Umweltverträgliche Landwirtschaft 29.04.2019, 07:01 Uhr

Comammox-Bakterien könnten die Freisetzung von Lachgas reduzieren

Ein internationales Forscherteam hat ein kürzlich entdecktes Bakterium näher untersucht. Seine Eigenschaften könnten dazu beitragen, Düngemittel der industriellen Landwirtschaft umweltfreundlicher abzubauen.

Darstellung Comammox-Bakterium

Elektronenmikroskopische Aufnahme eines Zell-Aggregats von Comammox-Bakterien. Entdeckt wurden die Mikroorganismen erst 2015.

Foto: Anne Daebeler und Stefano Romano / Universität Wien

Kohlendioxid wird fast immer an erster Stelle genannt, wenn es um schädliche Treibhausgas-Emissionen geht. Tatsache ist jedoch: Lachgas ist fast dreihundertmal stärker und greift die Ozonschicht dementsprechend massiv an. Vor alle durch die Düngemittel der industriellen Landwirtschaft wird es in größeren Mengen freigesetzt. Denn Düngemittel stimulieren Mikroorganismen, die für den Stickstoff-Kreislauf entscheidend sind. Ein Forscherteam aus Kanada, Österreich und Deutschland hat für dieses Problem eventuell eine Lösung gefunden: Das Bakterium Comammox (COMplete AMMonia OXidiser) setzt deutlich weniger Lachgas frei als andere Mikroben.

Lachgas schadet der Umwelt über mehrere Mechanismen

Stickstoffhaltiger Dünger ist für die moderne Landwirtschaft unverzichtbar. Er bringt jedoch einen großen Nachteil mit sich: Die Pflanzen, die den Stickstoff zum Wachstum nutzen, können ihn gar nicht vollständig aufnehmen. Daher wird er mit dem Regen aus dem Boden ausgewaschen und ins Grundwasser gespült. Von dort gelangt er in Flüsse, Seen und Meere – mit fatalen Folgen. Denn der Stickstoff verringert nicht nur die Qualität des Trinkwassers und führt dementsprechend zu einem höheren Aufwand bei dessen Aufbereitung, er fördert auch das Umkippen (Eutrophierung) vor allem stehender Gewässer mit dramatischen Folgen für viele Lebewesen. Ein Teil von ihnen geht an diesem Effekt schließlich zugrunde. Darüber hinaus wird bei der Umsetzung des Stickstoffs aus Düngemitteln Lachgas (N2O) freigesetzt. Das entweicht wiederum in die Atmosphäre, wo es die Ozonschicht angreift und zum Treibhauseffekt beiträgt.

Eine der häufigsten Stickstoff-Verbindungen, die sowohl in Kunstdüngern als auch in Gülle vorkommt, ist Harnstoff. Dieser wird im Boden in Ammonium umgewandelt, das Mikroorganismen schließlich zunächst in giftiges Nitrit und anschließend in das etwas harmlosere Nitrat umbauen. Bei diesem Prozess, der Nitrifikation genannt wird, entsteht Lachgas. Dessen schädliche Effekte werden zum Teil dadurch ausgeglichen, dass Stickstoff das Wachstum der Pflanzen verbessert – die der Luft im Gegenzug Kohlendioxid entziehen.

Bei Sauerstoffmangel ändert sich jedoch das Verhalten vieler Mikroben und die Menge des freigesetzten Lachgases steigt exorbitant an. Das passiert vor allem in gedüngten Böden, zum Beispiel nach Niederschlägen sowie in Kläranlagen, wo die Nitrifikation für die biologische Abwasserreinigung eingesetzt wird. Dieser Reinigungsprozess, der dazu dient, die Folgen des Düngens fürs Trinkwasser abzufangen, schadet also im Gegenzug wieder der Umwelt.

