Gewinneinbruch bei Porsche – was jetzt gefragt ist
Porsche ist tief in der Krise: Milliardenkosten, E-Auto-Pause, Absatzprobleme. Was der Konzern jetzt plant – und wer ihn retten soll.
Nach dem E-Schock: Wie Porsche jetzt ums Überleben kämpft.
Foto: picture alliance/dpa | Bernd Weißbrod
Bereits im April hatte Porsche vor einem Gewinneinbruch für 2025 gewarnt, doch dass der so dramatisch ausfällt, damit hatte wohl keiner gerechnet. Um 95,9 % schrumpfte der Gewinn, das sind dramatische Zahlen. Der Glanz des Sportwagenherstellers Porsche hat Kratzer bekommen. Nach Jahren mit Traumrenditen steckt der Konzern plötzlich tief in der Krise. Ein radikaler Strategiewechsel, hohe Sonderkosten und schwache Märkte drücken das Ergebnis – und lassen die stolze Marke ungewohnt blass wirken.
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Vom Erfolgsgaranten zum Sorgenkind
Noch vor wenigen Jahren galt Porsche als Goldesel des Volkswagen-Konzerns. Egal ob 911, Cayenne oder Taycan – die Rendite stimmte, die Kassen klingelten. Doch 2024 ist davon wenig übrig geblieben. In den ersten drei Quartalen schrumpfte der Gewinn nach Steuern um 95,9 % auf nur noch 114 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es satte 2,76 Milliarden.
Im dritten Quartal rutschte das Unternehmen sogar in die roten Zahlen. Das operative Ergebnis (Ebit) fiel auf minus 966 Millionen Euro – nach einem Plus von 974 Millionen im Vorjahreszeitraum. Für ein Unternehmen, das sonst mit Margen von über 15 % glänzte, ist das ein Schock.
Die teure Kehrtwende
Hauptgrund für den Absturz: ein massiver Strategiewechsel. Noch-Porsche-Chef Oliver Blume, der gleichzeitig den VW-Konzern führt, hat die ehrgeizigen Elektropläne vorerst gestoppt. Statt immer mehr Stromer auf die Straße zu bringen, sollen nun wieder klassische Verbrenner das Geschäft tragen – zumindest bis weit ins nächste Jahrzehnt hinein.
„Wir nehmen bewusst vorübergehend schwächere Finanzkennzahlen in Kauf, um langfristig Porsches Resilienz und Profitabilität zu stärken“, sagt Finanzvorstand Jochen Breckner. Doch der Weg dorthin ist teuer. Rund 3,1 Milliarden Euro an Sonderkosten veranschlagt Porsche für 2025, vor allem für die Rückkehr der Verbrennerproduktion und den Umbau von Lieferketten.
Auch die geplante Batteriefertigung wurde gestoppt. Neue E-Modelle wie der vollelektrische Macan oder der 718 Boxster kommen später als gedacht. Stattdessen soll der bewährte Sechszylinder noch einmal glänzen – und die Lücke füllen, bis die E-Mobilität wirklich profitabel wird.
Zwischen Realismus und Risiko
Aus Unternehmenskreisen heißt es, die Nachfrage nach reinen Elektroautos sei schwächer als erwartet – besonders in den USA und China. Blume rechtfertigt den Kurswechsel mit den Worten: „Wir richten uns nach Marktrealitäten und Kundenbedürfnissen.“
Das klingt pragmatisch, birgt aber Risiken. Denn während andere Hersteller wie Tesla oder BYD ihre Produktionskosten senken und E-Autos massentauglich machen, droht Porsche den Anschluss zu verlieren. Der sportliche Imagevorsprung allein könnte langfristig nicht reichen, um in einem sich wandelnden Markt zu bestehen.
Absatzprobleme in China
Ein Blick auf die Verkaufszahlen zeigt, wie ernst die Lage ist. Von Januar bis September 2024 lieferte Porsche weltweit rund 215.500 Fahrzeuge aus – 6 % weniger als im Vorjahr. Besonders dramatisch ist der Einbruch in China: Dort gingen die Verkäufe um 26 % zurück.
„In China ist der Luxusmarkt komplett eingebrochen“, sagte Blume kürzlich. Tatsächlich sitzt bei vielen wohlhabenden Kund*innen in der Volksrepublik das Geld nicht mehr so locker. Die Immobilienkrise hat Spuren hinterlassen, und ein wachsender Patriotismus lenkt die Nachfrage zu heimischen Marken.
Während chinesische Hersteller mit aggressiven Rabatten und neuen Modellen locken, kann Porsche bei Preisen und Lieferzeiten kaum mithalten. Der einst wichtigste Wachstumsmarkt wird so zum Sorgenkind.
Hoffnung auf die Wende ab 2026
Trotz der Krise gibt sich Finanzchef Breckner optimistisch: „Wir erwarten, dass wir den Tiefpunkt in diesem Jahr durchschreiten und Porsche sich ab 2026 spürbar verbessert.“ Dazu beitragen sollen Preiserhöhungen für das Modelljahr 2026 – vor allem in den USA, wo Kund*innen traditionell bereit sind, mehr zu zahlen.
Zudem will Porsche die Produktpalette verschlanken und die Margen stärken. Der Fokus liegt wieder stärker auf exklusiven Modellen mit hohen Erträgen – weniger Masse, mehr Klasse.
Ob das reicht, hängt jedoch auch von der Weltwirtschaft ab. Die Konjunktur in den USA schwächelt, die Zinsen bleiben hoch, und die Unsicherheit in China bleibt bestehen.
Personalabbau und Zukunftspaket
Der Sparkurs ist unausweichlich. Bis 2029 will Porsche in der Region Stuttgart rund 1900 Stellen sozialverträglich abbauen. Auch die Verträge von 2000 befristet Beschäftigten laufen aus.
Ein weiteres Sparprogramm ist bereits in Arbeit. „Wir müssen davon ausgehen, dass sich die Rahmenbedingungen auf absehbare Zeit nicht verbessern“, sagt Breckner. „Deshalb müssen wir in allen Bereichen über weitreichende Ansätze sprechen – auch im Kontext des Zukunftspakets.“
Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur geht es dabei nicht nur um Einsparungen, sondern auch um die Jobsicherung. Betriebsrat und Management verhandeln über konkrete Maßnahmen – Ergebnisse sollen in den kommenden Wochen vorliegen.
Ab 2026 übernimmt der frühere McLaren-Manager Michael Leiters den Vorstandsvorsitz. Er gilt als Ingenieur mit Faible für Hightech und Leichtbau – und soll den Spagat zwischen Tradition und Zukunft schaffen. Unter seiner Führung will Porsche den Spieß wieder umdrehen und zurück in die Gewinnzone fahren.
(mit dpa)
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