichnet sich durch hervorragende Sichtbetonergebnisse im gesamten Gebäude aus. In den Versammlungsräumen, in Shop und Cafeteria galten besonders hohe Anforderungen. Um diese durchgängig zu erfüllen, veranstaltete der Schalungshersteller vor Ort eine eigene Schulung zur Aufbereitung und Pflege der eingesetzten alkus-Vollkunststoff-Platten. Durch die stoffgleiche Reparatur lassen sich Kratzer und Löcher wieder verschließen. Gleichzeitig behält die Platte ihre wesentlichen Eigenschaften, sodass es nicht zu Abfärbungen kommt und glatte, gleichmäßige Oberflächen erzielt werden. Das Fugenbild der Wandschalung ergab in vielen Bereichen des Museums ein großflächiges und gewünschtes Muster im Sichtbeton.

Mit Fingerspitzengefühl zum einheitlichem Fugenbild

Das Meisterwerk der Schalungsingenieure ist allerdings die zentrale Halle des Neubaus. Mit ihrem hohen Atrium und umlaufenden Galerien ermöglicht sie den Besuchern die einfache Orientierung in dem viergeschossigen Gebäude. An dieser Stelle lässt sich das Konzept des Neubaus als lichtdurchfluteter Quader leicht erkennen. Und auch hier findet sich das Fugenbild der Wandschalung wieder. „Neben der hohen Sichtbetonqualität war das eine wichtige Anforderung für dieses Projekt“, sagt Meva-Ingenieur Volker Götz, der das Projekt von Anfang an betreute. Der Architekt habe sich von dem Muster inspirieren lassen und forderte es durchgängig für die gesamte Ausführung, erklärt Götz: „In der großen Halle war dies eine besondere Herausforderung. Hier haben wir Aussparungen und Treppenläufe an verschiedenen Stellen, dennoch sollte sich das Fugenbild exakt und ohne Versatz über die gesamte Höhe hindurchziehen.“ Bauführer Franz Bütler ergänzt: „Dazu waren exakte Planung und Fingerspitzengefühl in der Ausführung gefordert.“

 

In welchen anderen Gebäudebereichen des Erweiterungsbaus des Kunsthauses Zürich Sichtbeton in höchster Qualität gefordert wurde, können Sie in der neusten Ausgabe der Fachzeitschrift Bauingenieur lesen. Dazu stellen wir noch weitere Projekte zum Thema Bauen mit Beton und Schalungen in der aktuellen Ausgabe vor.

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