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Baustoff Lehm und Holz 27.10.2023, 08:00 Uhr

Kreislaufgerecht bauen und Kosten senken

Holz und Lehm sind Baustoffe mit Tradition. Doch sie verbindet mehr. Sie sind klimaregulierende Baustoffe, die dazu beitragen können, den Treibhausgasausstoß zu verringern. Wie dieses gelingen kann, zeigt ein Forschungsprojekt, dass die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert hat.

Visualisierung Gebäude

In Berlin werden zwei Gebäude aus nachhaltigen Baumaterialien errichtet, um das Einsparpotenzial von Treibhausgas-Emissionen im Vergleich zur herkömmlichen Bauweise zu vergleichen.

Foto: ARGE ZRS + BFM

Die Baukosten steigen. Dabei steigen die Kosten laut Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen vielfach im Bereich des technischen Ausbaus. „In Zeiten der Klimakrise müssen energieeffizientes Bauen und Wohnen schnell vorangebracht werden“, sagt DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. Für ihn zeigt erstmals ein DBU-gefördertes Projekt, das teure Lüftungs- und Klimatechnik durch den Einsatz von natürlichen Baustoffen reduziert werden kann. „Holz und Lehm puffern Feuchtigkeit. Zusammen mit intelligenter Haustechnikplanung lässt sich mit solchen nachhaltigen Materialien ein gutes Raumklima in Gebäuden unterstützen“, so Bonde. Neben der Kostensenkung haben die Baustoffe Lehm und Holz den zusätzlichen Vorteil, dass sie Möglichkeiten für kreislaufgerechtes Bauen fördern. Durch die Wiederverwendung von Holz und Lehm lassen sich Ressourcen schonen.

Raumluft mit Lehm regulieren

An Low-Tech-Gebäuden forscht das Institut für Architektur an der TU Berlin. Neben der Kostensteigerung sieht Institutsleiter Prof. Eike Roswag-Klinge ein weiteres Problem in der zunehmenden Technisierung: „Je komplexer die Technik, desto größer ist das Fehlerrisiko bei der Nutzung.“ Für ihn zeigen die vergangenen Jahre, dass die geplanten Einsparungen von Energie im Mietwohnungsbau noch nicht erreicht wurden. Dies läge unter anderem daran, dass die mechanischen Lüftungsanlagen im Winter zu trockener Raumluft führen. Um hier entgegenzuwirken, würden die Bewohner auf Kipplüftung umstellen, mit der Folge, dass der Energiebedarf und die Nebenkosten steigen. Die Forschung an Low-Tech-Gebäuden habe durch Computer-Simulationen erstmals gezeigt, dass ohne kostenintensive Klima- und Gebäudetechnik eine energieeffiziente Nutzung möglich sei. „Sowohl Holz- als auch Ziegelkonstruktionen können mit einer Lehmputzbeschichtung Raumluftfeuchte und Wärme entsprechend gut aufnehmen und wieder abgeben“, erklärt Roswag-Klinge.

Schnelle Anpassung des Bausektors leistet Beitrag

„Beim Einsatz von Holz wird das Haus zum Kohlenstoff-Speicher, der schon während des Baumwachstums entsteht“, sagt Sabine Djahanschah, Leiterin des DBU-Referats Zukunftsfähiges Bauwesen. „Beim Typenhaus aus Holz lässt sich deshalb im Vergleich zur Bauweise mit Beton und Stahl 160 Kilogramm Kohlendioxid (CO2) pro Quadratmeter einsparen.“ Die DBU fördert daher auch ein Folgeprojekt. In diesem wird das Institut Architektur der TU Berlin die Errichtung von Typenhäusern in Holz-Lehm- und Ziegel-Holz-Bauweise begleiten. „Das Potenzial natürlicher Baustoffe ist enorm“, so Bonde. „Passt sich der Bausektor schnell an, kann er erheblich zum Erreichen der nationalen Klimaziele beitragen.“

Multitalent Lehm

Was der Baustoff Lehm alles für ein nachhaltiges und modernen Bauen leisten kann, stellt er im größten Lehmbau Europas unter Beweis. Dieses wurde in Darmstadt errichtet und ist ein in der Konzeption von der DBU gefördertes Gebäude. „Beim Geschäftsgebäude der Firma Alnatura in Darmstadt wurden erstmalig zwölf Meter hohe Bauteile aus sogenanntem Stampflehm verwendet, in denen eine Dämmebene aus recyceltem Schaumglasschotter integriert ist“, so Djahanschah. „Während dadurch zum einen zeitgemäße Dämmwerte erreicht werden, verbessern die innen liegenden Oberflächen zugleich das Raumklima.“ Der geringe Energieverbrauch des Gebäudes entsteht unter anderem durch eine maximal natürliche Belüftung und einen optimierten Innenraumkomfort. Die DBU fördert alle hier vorgestellten Projekte mit insgesamt mehr als 1,1 Millionen Euro.

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Von DBU / Heike van Ooyen