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Denkmalschutz 16.07.2021, 13:32 Uhr

Bauphysik für Welterbe Zollverein optimiert

In Essen wurde auf dem Gelände des UNESCO Welterbes Zollverein die ehemalige Salzfabrik der Kokerei umgebaut. Für die künftigen Ausstellungen des Zentral- und Schaudepots des Ruhr Museums wurde die Bauphysik des denkmalgeschützten Gebäudes mit einer Innendämmung optimiert.

Die denkmalgeschützte Salzfabrik auf dem Gelände der Zeche Zollverein wurde energetisch saniert. Foto: Thomas Eicken/Stiftung Zollverein

Die denkmalgeschützte Salzfabrik auf dem Gelände der Zeche Zollverein wurde energetisch saniert.

Foto: Thomas Eicken/Stiftung Zollverein

Das Ruhr Museum ist in der ehemaligen Salzfabrik der Kokerei auf der Zeche Zollverein untergebracht und stellt mehr als 25.000 Exponate aus dem Mittelalter, der frühen Neuzeit sowie der Industriezeit aus. Bisher waren die naturkundlichen, kulturellen und archäologischen Sammlungsstücke im ganzen Stadtgebiet verteilt. Im neuen Schaudepot wurden sie nun zusammengeführt. In Salzfabrik wurde von ihrer Erbauung 1960 bis in die Mitte der 1970er-Jahre das Düngemittel Ammoniumsulfat hergestellt. Zur Salzfabrik zählen auch als Produktionsbauten das Salzlager und die Salzverladung. Bis zur Stilllegung der Kokerei 1993 wurde das Betriebsgebäude als Ersatzteil-Magazin genutzt. Seit die Kokerei im Jahr 2001 ihren Denkmalstatus bekam, gab es keinerlei weitere bauliche Veränderungen. Umfassende Baumaßnahmen wurden erst 2017 konkretisiert, als das Schaudepot in Planung war.

Ein Ziel der Sanierung ist der Erhalt der Raumstruktur.

Foto: Thomas Eicken/Stiftung Zollverein

Denkmalschutz durch Innendämmung bewahrt

Die Salzfabrik wurde als Stahlbeton-Skelettbau errichtet, mit einer Fassade, die aus einem nur 25 Zentimeter dickem Sichtmauerwerk aus hartgebrannten Klinkern besteht. Hier wurde das Mauerwerk durch den Austausch schadhafter Steine instandgesetzt. Zudem wurde das Fugennetz umfassend saniert. Durch diese Maßnahmen konnte der grundlegende Schlagregenschutz für eine funktionierende Innendämmung hergestellt werden. Die Architekten von von planinghaus architekten, die für die Sanierung der Salzfabrik verantwortlich waren, entschieden sich für eine Innendämmung, da diese die einzige möglich Dämmmaßnahme in dem denkmalgeschützten Gebäude war. Zum Einsatz kam das Clima Redboard pro von redstone. Diese Innendämmung ist eine raumseitig grundierte, mineralische Wärmedämmplatte. Sie besteht aus den natürlichen Rohstoffen Siliziumdioxid (Sand), Kalziumoxid (Kalk), Wasserglas und Zellulose. Zudem entschied sich das Architektenteam für diese Innendämmung da sie feuchteregulierend, kapillaraktiv, wärmedämmend und schimmelhemmend ist. Auch ist sie gemäß einer Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl von µ=3 diffusionsoffen. Dadurch und durch die Eigenschaften des Klebers ist es möglich, dass eventuell anfallendes Kondensat im Bereich hinter der Platte in das Rauminnere abgegeben werden kann. Auch die Raumluftfeuchtigkeit kann von der Innendämmung aufgenommen und bei Bedarf abgegeben werden. Dadurch wird das Raumklima im Depot stabilisiert. Auf die Innendämmplatte, die mit einem Systemkleber an die Wand angebracht wurde, folgt ein Kalkinnenputz zur Oberflächenbeschichtung, der mit einem Putzgewebe armiert wird. Auf der Nordseite der Salzfabrik wurden die historischen Fenster aus Gusseisen-Sprossenwerken um neue Innenvorfenster ergänzt. Ziel dieser Maßnahme ist eine weitere energetische Verbesserung des Gebäudes. Zudem wurde in Abstimmung mit der Denkmalbehörde für die anderen Fassaden des Gebäudes Fenster aus thermisch getrennten Stahlprofilen entwickelt. Diese zierten die Gestaltung der historischen Fenster, rekonstruieren sie aber nicht.

Eine Innendämmung ermöglicht die energetische Sanierung.

Foto: Thomas Eicken/Stiftung Zollverein

Hygrothermische Simulationen geben Blick in die Zukunft

Die offenen Geschossflächen ermöglichten es, das mit der Sanierung die Raumstruktur erhalten bleibt. Aufgrund der Ausstellungsstücke wird das Museumsdepot im Winter nur auf 16 Grad Celsius beheizt. Gemäß der DIN 4108-2 ist der Raum als „niedrig beheizt“ eingestuft. Diese Grundlage ermöglicht es, dass der Nachweis von Wärmebrücken entfallen kann. Dieses wurde zudem mit der Bauaufsicht und der Denkmalpflege abgestimmt. Eine durch ein bauphysikalisches Fachinstitut durchgeführte hygrothermische Simulationen vor den Arbeiten diente dazu festzustellen, in welchem Maß die Konstruktion Feuchtigkeit aufnimmt und ob Feuchtigkeit im Bauteil zu Schäden führen kann. Das Ergebnis ist, das vorab für mehrere Jahreszyklen die zu erwartenden Entwicklungen der Feuchte- und Temperaturverhältnisse im Innenraum und an den Fassadenbauteilen festgestellt wurden.

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Von redstone / Heike van Ooyen