Kometen im Oktober: „Swan“ und „Lemmon“ sind da – so finden Sie sie
Zwei Kometen auf einmal: So beobachten Sie „Swan“ und „Lemmon“ im Oktober – mit Tipps, Zeiten und Sichtbarkeitsinfos.
Der Komet Lemmon «C/2025 A6» leuchtet zwischen Sternen am Nachthimmel über dem östlichen Brandenburg.
Foto: picture alliance/dpa | Patrick Pleul
Ein seltenes Schauspiel steht bevor: Gleich zwei Kometen wandern in diesen Tagen über den Oktoberhimmel – „Swan“ und „Lemmon“. Wer zur richtigen Zeit hinausschaut, kann die beiden mit etwas Glück sogar ohne Teleskop entdecken. Und wer ein Fernglas hat, bekommt einen faszinierenden Blick auf kosmische Besucher, die uns vielleicht nie wieder so nahekommen werden.
Inhaltsverzeichnis
Zwei Himmelskörper auf Stippvisite
Im Oktober 2025 lohnt sich der Blick nach oben besonders. Mit C/2025 R2 („Swan“) und C/2025 A6 („Lemmon“) ziehen zwei Kometen fast gleichzeitig über den Himmel. Beide kommen aus den äußeren Regionen unseres Sonnensystems, dort, wo es so kalt ist, dass selbst das Licht kaum noch glitzert.
Solche Begegnungen sind selten. Meist müssen Jahre oder gar Jahrzehnte vergehen, bis ein Komet hell genug wird, um ihn mit bloßem Auge zu erkennen. Diesmal aber stehen die Chancen gut – zumindest, wenn das Wetter mitspielt und Sie einen dunklen Ort fern von Straßenlaternen finden.
„Swan“ – der Späte, der plötzlich auftauchte
Der Komet „Swan“ wurde erst am 11. September 2025 entdeckt. Vladimir Bezugly stieß beim Durchsehen von Bildern des SWAN-Instruments an Bord des SOHO-Satelliten auf den bislang verborgenen Schweifträger. „Der Komet erschien plötzlich am Himmel, weil er circa aus der Richtung der Sonne kam“, erklärt Uwe Pilz von der Vereinigung der Sternfreunde. „Da sieht man diese Körper nicht, und wenn man sie sieht, sind sie oft schon recht hell.“
Seine Bahn führt ihn Mitte Oktober besonders nah an die Erde heran – auf rund 30 bis 39 Millionen Kilometer. Klingt weit, ist astronomisch gesehen aber ein Vorbeiflug in Sichtweite. Seine Helligkeit dürfte zwischen +4 und +6 Magnituden liegen. Unter optimalen Bedingungen also durchaus ein Fall für das bloße Auge.
Ab Mitte Oktober steht „Swan“ flach über dem südwestlichen Abendhorizont. Wer kurz nach Sonnenuntergang hinausschaut, könnte ihn dort entdecken – als leicht verschwommenen Fleck mit einem feinen Schweif. Gegen Monatsende steigt er etwas höher, verliert aber schnell an Leuchtkraft.
„Lemmon“ – der alte Bekannte mit seltenem Besuch
Der zweite Himmelsgast hat eine längere Geschichte. „Lemmon“, offiziell C/2025 A6, wurde bereits Anfang Januar entdeckt – beim Mount Lemmon Survey in Arizona. Er gehört zur Gruppe der langperiodischen Kometen und ist alles andere als ein Stammgast in unserem Sonnensystem: Sein letzter Besuch liegt etwa 1.320 Jahre zurück, der nächste wird erst in rund 1.410 Jahren erwartet.
Am 21. Oktober erreicht „Lemmon“ seine größte Annäherung an die Erde – knapp 90 Millionen Kilometer. Sein sonnennächster Punkt, das sogenannte Perihel, folgt am 8. November.
Uwe Pilz erklärt: „Er wird im Oktober abends im Südwesten stehen und Anfang November im Süden.“ Momentan ist er mit dem Fernglas sichtbar – wer Glück hat, kann ihn sogar mit bloßem Auge erkennen. Er zieht dabei durch bekannte Sternbilder wie den Großen Bären (Großer Wagen) und bewegt sich sichtbar von Nacht zu Nacht.
