Wachsende Schwachstelle im Magnetfeld der Erde entdeckt
Die South Atlantic Anomaly – eine wachsende Schwachstelle im Erdmagnetfeld – breitet sich aus, zeigt die Analyse der ESA-Satelliten Swarm.
Wachsende Schwachstelle: Die South Atlantic Anomaly über dem Südatlantik hat sich seit 2014 erheblich vergrößert und bedroht Satelliten in der Region.
Foto: ESA (Data source: Finlay, C.C. et al., 2025) LICENCE
Seit 2013 beobachten die ESA-Satelliten der Swarm-Mission das Magnetfeld der Erde mit höchster Präzision. Drei identische Satelliten messen Signale aus Erdinnerem, Kruste, Ozeanen, Ionosphäre und Magnetosphäre. So können Forscher genau verfolgen, wo das Feld stärker oder schwächer wird.
Die South Atlantic Anomaly wächst
Die Daten der letzten 11 Jahre zeigen: Die South Atlantic Anomaly (SAA) – eine Zone über dem Südatlantik, in der das Magnetfeld besonders schwach ist – hat sich deutlich vergrößert. Besonders auffällig ist ein Bereich südwestlich von Südafrika, wo das Feld stark nachgelassen hat. Eine zweite Schwachstelle ist entstanden und hat sich inzwischen mit der ursprünglichen bei Südamerika verbunden. Die Flächen mit besonders schwachem Magnetfeld sind seit 2014 stetig gewachsen – teilweise so groß wie ganz Grönland.
„Normalerweise würden wir erwarten, dass die Magnetfeldlinien in der Südhalbkugel aus dem Erdkern herauskommen. Unterhalb der South Atlantic Anomaly sehen wir jedoch unerwartete Bereiche, in denen das Magnetfeld statt aus dem Kern heraus wieder in den Kern hineinfließt. Dank der Swarm-Daten können wir beobachten, wie einer dieser Bereiche westwärts über Afrika wandert, was zur Schwächung der South Atlantic Anomaly in dieser Region beiträgt“, wird Chris Finlay, Professor für Geomagnetismus an der Technischen Universität Dänemark von der ESA zitiert.
Warum das Magnetfeld so wichtig ist
Das Magnetfeld schützt die Erde vor kosmischer Strahlung und geladenen Teilchen der Sonne. Entsteht wird es vor allem durch das flüssige Eisen im äußeren Erdkern, rund 3.000 Kilometer unter unseren Füßen. Dieses glühende Metall bewegt sich ständig, erzeugt elektrische Ströme und damit ein dynamisches, ständig wechselndes Magnetfeld – ähnlich einem Dynamo, nur viel komplexer.
Gefahr für Satelliten
Die SAA ist heute besonders relevant für die Raumsicherheit: Satelliten, die darüber fliegen, sind höherer Strahlung ausgesetzt, was zu Fehlfunktionen oder Schäden führen kann. Die Region breitet sich nicht gleichmäßig aus: Während die Zone über Südamerika langsam schwächer wird, hat sich seit 2020 südwestlich von Afrika eine Schwachstelle besonders stark abgeschwächt.
„Die South Atlantic Anomaly ist nicht einfach ein einheitlicher Block“, erklärt Chris Finlay. „Sie verändert sich über Afrika anders als in der Nähe von Südamerika. In dieser Region passiert etwas Besonderes, das das Magnetfeld besonders stark abschwächt.“
Ursache tief im Erdinneren
Verantwortlich sind sogenannte umgekehrte Magnetfeld-Patches an der Grenze zwischen flüssigem Kern und festem Mantel. In diesen Bereichen fließen Feldlinien zurück in den Kern, statt nach außen. Beobachtungen zeigen, dass sich einer dieser Bereiche westwärts über Afrika bewegt und die Schwächung verstärkt.
Veränderungen auch im Norden
Das Magnetfeld ist nicht nur über dem Südatlantik in Bewegung. Im Norden hat sich das starke Feld über Kanada verkleinert, während es über Sibirien zugenommen hat. Die kanadische Region schrumpfte um 0,65 % der Erdoberfläche – fast so groß wie Indien – die sibirische wuchs um 0,42 %, etwa die Fläche Grönlands. Diese Verschiebungen beeinflussen die Position des nördlichen magnetischen Pols sowie Navigation und Satellitenbetrieb. Im Süden hingegen bleibt das starke Feld zwischen Australien und der Antarktis nahezu unverändert.

Und so sah es 2014 aus.
Foto: ESA (Data source: Finlay, C.C. et al., 2025)
LICENCE
Ein Beitrag von: