Ein Planet wie die Erde – und fast zum Greifen nah
Der Exoplanet GJ 251 c liegt rund 18 Lichtjahre von der Erde entfernt und befindet sich in der potenziell bewohnbaren Zone.
Gibt es gar nicht so weit entfernt von der Erde einen Exoplaneten, der bewohnbar ist? Forschende aus den USA haben etwas entdeckt.
Foto: Smarterpix / Juric.P (Symbolfoto)
Ein kleiner, unscheinbarer Roter Zwerg, kaum sichtbar am Nachthimmel – und doch könnte er einen unserer größten Träume befeuern: die Entdeckung einer zweiten Erde. Forschende der University of California in Irvine haben einen Exoplaneten aufgespürt, der in der bewohnbaren Zone seines Sterns kreist. Sein Name: GJ 251 c. Was ihn so spannend macht? Er ist nur rund 18 Lichtjahre entfernt – also praktisch in kosmischer Nachbarschaft.
Inhaltsverzeichnis
Die Suche nach dem nächsten Zuhause
Seit Jahrzehnten durchforsten Astronominnen und Astronomen den Himmel nach Planeten außerhalb unseres Sonnensystems. Über 5500 Exoplaneten sind inzwischen bekannt. Doch nur wenige davon liegen in der sogenannten habitablen Zone – jenem Bereich, in dem Wasser auf der Oberfläche flüssig sein könnte. Ohne Wasser gibt es, soweit wir wissen, kein Leben.
„Wir haben mittlerweile so viele Exoplaneten gefunden, dass die Entdeckung eines neuen Planeten keine große Sache mehr ist“, sagt Paul Robertson, Professor für Physik und Astronomie an der UC Irvine. „Was diesen Planeten besonders wertvoll macht, ist seine Nähe. Kosmisch gesehen ist er praktisch nebenan.“
Eine „Supererde“ mit Potenzial
GJ 251 c dürfte ein faszinierender Brocken sein. Nach Berechnungen der Forschenden hat er vermutlich eine felsige Oberfläche, ähnlich wie die Erde, ist aber deutlich massereicher – ein typischer Vertreter der sogenannten „Supererden“. Seine Umlaufbahn liegt in einem Bereich, in dem Temperaturen herrschen könnten, die flüssiges Wasser erlauben. Kurz: Die Bedingungen sind günstig für etwas, das wir als lebensfreundlich bezeichnen würden.
Er umkreist einen sogenannten M-Zwerg. Diese Roten Zwerge sind kleine, kühle Sterne, aber in unserer Milchstraße die häufigsten überhaupt. Sie gelten als zäh und langlebig – was gut ist für die Entwicklung komplexen Lebens. Doch sie haben auch eine stürmische Seite: Sie zeigen häufig Sternflecken und Flares, also plötzliche Energiebündel, die alles Leben auf einem nahen Planeten hart treffen könnten.
Wie Forschende den Planeten fanden
Der Nachweis gelang mit zwei hochpräzisen Instrumenten: dem Habitable-zone Planet Finder (HPF) und dem NEID‑Spektrographen. Beide messen winzige Schwankungen im Licht eines Sterns. Wenn ein Planet diesen umkreist, zieht seine Schwerkraft minimal am Stern und sorgt für rhythmische Verschiebungen in dessen Licht – sogenannte Radialgeschwindigkeitssignale.
Diese Methode ist seit Jahren etabliert, doch bei M‑Zwergen besonders knifflig. Ihre hohe Aktivität kann die Messergebnisse verfälschen. HPF und NEID umgehen das Problem, indem sie im Infrarotbereich messen – dort, wo die störenden Signale der Sternaktivität schwächer sind.
Am Limit unserer Messinstrumente
Die Daten lassen kaum Zweifel: GJ 251 c existiert sehr wahrscheinlich. Dennoch sind sich die Forschenden vorsichtig einig – die Instrumente arbeiten in einem Bereich, in dem Unsicherheiten bleiben. Corey Beard, Hauptautor der Studie, sagt dazu: „Obwohl seine Entdeckung statistisch gesehen sehr signifikant ist, sind wir noch dabei, den Status dieses Planeten zu bestimmen.“
Die Modelle und Simulationen seien präzise, doch nur künftige Teleskope könnten endgültig bestätigen, dass es sich um eine echte Welt handelt – und nicht um eine Messillusion. Genau hier setzen die Hoffnungen auf das Thirty Meter Telescope (TMT) an, ein gigantisches Observatorium im Bau, das Exoplaneten direkt abbilden soll.
Teleskop der Zukunft
Mit einem Spiegel von 30 Metern Durchmesser will das TMT neue Maßstäbe setzen. Es wird vermutlich das erste Instrument sein, das Planeten wie GJ 251 c direkt sichtbar machen kann – ein technisches Kunststück, das bislang an der geringen Helligkeit und dem grellen Licht der Sterne scheitert.
Wenn dieses Teleskop seinen Dienst aufnimmt, könnten Forschende erstmals prüfen, ob GJ 251 c tatsächlich Wolken oder vielleicht sogar Ozeane besitzt. „Das TMT wird das einzige Teleskop mit ausreichender Auflösung sein, um Exoplaneten wie diesen abzubilden“, betont Beard. Für kleinere Teleskope sei das einfach nicht möglich.
Ein Beitrag von: