Feiertag fällt auf Samstag – Nachholung könnte verlorene Freizeit retten
Der DGB fordert, dass Feiertage, die auf ein Wochenende fallen, in Deutschland nachgeholt werden – ein Modell, das in vielen europäischen Ländern längst üblich ist.
Allerheiligen fällt auf Samstag – so könnte Deutschland Nachholtage einführen wie andere Länder.
Foto: picture alliance / M.i.S. | Bernd Feil
Wer sich auf einen freien Tag am 1. November freut, schaut in die Röhre, wenn Allerheiligen auf ein Wochenende fällt. Denn für Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bedeutet ein Samstag-Feiertag: kein zusätzlicher freier Tag. Genau das will der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Bayern ändern.
Der Vorschlag: Fällt ein Feiertag auf ein Wochenende, sollte der „verlorene“ freie Tag am nächsten Werktag nachgeholt werden.
In Europa normal, in Deutschland noch Zukunftsmusik
In anderen Ländern Europas ist man da schon weiter: In Spanien, Belgien oder Großbritannien ist es üblich, dass solche Feiertage nachgeholt werden. Entweder fällt dann automatisch der folgende Montag frei, oder es wird ein Ersatztag bestimmt. Deutschland hingegen tut sich damit noch schwer – und bei ungünstigen Kalenderjahren kann das bedeuten, dass uns gleich mehrere Urlaubstage „durch die Lappen gehen“.
Nächstes Jahr würde dieses Thema gleich vier Feiertage betreffen – für alle, die regulär samstags nicht arbeiten, ein deutlicher Verlust von Freizeit.
„Was in zahlreichen anderen Ländern selbstverständlich ist, muss endlich auch in Deutschland Standard werden“, zitiert die dpa den DGB-Landeschef Bernhard Stiedl. In diesem Zusammenhang kritisierte er auch Forderungen von Arbeitgeberseite, einen Feiertag ganz zu streichen.
Seiner Ansicht nach dürften Beschäftigte weder durch Streichungen noch durch ungünstige Kalenderlagen um ihre Erholungszeit gebracht werden. Gut erholte Mitarbeitende seien zudem motivierter, gesünder und leistungsfähiger – wovon letztlich auch die Arbeitgeber profitieren würden.
Welche weiteren Feiertage betroffen sind
In diesem Jahr fällt Allerheiligen, der 1. November, auf einen Samstag – ein Tag, den viele Arbeitnehmer damit nicht zusätzlich frei haben. Andere Feiertage liegen dagegen günstig: Weihnachten, Neujahr, Heilige Drei Könige, der Tag der Deutschen Einheit, der 1. Mai oder Mariä Himmelfahrt fallen 2025 nicht auf ein Wochenende. Nächstes Jahr sieht es allerdings anders aus: Dann treffen gleich mehrere Feiertage auf ein Wochenende, darunter Mariä Himmelfahrt, der 3. Oktober, Allerheiligen und der zweite Weihnachtsfeiertag.
Feiertage streichen, Wirtschaft ankurbeln?
Es gibt auch Diskussionen, die in die entgegengesetzte Richtung gehen: Sollten Feiertage gestrichen werden, um die Wirtschaft anzukurbeln? In den letzten Monaten haben immer wieder Stimmen aus Wirtschaft und Politik vorgeschlagen, einzelne Feiertage zu streichen, um das Arbeitsangebot zu erhöhen und so das Bruttoinlandsprodukt zu steigern. Berechnungen des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) gehen davon aus, dass ein zusätzlicher Arbeitstag 5 Mrd. € bis 8 Mrd. € mehr Wirtschaftleistung bringen könnte. Auch einzelne Wirtschaftsweisen und Ifo-Vertreter befürworteten in der Vergangenheit die Abschaffung von Feiertagen als Symbol oder Mittel zur Erhöhung der Arbeitsstunden.
Eine Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung kommt jedoch zu einem anderen Ergebnis. Die Forscher untersuchten sechs Fälle aus den letzten 30 Jahren, in denen Feiertage gestrichen oder neu eingeführt wurden. Sie fanden keinen klaren Zusammenhang zwischen weniger Feiertagen und höherem Wirtschaftswachstum. In rund der Hälfte der Fälle entwickelten sich Regionen mit erhaltenen oder neu eingeführten Feiertagen wirtschaftlich sogar besser.
Die Studie weist darauf hin, dass Produktivität, Erholung und Innovation mindestens genauso entscheidend für die gesamtwirtschaftliche Leistung sind wie die reine Zahl der Arbeitsstunden. Weniger Erholung durch Feiertagsstreichungen könnte die Leistungsfähigkeit der Beschäftigten mindern. Außerdem zeigten sich Effekte, bei denen stark belastete Arbeitnehmer als Reaktion auf Feiertagsstreichungen ihre Arbeitszeit an anderer Stelle reduzierten, etwa in Teilzeitstellen. (mit dpa)
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