Energiewirtschaft 08.01.2010, 18:32 Uhr

Kanadas Spagat zwischen Öl und Klimaschutz  

Wachstumstreiber in Kanada ist derzeit die Provinz Saskatchewan. Sie gilt als neuer Shootingstar: große Ölsandvorkommen und eine rasant gewachsene traditionelle Ölgewinnung. Obendrein beheimatet die Prärieprovinz ein wichtiges Forschungs- und Vorzeigeprojekt der Internationalen Energieagentur zur unterirdischen Speicherung des Treibhausgases CO2. VDI nachrichten, Vancouver/Regina, 8. 1. 10, swe

Kanadas Premier Stephen Harper weiß, was er an Saskatchewan hat. Kanada ist größter Energielieferant der USA und die „Prairieprovinz“ exportiert mehr Öl ins Nachbarland als das Emirat Kuwait.

„Unsere stärkste Ressource ist Schweröl“, sagt Howard Loseth, Direktor für Energieentwicklung und Klimaschutz beim Energie- und Rohstoffministerium Saskatchewans. „Bisher haben wir erst weniger als 10 % davon erschlossen.“ Um dafür die geeigneten Fördermethoden zu finden, wurde 1998 der Petroleum Technology Research Centre (PTRC) in der Provinzhauptstadt Regina gegründet. Für das PTRC haben sich die kanadische Öl- und Gasindustrie, der Saskatchewan Research Council und die University of Regina zusammengetan.

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Der Erfolg beim Öl hat für Saskatchewan einen Preis. Nur 3 % der Bevölkerung Kanadas produzieren 9 % der Klimagase in Kanada. Denn die Gewinnung des Öls selbst kostet viel Energie. Der staatliche Stromkonzern Saskatchewan Power bezieht die Hälfte der Elektrizität für seine 1 Mio. Kunden aus Kohle. Das Resultat: Die Provinz hat pro Kopf den zweithöchsten Ausstoß an Klimagasen auf der Welt, 72 t im Jahr. Das ist dreimal so viel wie im Landesschnitt.

„Wir wissen, was zu tun ist“, räumt Provinzpremier Brad Wall ein, „die US-Administration hat nur 3,4 Mrd. $ für die Sequestrierung von CO2 zur Seite gelegt, wir geben dafür in zwei großen Projekten 1,5 Mrd. aus.“ Damit hält Saskatchewan noch einen Rekord: Keine Gebietskörperschaft in Nordamerika gibt pro Kopf der Bevölkerung so viel aus, um Kohlendioxid zu binden und im Gestein oder in Ölfeldern zu lagern.

Beim unterirdischen Speichern von Kohlendioxid ist Saskatchewan Spitze

In der Kleinstadt Weyburn mit seinen 10 000 Einwohnern läuft seit Oktober 2000 das weltweit größte Speicherexperiment für CO2 unter dem Dach der Internationalen Energieagentur (IEA), das „IEA Greenhouse Gas Weyburn-Midale CO2 Storage and Monitoring Project“.

Der kanadische Ölkonzern Cenovus bezieht dazu beim US-Kohlevergaser Dakota Gasification in Beulah, North Dakota, aus dessen Werk Synfuels täglich 8000 t CO2. Rund 320 km Pipeline leiten das Gas in das Ölfeld Weyburn, südlich von Regina. Dort wird das CO2 mit hohem Druck in etwa 1400 m Tiefe gepumpt. Dort wäscht es zusätzliches Öl aus den Gesteinsporen, entsorgt einen Teil des Klimagases und erhöht außerdem den Ausstoß des Ölfeldes um 60 %. 15 Mio. t CO2 werden bereits in Weyburn gelagert. Ein solcher Test läuft auch im benachbarten Midale-Ölfeld des Energiekonzerns Apache.

Koordiniert werden die Experimente auf kanadischer Seite vom PTRC. Das IEA-Forschungsprojekt läuft bis 2011. Ölfeldbetreiber Cenovus bezeichnet die geologische Ablagerung von CO2 als „sicher und zuverlässig“. Malcolm Wilson zufolge, Direktor des Energie- und Umweltbüros der University of Regina, könne die Kohlenstoffdioxidsequestrierung ein Fünftel der bis 2050 angestrebten CO2-Reduktion von 50 % beisteuern.

Kritiker zweifeln an diesen Zahlen nicht. Doch sie beklagen falsche Prioritäten. Christine Schuh, die das kanadische Klima-Team beim Beratungskonzern PricewaterhouseCoopers leitet, sagt: „Carbon Capture Storage ist eine relativ kurzfristige Lösung, es hilft uns nicht, eine weniger auf CO2 gestützte Wirtschaft zu formen.“

Das Pembina-Institut, einer der führenden Think Tanks in Kanada, fürchtet, dass „die wachsende Ölsandproduktion Kanada in die falsche Richtung führt“. Ölsande, deren Bergung viel Energie verschlingt, sollen auch in Saskatchewan künftig stärker ausgebeutet werden. In einer „Carbon Copy“ genannten Studie verweist das Pembina-Institut darauf, dass Kanada seine CO2-Emissionen seit 1990 um 26 % gesteigert habe.

Saskatchewan Power will seinen „Boundary Dam“-Kohlemeiler für rund 1,4 Mrd. Can$ (927 Mio. €) nachrüsten, um bis 2015 etwa 1 Mio t CO2/Jahr aus dem Abgas zu binden und in Gestein zu lagern. 1 Mrd. Can$ kostet die Nachrüstung, der Rest geht in den Bau von Pipelines, die das CO2 zu den nahe gelegenen Ölfelder pumpen. Die Machbarkeitsstudie läuft, Ende 2010 soll über den Baubeginn entschieden werden.

Im Mai 2009 vereinbarte Saskatchewan mit dem US-Bundesstaat Montana einen 270 Mio. $ teuren Versuch, um CO2 aus einem Kraftwerk im Süden der Provinz über die US-Grenze nach Montana zu pumpen und dort in einem Salzstock zu lagern. Der Startschuss für den auf vier Jahre veranschlagten Versuch soll Mitte 2011 fallen. Ziel ist die Entsorgung von 1 Mio. t CO2.

MARKUS GÄRTNER/swe

Weyburn-CO2-Speicher- und Sequestrierungsprojekt

Seit 2000 bezieht der Ölkonzern Cenovus (früher: Encana) CO2 aus einer Kohlevergasungsanlage in den USA (95 % reines CO2). Cenovus speist 2 Mio. t/Jahr ein, investierte bisher 1 Mrd. Can$.

-Prinzip und doppelter Nutzen: Das CO2 wird an 110 Stationen unter Hochdruck in überkritscher (flüssiger) Form in das Ölfeld Weyburn eingespeist. Im Ölfeld agiert es als Lösemittel. Zähflüssiges Öl in Gesteinsporen wird so mobilisiert.

-Die entstehende Emulsion wird an rund 700 Bohrungen gefördert. Ein Teil des CO2 bleibt im Ölfeld (Speicherung), ein Teil kommt mit dem Öl nach oben. Es entspannt, wird wieder gasförmig, dann sequestriert, erneut komprimiert und wieder ins Ölfeld eingebracht. swe

 

Ein Beitrag von:

  • Stephan W. Eder

    Stephan W. Eder

    Redakteur VDI nachrichten
    Fachthemen: Energie, Energierohstoffe, Klimaschutz, CO2-Handel, Drucker und Druckmaschinenbau, Medien, Quantentechnologien

Themen im Artikel

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