Weniger netto: Wer muss tiefer in die Tasche greifen?
Debatte um steigende Sozialabgaben: 2026 sollen die Beitragsbemessungsgrenzen steigen – besonders Gutverdiener und Spitzenverdiener sind betroffen.
Gutverdiener stärker belastet – was 2026 auf Arbeitnehmer zukommt.
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Die Grenze, bis zu der Arbeitnehmer Sozialabgaben zahlen müssen, wird jedes Jahr an die Entwicklung der Löhne angepasst. Was bedeutet das für Beschäftigte im kommenden Jahr?
Mehr Einkommen, höhere Sozialabgaben: Das ändert sich 2026
Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas hat eine Verordnung vorgeschlagen, die die Höchstgrenzen für Sozialversicherungsbeiträge deutlich erhöhen soll. das heißt: Ab dem kommenden Jahr müssen Menschen mit höheren Einkommen voraussichtlich mehr in die Sozialversicherung einzahlen. Grund ist die Anhebung der sogenannten Beitragsbemessungsgrenzen, die jedes Jahr an die Lohnentwicklung angepasst werden. Der Entwurf für 2026, über den zuvor das Portal «Politico» berichtete, liegt der Deutschen Presse-Agentur (dpa) vor und wurde kürzlich vom Bundesarbeitsministerium zur Abstimmung an die anderen Ressorts geschickt.
Das ist geplant:
- Rentenversicherung: Die Beitragsbemessungsgrenze steigt von 8.050 auf 8.450 Euro pro Monat.
- Gesetzliche Krankenversicherung (GKV): Die Beitragsbemessungsgrenze steigt von 5.512,50 auf 5.812,50 Euro pro Monat.
- Krankenversicherungspflichtgrenze: Die Grenze, ab der Arbeitnehmer freiwillig privat versichert werden können, steigt von 6.150 auf 6.450 Euro pro Monat.
„Alle müssen sich endlich an deren Finanzierung beteiligen und vor allem Reiche und Vermögende müssen deutlich mehr tragen als bisher“, sagte Linken-Chefin Ines Schwerdtner gegenüber der „taz“. „Deswegen muss die Beitragsbemessungsgrenze in der Rentenversicherung deutlich erhöht werden und bei der Krankenversicherung wegfallen.“
Dabei forderte sie einen „radikalen Gerechtigkeitsschub in den Sozialversicherungen“. Ihrer Meinung nach ist es unfair, dass ein Handwerker auf sein gesamtes Einkommen Sozialabgaben zahlt, während ein Manager nur auf einen Teil seines Einkommens Beiträge leisten muss. In Deutschland werden Sozialabgaben nur bis zu einer bestimmten Höchstgrenze fällig; Einkommen darüber hinaus bleibt beitragsfrei.
Der SPD-Gesundheitsexperte Christos Pantazis hatte auch im Juni in einem Interview vorgeschlagen, dass Gutverdiener mehr in die gesetzliche Krankenversicherung einzahlen. Konkret plädierte er für eine Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze um rund 2.500 Euro, um die angespannte Finanzlage der Versicherungen zu stabilisieren.
Beitragsbemessungsgrenze einfach erklärt
Die Beitragsbemessungsgrenze legt fest, bis zu welchem Bruttoeinkommen Arbeitnehmer und Arbeitgeber Beiträge zur Rentenversicherung zahlen müssen. Alles, was darüber liegt, wird nicht für die Berechnung der Rentenbeiträge herangezogen.
Die Grenze wird jedes Jahr an die Lohn- und Gehaltsentwicklung angepasst, damit die Sozialversicherungsbeiträge fair bleiben.
Anfang dieses Jahres lagen die Zusatzbeiträge der gesetzlichen Krankenkassen im Durchschnitt bei 2,9 Prozent. Jedes Jahr im Herbst ermittelt ein Schätzerkreis einen Richtwert für den Zusatzbeitrag des kommenden Jahres. Jede Krankenkasse legt dann auf Basis ihrer eigenen Finanzlage den konkreten Beitrag für ihre Versicherten fest.
Zum Gesamtbeitrag der Krankenversicherung, den Arbeitnehmer und Arbeitgeber teilen, kommt noch der einheitliche allgemeine Satz von 14,6 Prozent des Bruttolohns hinzu.
Die Ausgaben der rund 90 Krankenkassen stiegen im ersten Halbjahr um 7,95 Prozent auf 166,1 Milliarden Euro, wie der GKV-Spitzenverband berichtet.
Ab wann gilt man in Deutschland als Gutverdiener?
Viele fragen sich: Ab wann gilt man in Deutschland als Gutverdiener oder reich?
Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) ordnet Singles mit einem Nettoeinkommen von 1.850 Euro im Monat der Mittelschicht zu. Ab 5.780 Euro netto zählen sie zu den obersten vier Prozent – also zur einkommensreichen Schicht.
Bei Familien wird das Einkommen angepasst, da Kinder weniger Kosten verursachen als Erwachsene. Eine vierköpfige Familie gehört ab etwa 3.880 Euro netto zur Mittelschicht und ab rund 11.800 Euro zu den Einkommensreichen.
2024 lag der mittlere Bruttojahresverdienst in Deutschland bei 52.159 Euro. Die unteren zehn Prozent verdienten höchstens 32.526 Euro, das oberste Prozent mindestens 213.286 Euro. Wer 66.000 Euro im Jahr verdiente, gehörte bereits zu den oberen 30 Prozent. Diese Angaben stammen vom Statistischen Bundesamt. (mit dpa)
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