Stellenangebote im Bereich Energie & Umwelt

Energie & Umwelt Jobs
THOST Projektmanagement GmbH-Firmenlogo
Projektmanager*in/ Projektmitarbeiter*in (m/w/d) Flächenmanagement THOST Projektmanagement GmbH
Dresden, Berlin, Leipzig, Hamburg Zum Job 
3M Deutschland GmbH-Firmenlogo
Senior Research Product Development Engineer (R&D) - Electrical Markets (m/f/*) 3M Deutschland GmbH
Wirtschaftsbetrieb Hagen AöR-Firmenlogo
Werkstudent*in Siedlungswasserwirtschaft (w/m/d) Wirtschaftsbetrieb Hagen AöR
Dr. Born - Dr. Ermel GmbH-Firmenlogo
Projektleiter Ingenieur Abwasserbehandlung (m/w/d) Dr. Born - Dr. Ermel GmbH
Frankfurt am Main Zum Job 
Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM)-Firmenlogo
Leiter*in des Referates "Innerer Dienst" (m/w/d) Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM)
Stadtwerke Esslingen am Neckar GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Projektingenieur Wärme- und Kältetechnische Projekte (w/m/d) Stadtwerke Esslingen am Neckar GmbH & Co. KG
Esslingen am Neckar Zum Job 
TenneT TSO GmbH-Firmenlogo
Sachbearbeiter für Wandler in Umspannwerken (m/w/d) TenneT TSO GmbH
Stadtwerke Lübeck Gruppe GmbH-Firmenlogo
Projektleiter:in Konzeption, Planung, Bau und Einsatz Fernwärmeanlagen Stadtwerke Lübeck Gruppe GmbH
Lübeck Zum Job 
Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik-Firmenlogo
Ingenieurin / Ingenieur (w/m/d) für technische Gebäudeausrüstung, Infrastruktursicherheit und Hochverfügbarkeit im Referat I 24 "Sicherheit in Rechenzentren der Bundesverwaltung" Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik
Landeshauptstadt Hannover-Firmenlogo
Ingenieur*in - Versorgungstechnik oder Energie- und Gebäudetechnik Landeshauptstadt Hannover
Hannover Zum Job 
Wirtschaftsbetrieb Hagen AöR-Firmenlogo
Bauingenieur*in Siedlungswasserwirtschaft - Grundstücksentwässerung (w/m/d) Wirtschaftsbetrieb Hagen AöR
noris network AG-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) für Versorgungstechnik - Rechenzentrumsbau noris network AG
Nürnberg Zum Job 
Berliner Stadtreinigung (BSR)-Firmenlogo
Betriebsleiter:in Biogasanlage (w/m/d) Berliner Stadtreinigung (BSR)
Berlin-Ruhleben Zum Job 
swa Netze GmbH-Firmenlogo
Elektroingenieur (m/w/d) Einspeiseanlagen mit Führungsperspektive swa Netze GmbH
Augsburg Zum Job 
Regierungspräsidium Freiburg-Firmenlogo
Bachelor / Diplom (FH) (w/m/d) Bauingenieurwesen, Infrastruktur-, Umweltingenieurwesen Regierungspräsidium Freiburg
Freiburg Zum Job 
Regierungspräsidium Freiburg-Firmenlogo
Bachelor / Diplom (FH) Bauingenieurwesen, Infrastrukturingenieurwesen, Umweltingenieurwesen (m/w/d) Regierungspräsidium Freiburg
Freiburg Zum Job 
Stadt Köln-Firmenlogo
Ingenieur*in (m/w/d) als Sachgebietsleitung in der Unteren Immissionsschutz-, Wasser- und Abfallwirtschaftsbehörde im Umwelt- und Verbraucherschutzamt Stadt Köln
THOST Projektmanagement GmbH-Firmenlogo
Ingenieur*in / Projektmanager*in (m/w/d) in der Steuerung von Großprojekten im Bereich Energiewende THOST Projektmanagement GmbH
Stadtwerke Essen AG-Firmenlogo
Ingenieur / Techniker (gn) für Kanal- und Entwässerungsplanung Stadtwerke Essen AG
Mess- und Eichwesen Niedersachsen (MEN)-Firmenlogo
Dipl.-Ingenieur/in (FH) / Bachelor (w/m/d) Elektrotechnik, Maschinenbau, Energie- und Umwelttechnik, Wirtschaftsingenieurwesen Mess- und Eichwesen Niedersachsen (MEN)
Hannover Zum Job 

Wachstum der Comammox-Bakterien gezielt fördern

Die Forscher haben nun erstmals die Eigenschaften des Comammox-Bakteriums analysiert – dänische Forscher hatten diesen Mikroorganismus erst im Jahr 2015 entdeckt. Er ist nämlich in der Lage, Ammonium ganz allein zu Nitrat umzuwandeln, während andere Mikroben dazu auf Arbeitsteilung angewiesen sind. Dabei fanden die Wissenschaftler heraus, das Comammox selbst kein Lachgas freisetzen kann, weil ihm die dafür notwendigen Enzyme fehlen. Zwar entstehe das Treibhausgas bei den Umwandlungsprozessen trotzdem, durch eine chemische Reaktion aus Hydroxylamin, einer Substanz, die Comammox-Bakterien in ihre Umgebung abgeben. Die Menge sei jedoch deutlich geringer als die sonst übliche Lachgas-Produktion.

Im nächsten Schritt wollen die Wissenschaftler Comammox näher erforschen. Da das Bakterium bislang noch nicht bis ins Detail analysiert wurde, ist nämlich auch nicht bekannt, welche Bedingungen es für ein optimales Wachstum benötigt. „Wenn es gelingt, gezielt das Wachstum von Comammox-Bakterien anstelle der anderen Nitrifikanten zu fördern, lassen sich die Lachgas-Emissionen in Böden und Kläranlagen vielleicht vermindern“, sagt Dimitri Kits von der Universität Wien. Lösbar sei die Stickstoff-Problematik allein mit Comammox aus seiner Sicht zwar nicht, aber eine Verringerung der Lachgas-Emissionen wäre realistisch.

Ergänzend könnten die Bodeneigenschaften manipuliert werden. Etwa durch eine Erhöhung des pH-Wertes oder des Humusgehaltes des Bodens sei es vermutlich möglich, die chemische Umwandlung von Hydroxylamin in Lachgas zu minimieren. Dann wäre es unproblematisch, dass die Comammox-Bakterien Hydroxylamin ausscheiden.

Ein Beitrag von:

  • Nicole Lücke

    Nicole Lücke macht Wissenschaftsjournalismus für Forschungszentren und Hochschulen, berichtet von medizinischen Fachkongressen und betreut Kundenmagazine für Energieversorger. Sie ist Gesellschafterin von Content Qualitäten. Ihre Themen: Energie, Technik, Nachhaltigkeit, Medizin/Medizintechnik.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.