WC ohne Spülung 14.01.2016, 11:51 Uhr

So verwandelt Toilette das „Geschäft“ in sauberes Wasser

Eine neue Toilette mit Nano-Membran kommt nicht nur ohne Wasserspülung aus, sondern erzeugt selbst sauberes Wasser. Das wasserlose WC wird derzeit an einer britischen Universität entwickelt und soll noch in diesem Jahr in Afrika getestet werden.

Toilettenhäuschen in einem Flüchtlingslager: Weltweit hat nur jeder dritte Mensch Zugang zu einer ordentlichen Toilette.

Toilettenhäuschen in einem Flüchtlingslager: Weltweit hat nur jeder dritte Mensch Zugang zu einer ordentlichen Toilette.

Foto: Frank May/dpa

Der Begriff WC für Wasserklosett hat für eine Forschergruppe der englischen Cranfield University eine völlig neue Bedeutung bekommen. Die Toilette für Privathaushalte, die das Team in Cranfield seit über drei Jahren entwickelt, benötigt nicht nur kein Wasser für die Spülung, sondern produziert sogar eigenes sauberes Wasser als Ergebnis des Toilettengangs.

Jeden Tag gelangen zwei Millionen Tonnen menschlicher Fäkalien im Gewässer. 

Jeden Tag gelangen zwei Millionen Tonnen menschlicher Fäkalien im Gewässer.

Quelle: Cranfield University

Unliebsame Gerüche soll es trotzdem keine geben und die Fäkalien sollen umweltfreundlich entsorgt werden. Die neuartige Toilette arbeitet mit einem ausgeklügelten Mechanismus und einer speziellen Membran.

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Wasser wird durch Membran von festen Bestandteilen getrennt

Ist das große und kleine „Geschäft“ verrichtet und der Deckel geschlossen, landen die Fäkalien mit einem Rotationsmechanismus, der eventuelle Reste auswischt und die Öffnung blockiert, in einer von außen nicht sichtbaren Kammer. Gerüche sollen von hier aus nicht mehr nach außen dringen. Die Fäkalien werden durch eine spezielle Nano-Membran gefiltert, die Wasser in Form von verdampften Wassermolekülen vom Rest des Abfalls trennt.

Mit diesem WC werden Urin und Kot nicht einfach wegspült, sondern in sauberes Wasser umgewandelt. 

Mit diesem WC werden Urin und Kot nicht einfach wegspült, sondern in sauberes Wasser umgewandelt.

Quelle: Cranfield University

Die Wassermoleküle, die nun frei von festen Bestandteilen und auch weitestgehend keimfrei sind, wandern in eine weitere Kammer mit wasseranziehenden nanobeschichteten Kügelchen. Der Wasserdampf kondensiert und sammelt sich in einem Tank, der am Boden der Toilette eingearbeitet ist. Das Wasser soll nun sauber genug sein, um als Waschwasser im Haushalt, zum Blumengießen oder zur Bewässerung in der Landwirtschaft benutzt zu werden.

Feste Bestandteile werden zu keimfreier Asche verbrannt

Die übrig gebliebenen festen Bestandteile werden nun mittels einer Förderanlage, einer Schneckenpumpe, in eine zweite Kammer transportiert. An dieser Stelle ist das Design der Toilette noch nicht ausgereift und die Forscher suchen noch nach einer praktikablen Lösung. Die Idee ist, die festen Bestandteile (etwa 20 bis 25 %) mit Paraffinwachs zu mischen und sie auf diese Weise weiter auszutrocknen und geruchlos zu halten. Der Abfall könnte dann regelmäßig, etwa ein Mal pro Woche, durch einen Dienstleister entsorgt und zu einer Verbrennungsanlage gebracht werden. Die keimfreie Asche könnte wiederum in der Landwirtschaft als Dünger eingesetzt werden.

So funktioniert die wasserlose Toilette, die aus Kot und Urin sauberes Wasser produziert.

So funktioniert die wasserlose Toilette, die aus Kot und Urin sauberes Wasser produziert.

Quelle: Cranfield University

Noch in diesem Jahr soll die Toilette, deren Entwicklung zum Teil von der Bill and Melinda Gates Foundation gefördert wird, getestet werden, wahrscheinlich in Ghana. Das wasserlose WC hat es auch bis in die Finalistenrunde des Programms Cleantech Innovate geschafft. Dort werden Unternehmen, die grüne Technologien anbieten, mit Investoren, Käufern und Spezialisten zusammengebracht. Das Forscherteam der Cranfield University ist eines von 35 Unternehmen, das seine Entwicklungen am 11. Februar 2016 in London vorstellen wird.

 

Ein Beitrag von:

  • Gudrun von Schoenebeck

    Gudrun von Schoenebeck

    Gudrun von Schoenebeck ist seit 2001 journalistisch unterwegs in Print- und Online-Medien. Neben Architektur, Kunst und Design hat sie sich vor allem das spannende Gebiet der Raumfahrt erschlossen.

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