Kälte gegen Klimawandel 08.07.2025, 12:00 Uhr

CO₂-Abscheidung als Schnäppchen – dank Flüssigerdgas

Dank Flüssigerdgas lässt sich CO₂ effizient aus der Luft holen – zu einem Bruchteil der bisherigen Kosten. Forschende zeigen, wie das geht.

LNG-Tanker liefert tiefgekühltes Flüssigerdgas

Ein LNG-Tanker liefert tiefgekühltes Flüssigerdgas – durch das Rohr strömt es zur Regasifizierung an Land. Die dabei freigesetzte Kälte kann für die CO₂-Abscheidung genutzt werden.

Foto: Smarterpix / MikeMareen

Der Klimawandel erfordert neue Wege der CO₂-Reduktion – und zwar solche, die technisch realistisch, skalierbar und bezahlbar sind. Forschende der Georgia Tech School of Chemical and Biomolecular Engineering zeigen nun, dass eine clevere Verbindung zweier bekannter Verfahren genau das möglich machen könnte: Die direkte CO₂-Abscheidung aus der Luft (Direct Air Capture, DAC) und die Regasifizierung von Flüssigerdgas (LNG).

Flüssigerdgas als Kältespender

LNG wird für den Transport auf –162 °C heruntergekühlt. Damit es wieder nutzbar ist, muss es am Zielort in den gasförmigen Zustand überführt werden. Dieser sogenannte Regasifizierungsprozess setzt große Mengen an Kälte frei – bislang meist ungenutzt. Genau an diesem Punkt setzt das Konzept des Teams um Professor Ryan Lively an.

„Wir zeigen, dass man mit vorhandener Infrastruktur und sicheren, kostengünstigen Materialien CO₂ zu geringen Kosten abscheiden kann“, so Lively.

Stellenangebote im Bereich Energie & Umwelt

Energie & Umwelt Jobs
FERCHAU GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur Verfahrenstechnik / Anlagenbau (m/w/d) FERCHAU GmbH
Dortmund Zum Job 
TÜV NORD GROUP-Firmenlogo
Sachverständige:r im Bereich Anlagensicherheit Immissionsschutz und Störfallvorsorge TÜV NORD GROUP
Hamburg, bundesweit Zum Job 
Berliner Stadtreinigung (BSR)-Firmenlogo
Gruppenleiter:innen für Projektsteuerung und Projektleitung Anlagenbau (w/m/d) Berliner Stadtreinigung (BSR)
THOST Projektmanagement GmbH-Firmenlogo
Projektmanager*in/ Projektmitarbeiter*in (m/w/d) Flächenmanagement THOST Projektmanagement GmbH
Dresden, Berlin, Leipzig, Hamburg Zum Job 
3M Deutschland GmbH-Firmenlogo
Senior Research Product Development Engineer (R&D) - Electrical Markets (m/f/*) 3M Deutschland GmbH
Technische Universität Darmstadt-Firmenlogo
Universitätsprofessur für Energieprozesstechnik (W3) Technische Universität Darmstadt
Darmstadt Zum Job 
Wirtschaftsbetrieb Hagen AöR-Firmenlogo
Werkstudent*in Siedlungswasserwirtschaft (w/m/d) Wirtschaftsbetrieb Hagen AöR
Dr. Born - Dr. Ermel GmbH-Firmenlogo
Projektleiter Ingenieur Abwasserbehandlung (m/w/d) Dr. Born - Dr. Ermel GmbH
Frankfurt am Main Zum Job 
Stadtwerke Augsburg Holding GmbH-Firmenlogo
Technischer Revisor (m/w/d) Schwerpunkt Prozessprüfung im Bereich Versorgung und ÖPNV Stadtwerke Augsburg Holding GmbH
Augsburg Zum Job 
Stadtwerke Esslingen am Neckar GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Projektingenieur Wärme- und Kältetechnische Projekte (w/m/d) Stadtwerke Esslingen am Neckar GmbH & Co. KG
Esslingen am Neckar Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieur (w/m/d) Schwerpunkt Abfall- und Bodenmanagement Die Autobahn GmbH des Bundes
Stadtwerke Essen-Firmenlogo
Ingenieur/Techniker (gn) für Kanal- und Entwässerungsplanung Stadtwerke Essen
Fachhochschule Südwestfalen-Firmenlogo
Budde-Stiftungsprofessur für Erneuerbare Energien, insbesondere Wasserstoff Fachhochschule Südwestfalen
Iserlohn Zum Job 
TransnetBW GmbH-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) Leittechnik TransnetBW GmbH
Wendlingen am Neckar, Bruchsal Zum Job 
TransnetBW GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Asset Management (m/w/d) TransnetBW GmbH
Stuttgart Zum Job 
Eproplan GmbH Beratende Ingenieure-Firmenlogo
Projektleiter*in (m/w/d) Versorgungstechnik im Bereich der technischen Gebäudeausrüstung (HLSK) Eproplan GmbH Beratende Ingenieure
Stuttgart Zum Job 
Eproplan GmbH Beratende Ingenieure-Firmenlogo
Projektleiter*in Energiekonzepte und Energieeffizienz Eproplan GmbH Beratende Ingenieure
Stuttgart Zum Job 
Eproplan GmbH Beratende Ingenieure-Firmenlogo
Projektleiter*in Elektrotechnik (m/w/d) Schwerpunkt Elektro- und Leittechnik Eproplan GmbH Beratende Ingenieure
Stuttgart Zum Job 
THOST Projektmanagement GmbH-Firmenlogo
Ingenieur*in (m/w/d) im Projektmanagement Bereich Energietechnik / Elektrotechnik THOST Projektmanagement GmbH
Göttingen, Bremen, Lübeck, Kiel, Leipzig, Hamburg, Heide, Pforzheim Zum Job 
Wirtschaftsbetrieb Hagen AöR-Firmenlogo
Bauingenieur*in Siedlungswasserwirtschaft - Grundstücksentwässerung (w/m/d) Wirtschaftsbetrieb Hagen AöR

Die Idee: Die freigesetzte Kälte wird dazu verwendet, Umgebungsluft auf Temperaturen von –113 bis –53 °C zu kühlen. Diese fast kryogenen Bedingungen ermöglichen eine deutlich effizientere CO₂-Abscheidung.

Luftreinigung unter Null

Die zentrale Herausforderung bei der Luftabscheidung liegt in der geringen CO₂-Konzentration der Atmosphäre – gerade einmal 0,04 %. Deshalb ist der Prozess bislang energieintensiv und teuer. Hinzu kommt, dass die meisten DAC-Systeme auf Aminen basieren. Diese binden CO₂ chemisch, erfordern aber viel Energie zur Regeneration und altern mit der Zeit.

Anders funktioniert die sogenannte Physisorption: Dabei lagert sich CO₂ physikalisch an poröse Materialien an. Die Forschenden testeten zwei Kandidaten: Zeolith 13X und CALF-20.

Zeolith 13X ist ein Trockenmittel, das auch in der Wasseraufbereitung eingesetzt wird. CALF-20 gehört zu den metallorganischen Gerüsten (MOFs), die eine besonders hohe innere Oberfläche bieten. Beide Materialien zeigten bei –78 °C eine rund dreimal höhere CO₂-Aufnahme als gängige Aminlösungen bei Raumtemperatur.

Was ist Direct Air Capture?

Direct Air Capture (DAC) bezeichnet Technologien, mit denen CO₂ direkt aus der Umgebungsluft abgeschieden wird. Das Gas wird anschließend entweder dauerhaft gespeichert oder industriell genutzt. DAC gilt als wichtiger Baustein, um die Klimaziele der Vereinten Nationen zu erreichen – insbesondere für schwer vermeidbare Emissionen etwa aus der Zement- oder Stahlproduktion.

 

Kein Wasser, kein Problem

Ein weiterer Vorteil der tiefen Temperaturen: Der Wasserdampf aus der Luft kondensiert bereits vor der Adsorption. Auf diese Weise entfällt ein energieaufwändiger Trocknungsschritt, der bei vielen DAC-Systemen notwendig ist, um die Sorbentien vor Feuchtigkeit zu schützen. Das senkt den Energiebedarf drastisch – von über 7 Gigajoule pro Tonne CO₂ auf nur 1,7 bis 3,3 Gigajoule.

„Wir konnten zeigen, dass sich bei diesen Temperaturen günstige Physisorbentien einsetzen lassen, die sich bei Raumtemperatur nicht eignen“, erklärt Lively.

Und was kostet das?

Das Team führte auch wirtschaftliche Modellrechnungen durch. Das Ergebnis: Die Kosten für die Abscheidung einer Tonne CO₂ könnten auf 70 US-Dollar sinken – im Fall von Zeolith 13X sogar auf rund 68 US-Dollar. Zum Vergleich: Herkömmliche DAC-Verfahren kosten häufig über 170 US-Dollar pro Tonne.

CALF-20 punktet zusätzlich mit einer besonders einfachen Regeneration. Es reicht, das Material bei Raumtemperatur unter Vakuum zu entladen. Das spart Heizenergie und erhöht die Effizienz.

„Über ihre hohen CO₂-Kapazitäten hinaus weisen beide Physisorbentien wichtige Eigenschaften wie niedrige Desorptionsenthalpie, Kosteneffizienz, Skalierbarkeit und Langzeitstabilität auf“, so der Postdoktorand Seo-Yul Kim.

LNG-Terminals als CO₂-Senken

Ein großes Plus der neuen Methode ist ihr Einsatzort: Die Technik lässt sich an bestehenden LNG-Terminals installieren, die weltweit in großer Zahl betrieben werden – vor allem in Küstennähe. Das eröffnet der CO₂-Abscheidung neue Möglichkeiten, auch in Regionen mit hoher Luftfeuchtigkeit.

„LNG-Regasifizierungssysteme sind derzeit eine ungenutzte Quelle für Kälteenergie“, betont Lively. „Wenn wir auch nur einen Teil ihrer Kälteenergie nutzen, könnten wir bis 2050 potenziell über 100 Millionen Tonnen CO₂ pro Jahr einfangen.“

Zudem lassen sich weitere Vorteile kombinieren: So könnten die Anlagen auch zur Trinkwassergewinnung aus Luftfeuchte beitragen oder Luft für Industrieprozesse vorkonditionieren.

Technik bereit für den Einsatz

Die Forschenden arbeiten nun daran, die Materialien und das System weiter zu optimieren. Ziel ist es, die Methode so zu skalieren, dass sie industriell nutzbar wird. Laut Lively liegt darin ein Schlüssel zur kostengünstigen und breit verfügbaren CO₂-Abscheidung.

„Diese Technologie ist keine Zukunftsvision“, sagt er. „Sie ist bereit für die Skalierung.“

Hier geht es zur Originalpublikation

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.