Laut dem Datenarchiv von van Buitenen wird für „Lemmon“ eine Helligkeit von rund 3,7 Magnituden erwartet. Das macht ihn derzeit zum auffälligeren der beiden Kometen. Er steht außerdem am Morgenhimmel hoch und lässt sich zum Ende der Nacht gut beobachten. „Er steht zum Ende der Nacht sehr hoch und ist mit dem Fernglas zu sehen“, so Pilz.
Wann und wo Sie die Kometen finden
Die besten Beobachtungszeiten liegen zwischen Mitte und Ende Oktober. Besonders spannend wird es vom 19. bis 21. Oktober, wenn beide Kometen gleichzeitig gut sichtbar sein könnten.
„Swan“ zeigt sich vor allem in den frühen Abendstunden tief im Südwesten, während „Lemmon“ etwas früher und später sichtbar ist – sowohl abends als auch in den Stunden vor Sonnenaufgang.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) rechnet mit den besten Chancen in Ostdeutschland und im Südosten Bayerns. „Da wird die Nacht klar werden“, sagt Meteorologe Lars Kirchhübel. Im Westen könnten Wolkenfelder die Sicht stören, aber auch dort sind Lücken möglich.
Zumindest der Mond hält sich zurück – er ist abnehmend, und in der folgenden Woche ist Neumond. Das heißt: dunkler Himmel, bessere Sicht.
Was Sie für die Beobachtung brauchen
Sie brauchen keine große Ausrüstung, um die Kometen zu finden. Ein einfaches Fernglas (z. B. 10×50) reicht oft aus. Wer eine kleine Sternenkarte oder App zur Hand hat – etwa TheSkyLive – kann sich noch besser orientieren.
Am besten suchen Sie einen dunklen Ort fernab der Stadtlichter. Schauen Sie kurz nach Sonnenuntergang Richtung Südwesten. Geduld ist wichtig: Kometen sind keine grellen Lichtpunkte, sondern diffuse, leicht neblige Flecken. Mit etwas Zeit und Eingewöhnung für die Augen gelingt der Blick oft besser, als man denkt.
Ein Tipp für Hobbyfotografen: Eine Langzeitbelichtung mit Stativ kann den Schweif und die Bewegung besonders schön einfangen – eine Erinnerung an einen Moment, den so schnell niemand wieder erlebt.
Warum Kometen so besonders sind
Kometen sind mehr als nur Himmelserscheinungen. Sie sind uralte Überbleibsel aus der Frühzeit des Sonnensystems, also rund 4,5 Milliarden Jahre alt. Sie bestehen aus Eis, Staub und Gestein – eine Art gefrorener Zeitkapsel.
Wenn ein Komet der Sonne näherkommt, beginnt sein Kern zu verdampfen. Dabei entstehen Gas- und Staubwolken, die eine leuchtende Hülle (Koma) bilden. Der Sonnenwind treibt diese Partikel fort, wodurch der charakteristische Schweif entsteht – oft Millionen Kilometer lang.
Manchmal flackern Kometen plötzlich auf, weil sich im Innern Spannungen entladen und Material in den Weltraum geschleudert wird. Ebenso kann es passieren, dass sie unerwartet verblassen. Insofern bleibt jeder Komet ein kleines Abenteuer für sich – auch für erfahrene Beobachtende.
Ein kosmischer Gruß – und bald wieder vorbei
Beide Kometen werden im Laufe des Novembers verblassen. „Swan“ wird dann zu lichtschwach sein, um ihn mit bloßem Auge zu sehen, und „Lemmon“ zieht weiter in südliche Gefilde. Für ein paar Nächte aber teilen sie sich noch unseren Himmel – ein kurzes, flüchtiges Schauspiel, das uns daran erinnert, wie lebendig und dynamisch unser Sonnensystem ist.
Also: Wer eine klare Nacht erwischt, sollte sich eine Stunde Zeit nehmen, eine Decke mitnehmen und den Blick schweifen lassen. Es lohnt sich, den Moment einzufangen – ob mit Kamera, Fernglas oder einfach mit offenen Augen.
(mit dpa)
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