Kerntechnik 28.03.2025, 16:50 Uhr

Atommüll: Bundesamt sieht Transmutation als nicht umsetzbar an

Transmutation statt Endlagerung, die These wird immer wieder diskutiert. Das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung hat eines der Konzepte beurteilt.

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Symbolbild für Atommüll: Transmutation statt Endlagerung, die These wird immer wieder diskutiert. Das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung hat eines der Konzepte beurteilt.

Foto: PantherMedia / overcrew

Die Debatte beim Atommüll. Es scheint ein ewiges Abwägen, inzwischen kursieren Abschätzungen, erst im nächsten Jahrhundert ist der in Deutschland produzierte Abfall endgültig da, wo er hinsoll: im Endlager. Geht das nicht einfacher? Wir zaubern den gefährlichen Atommüll einfach weg, indem wir ihn bestrahlen. Vor allem die langlebigen hoch radioaktiven Isotope verwandeln wir so in harmlosere Versionen. Transmutation nennt sich das. So könnten wir vielleicht all die Endlagerprobleme und jahrzehntelangen Beteiligungsprozesse elegant umschiffen – und der Umwelt einen Gefallen tun. Wär doch was, oder?

Transmutex ist ein Unternehmen aus der Schweiz, das seit ein paar Jahren genau dieses Verfahren entwickeln will und in zehn Jahren eine Pilotanlage mit seiner speziellen Technologie gebaut haben will. Das war Stand 2021. Inzwischen hat das Unternehmen selbst bei der deutschen Bundesagentur für Sprunginnovationen (Sprind) eine sogenannte „Umsetzungsstudie über eine beschleunigergetriebene Neutronenquelle am Standort eines ehemaligen Kernkraftwerks“ erstellt.

Bundesamt BASE kann Transmutationsstudie nicht nachvollziehen

Diese Studie wiederum hat jetzt das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) untersucht und dazu eine „Fachstellungnahme“ erstellt, die VDI nachrichten vorliegt. Die fällt für Transmutex sicherlich ernüchternd aus. Wer das BASE-Papier liest, kann zum Schluss kommen: Die Studie, die für Sprind erstellt wurde, genügt den Anforderungen an ein wissenschaftliches Paper nicht; zu intransparent, nicht nachvollziehbar. Danach bleiben viele Frage offen.

Ganz wichtig: Die Fachstellungnahme des BASE bezieht sich nicht allgemein auf die Transmutation (s. u.).

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Was das BASE an der Transmutex-Studie bemängelt

Das Bundesamt bemängelt nicht die Transmutation als solche. Es muss sich sogar fachlich damit beschäftigen – von Amts wegen. In der neuen Forschungsagenda 2025 bis 2028, die das BASE am 28. März vorgestellt hatte, ist Transmutation auch explizit Teil der Agenda – als „alternative Entsorgungsoption“ gilt es sie zu bewerten.

Insofern geht es bei der Fachstellungnahme des BASE um die Betrachtung der Sprind-Studie. Dabei handelt es sich um einen sogenannten Validierungsauftrag. „Erstellt hat die Studie ein Team unter der Leitung von Guido Houben, dem CEO der Transmutex AG“, erläutert die Fachstellungnahme des BASE.

„Transmutation ist ein seit Jahrzehnten diskutiertes alternatives Entsorgungskonzept“, so Jochen Ahlswede, Abteilungsleiter Forschung beim BASE. „Die Prüfung von Potenzialen und Risiken dieser Technologie ist explizit Teil der Forschungsagenda des BASE. In unserer aktuellen Fachstellungnahme zur Umsetzungsstudie der Bundesagentur für Sprunginnovationen am Beispiel der Technologie von Transmutex kommen wir zum Schluss, dass selbst im Falle einer hypothetischen Realisierbarkeit die Lasten zuungunsten zukünftiger Generationen verschoben würden.“

Was ist das Technologiekonzept von Transmutex für die Transmutation?

Das Schweizer Start-up will hoch radioaktive Abfälle aus den deutschen Kernkraftwerken quasi an den ursprünglichen Kraftwerksstandorten behandeln. Dort, wo heute schon die Zwischenlager mit den abgebrannten Kernbrennstäben sind. Das Transmutationskonzept erfordert an jedem dieser Standorte drei Anlagen:

  • einen beschleunigergetriebenen Reaktor mit Bleikühlung und einer thermischen Leistung von 604 MW;
  • eine Anlage zur pyrochemischen Wiederaufarbeitung zur Brennstoff- und Targetfertigung
  • eine Konditionierungsanlage für die verbleibenden und entstehenden Abfälle.

These laut Transmutex: ein tiefengeologisches Endlager mit einer Langzeitsicherheitsbetrachtung von 1 Mio. Jahren würde überflüssig. „Eine Umsetzbarkeit dieser Behauptung sieht das BASE nach den bislang vorliegenden Erkenntnissen jedoch nicht“, heißt es dazu seitens des BASE.

Das Versprechen von Transmutex ist, dass es für hoch radioaktive Abfälle aus Kernkraftwerken kein Endlager braucht. „Die Frage ist: Wollen wir es uns erlauben, bei der Entsorgung auf eine hochspekulative Technologie wie Transmutation zu setzen, um in ein paar Jahrzehnten feststellen zu müssen, dass es doch nicht klappt“, so Ahlswede. „Und dann müssten wir wieder von vorne anfangen.“

Ein Beitrag von:

  • Stephan W. Eder

    Stephan W. Eder

    Stephan W. Eder ist Technik- und Wissenschaftsjournalist mit den Schwerpunkten Energie, Klima und Quantentechnologien. Grundlage hierfür ist sein Studium als Physiker und eine anschließende Fortbildung zum Umweltjournalisten.

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