Nasa: So verprellt man Partner
US-Präsident Trump will zwei Umwelt-Satelliten abschalten lassen. Für kleinere Weltraumagenturen wie ESA und Jaxa ist dieses Gebaren in Weckruf.
Der Satellit OCO-2 soll nach den Plänen von US-Präsident Donald Trump vorzeitig zerstört werden.
Foto: NASA/JPL-Caltech
In der Raumfahrt sind die Zeitskalen lang. Satelliten müssen geplant und gebaut werden. Davor müssen die Weltraumagenturen Budgets zusammenkratzen. Und so vergehen Jahre, vergeht nicht selten ein Jahrzehnt, bevor aus einer Idee eine Mission wird. Wenn mehrere Agenturen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen beteiligt sind – das ist der Normalfall –, erfordert diese Langfristigkeit Vertrauen. Eine Zusage im Jahr 2025 muss auch im Jahr 2035 eine Zusage bleiben.
Symbolpolitik mit Erdbeobachtung
Bleibt sie aber nicht. Das lässt die aktuelle Weltraumpolitik von US-Präsident Donald Trump erahnen. Vergangene Woche hat er die Nasa angewiesen, Abschaltpläne für zwei Erdbeobachtungssatelliten, die sogenannten „Orbiting Carbon Observatories“, zu erarbeiten. Einer der Satelliten fliegt für sich, der andere ist an der Internationalen Raumstation angedockt. Gemeinsam sammeln sie Daten über die CO2-Konzentration und das Pflanzenwachstum auf der Erde.
Einem offiziellen Nasa-Gutachten aus dem Jahr 2023 zufolge sind die Daten „von besonders hoher Qualität“. Und warum sollen die Satelliten zerstört werden? Jedenfalls nicht, weil sie alt und kaputt wären: Beide funktionieren einwandfrei – und das noch eine ganze Weile. Und auch die Betriebskosten sind nicht der Rede wert. Der Grund ist wohl einfach: Dem Klimawandelleugner Trump ist die Klimaforschung lästig. Hier geht es um Symbolpolitik; die Satelliten sammeln unerwünschte Daten – weg damit!
Für die Zukunft der Raumfahrt ist dieses Verhalten ein Riesenproblem. Der Präsident regiert direkt durch in konkrete Satellitenmissionen, langfristig geplante Programme werden durch Launen gefährdet und beendet.
Leidtragende sind ESA, Jaxa und Co.
Die kleineren Weltraumagenturen, zum Beispiel die japanische Jaxa, die kanadische CSA und die europäische ESA, trifft das besonders hart. Bei vielen wissenschaftlichen Missionen sind sie Huckepackfahrerinnen bei der Nasa. Die USA zahlen also den größten Anteil und die kleinen Partner sind mit einem wissenschaftlichen Instrument dabei – so wie beim Weltraumteleskop James Webb. Solche Kooperationen funktionieren nur mit Vertrauen, nicht zuletzt, weil Hunderte Millionen an Steuergeldern dafür ausgegeben werden. Aber welches Vertrauen kann und will Trump schon geben?
Leider gibt es für die kleineren Agenturen keine echten Auswege. Für eigene Programme fehlt oft das Geld: Europa würde allein niemals ein Teleskop vom Format des James Webb bauen und auch niemals die Mittel für ein Mondprogramm wie Artemis (Nasa) zusammenbekommen. Es fehlt dafür in vielen Fällen auch an Expertise und an Planungskapazitäten. Ein größerer finanzstarker Partner muss her. Und wenn die USA dieser in Zukunft nicht mehr sind, wer dann? China wohl kaum. Russland sicher nicht.
In letzter Konsequenz steht eine Rückkehr zu nationalen Raumfahrtprogrammen zu befürchten, maximal schließen sich – wie im Fall der ESA – mehrere kleine Raumfahrtnationen zusammen. Alle müssen dann im Weltraum bescheidener auftreten.
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