Arbeitsmarkt 06.07.2012, 11:00 Uhr

Wie viele Ingenieure gibt es in Deutschland?

Gibt es 1,6 Mio. Ingenieure in Deutschland oder 1,2 Mio.? Darüber ist ein Streit unter Arbeitsmarktforschern entbrannt. Das ist keine akademische Frage, sie berührt auch die Debatte um den Ingenieurmangel in Deutschland.

Über Zahlen lässt sich trefflich streiten. Dies gilt auch für solche, von denen man meinen sollte, dass sie sich exakt und eindeutig darstellen ließen. Etwa die Zahl, die aussagt, wie viele Ingenieure es in Deutschland gibt. Aktuelle Angaben dazu schwanken zwischen etwa 1,2 Mio. und 1,6 Mio. Da klafft eine Lücke von rund 400 000 – nicht gerade ein Pappenstiel. Hinzu kommt, dass mit einer solchen Zahl immer auch wichtige politische und wirtschaftliche Fragen verbunden sind. Etwa die nach dem Ausbildungsbedarf für künftige Ingenieure und die Frage, ob und in welchem Ausmaß ein Ingenieurmangel droht oder schon vorhanden ist.

DIW und IW streiten sich über die tatsächliche Anzahl an Ingenieuren

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Den Streit über die richtigen Zahlen führen seit geraumer Zeit vor allem zwei Wirtschaftsforschungsinstitute. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin geht von 1,2 Mio. Ingenieuren aus, das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) von 1,6 Mio.

Zwei Quellen geben Auskunft über die Zahl der Ingenieure: die Beschäftigten- und die Erwerbstätigenstatistik. Für die Beschäftigtenstatistik werden Betriebe und Unternehmen über ihre Mitarbeiter befragt. Dabei werden aber nur die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten erfasst, also Arbeiter und Angestellte. Die Erwerbstätigenstatistik, die auf dem Mikrozensus beruht, erfasst neben den versicherungspflichtig Beschäftigten auch Beamte, Selbstständige und mithelfende Familienangehörige.

Der Mikrozensus ist eine jährliche Erhebung durch die Statistischen Landesämter und das Statistische Bundesamt, bei der 1 % der deutschen Haushalte erfasst wird. Dabei werden unter anderem Angaben über den Bildungsabschluss sowie die aktuell ausgeübte Berufstätigkeit erfragt. Die Ergebnisse des Mikrozensus werden dann auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnet.

Ingenieure sind nicht nur in Ingenieurberufen tätig

Auf den Mikrozensus stützen sich auch die beiden Wirtschaftsforschungsinstitute. „Unsere Frage lautet dabei, wie der Arbeitsmarkt für gelernte Ingenieure aussieht“, erklärt Oliver Koppel, beim IW zuständig für die Themen Humankapital und Innovationen. „Die Zahl der Ingenieure, die sozialversicherungspflichtig oder selbstständig in Ingenieurberufen tätig sind, sehen wir bei etwa 830 000. Daneben schauen wir uns aber auch die anderen Berufe an, in denen ausgebildete Ingenieure tätig sind, vom Geschäftsführer über technische Sachverständige bis zu Hochschulprofessoren.“ Für diese anderen Berufe – für die technische Kompetenzen nötig oder zweckdienlich sein können, die aber keine direkten Ingenieurberufe sind – kommt das IW auf die Zahl von 773 000. Insgesamt ermittelt das IW somit die Zahl von 1,6 Mio. Ingenieuren in Deutschland.

Karl Brenke, Arbeitsmarktexperte beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin, stellt die Berechnung des IW infrage. „Da es in diesem Bereich keine große Zuwanderung gegeben hat, würde ich insgesamt von höchstens 1,2 Mio. Ingenieuren ausgehen“, erklärt er. „Vor allem die Größenordnung bei der Beschäftigung von Ingenieuren in den Hochschulen und Unternehmen erscheint mir zu hoch.“ Seine Auswertung des Mikrozensus habe gezeigt, dass die Zahl derer, die eine industrienahe Ingenieurfachrichtung studiert haben, kaum größer sei als die Zahl derer, die angeben, als Ingenieur tätig zu sein. Dass Erwerbstätige einen anderen Beruf ausüben als den, für den sie ausgebildet wurden, gebe es nicht nur bei Ingenieuren. Für Arbeitsmarktanalysen könne das auch ein Hinweis auf „einen Überschuss an bestimmten Qualifikationen“ sein.

Brenke hat sich die Absolventenzahlen in den Ingenieurstudiengängen in den 1970er und 1980er-Jahren angesehen und kam auf etwa 15 000 bis 17 000 pro Jahr in West- und 4000 bis 5000 pro Jahr in Ostdeutschland. „Das summiert sich auf 19 000 bis 22 000 Ingenieure pro Jahr.“ Bis in die 1970er-Jahre konnte der Titel auch durch längere Erfahrung in einem technischen Beruf erworben werden. Gut ein Sechstel der als Ingenieure Erwerbstätigen hatte laut Mikrozensur 2008 keinen Hochschulabschluss.

Weil die Wirtschaftsforscher von unterschiedlichen Zahlen ausgehen, kommen sie bei der Frage, wie viel Ingenieurnachwuchs der Arbeitsmarkt braucht, auch zu unterschiedlichen Ergebnissen.

Ersatz gesucht: 36 000 Ingenieure werden laut IW pro Jahr in den Ruhestand gehen

Nach den Statistiken des IW gehen von den 1,6 Mio. Ingenieuren in den kommenden Jahren pro Jahr konstant rund 36 000 in den Ruhestand. In fünf Jahren würde die Zahl auf 41 000 steigen. Diese Ingenieure müssten ersetzt werden, hinzu käme ein jährlicher Erweiterungsbedarf von nochmals 40 000 Ingenieuren, da entsprechende Kompetenzen auf dem Arbeitsmarkt wegen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts und wegen der globalen Megathemen Energie, Klima und Umwelt zunehmend nachgefragt werden.

Bei diesen Zahlen stützt sich das IW auf eine Stichprobenbefragung der EU. Danach ist der Anteil von erwerbstätigen Ingenieuren über 55 Jahre in Deutschland mit 21 % so groß wie nirgend sonst in der EU.

Das DIW gibt hingegen Zahlen aus dem Mikrozensus an, wonach 2008 in Deutschland der Anteil der über 55-Jährigen an allen Ingenieuren zwischen 16 % und 17 % lag. Das Durchschnittsalter der Personen, die 2008 als Ingenieure tätig waren, habe bei 43,3 Jahren gelegen, was auch dadurch beeinflusst gewesen sei, dass Ingenieure wegen der relativ langen Ausbildungszeit erst vergleichsweise spät in den Beruf einsteigen würden. Den Ersatzbedarf berechnet das DIW auf dieser Grundlage auf rund 20 000 Ingenieure pro Jahr, den Erweiterungsbedarf auf 12 000. „Das Durchschnittsalter der Ingenieure ist in den letzten Jahren zwar etwas gestiegen, im Schnitt sind Ingenieure aber jünger als andere Akademiker“, erklärt Brenke.

DIW geht zukünftig eher von einem Überangebot an Ingenieuren aus

Er widerspricht auch den Besorgnissen über einen Ingenieurmangel. „Der gegenwärtige Run auf ingenieurwissenschaftliche Studiengänge lässt eher ein Überangebot an solchen Fachkräften erwarten.“ Inzwischen hätten mehr junge Menschen ein Ingenieurstudium aufgenommen, als der Arbeitsmarkt benötigen könnte. Mehr als 50 000 Studierende hätten 2010 eine Abschlussprüfung in einem Ingenieurfach bestanden, sagt Brenke.

 

Ein Beitrag von:

  • Johannes Wendland

    Johannes Wendland ist freier Journalist und schreibt für überregionale Magazine, Zeitungen und Online-Medien u.a. über Wirtschaftsthemen, Raumfahrt und IT-Themen.

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