Schonung der Erdölvorräte 18.05.2015, 10:39 Uhr

Algen entpuppen sich als hervorragender Straßenasphalt

Aus Mikroalgen lässt sich ein Bioasphalt herstellen, der ebenso haltbar ist wie heutige Straßenbeläge. Das haben französische Forscher herausgefunden. Ihre Lösung soll Erdölvorräte schonen. 

Straßenarbeiter bringen eine Asphaltdecke auf: Das Bitumen – also die klebrige Masse, in die der Splitt eingebettet ist – gewinnt man bislang aus Erdöl. Mikroalgen könnten eine ressourcenschonende Alternative sein. 

Straßenarbeiter bringen eine Asphaltdecke auf: Das Bitumen – also die klebrige Masse, in die der Splitt eingebettet ist – gewinnt man bislang aus Erdöl. Mikroalgen könnten eine ressourcenschonende Alternative sein. 

Foto: Patrick Seeger/dpa

Ein Straßenbaumaterial der Zukunft kommt nicht aus der Erdölraffinerie, sondern aus transparenten Behältern, gefüllt mit einer grün schimmernden Flüssigkeit. Grün ist sie wegen der darin schwimmenden Mikroalgen. Sie werden bereits heute genutzt: als Lieferanten wertvoller Substanzen, die die Kosmetikindustrie in ihre Cremes mischt, als Nahrungsmittelzusatz, als Produzent von Öl, das sich in Biodiesel verwandeln lässt, und als Brennstoff für Biokraftwerke.

Einsatz von Mikroalgen soll Erdölvorräte schonen

Wissenschaftler der Universität von Nantes, des französischen Zentrums für wissenschaftliche Forschung (CNRS) und des Unternehmens Algosource Technologies haben eine neue Art der Nutzung entwickelt: Sie bauen aus den Mikroalgen Biostraßen, indem sie das erdölhaltige Bitumen – also die klebrige Masse, in die der Splitt eingebettet ist – durch Biomasse ersetzen. „Mikroalgen bieten uns eine attraktive Lösung zur Schonung der Erdölvorräte“, sind die Forscher überzeugt.

Herstellung von Biobitumen: Die Forscher verrühren Mikroalgen mit Wasser zu einem Brei und erhitzen ihn unter Druck auf maximal 200 Grad. Die erdölartige Flüssigkeit wandeln sie anschließend in Biobitumen um. 

Herstellung von Biobitumen: Die Forscher verrühren Mikroalgen mit Wasser zu einem Brei und erhitzen ihn unter Druck auf maximal 200 Grad. Die erdölartige Flüssigkeit wandeln sie anschließend in Biobitumen um.

Quelle: Algosource

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Die Forscher begnügen sich mit den Resten, die Kosmetikhersteller und Bäcker von den Algen übrig lassen. Sie werden mit Wasser zu einem Brei verrührt und in einem Druckbehälter auf maximal 200 Grad Celsius erwärmt. Bei dieser hydrothermalen Carbonisierung entsteht, je nach Druck und Temperatur, Braunkohle, Synthesegas, Humus oder eine erdölartige Flüssigkeit. Genau so hat es die Natur gemacht, als sie riesige Urwälder in fossile Brennstoffe umgewandelt hat. Die Menschen schaffen das allerdings in einem Bruchteil der Zeit.

Biobitumen selbst bei minus 20 Grad Celsius elastisch

Die französischen Forscher wandeln das Bioöl nach Rezepten der Erdölraffinerien in Biobitumen um. Ebenso wie Bitumen, das aus Erdöl gewonnen wird, verflüssigt sich das Bioprodukt bei einer Temperatur von etwa 100 Grad Celsius, sodass es mit dem Splitt vermischt und auf den Straßenunterbau aufgebracht werden kann. Das Biobitumen verfestigt sich, wenn es eine Temperatur von etwa 60 Grad Celsius erreicht hat, und bleibt bis zu minus 20 Grad Celsius elastisch.

Mit den Versuchen an der Universität gelang es zum ersten Mal, Bitumen aus Biomasse herzustellen, die nicht als Nahrungs- oder Futtermittel geeignet ist. Bisher dienten pflanzliche Öle als Basis für die Versuchsproduktion, was zunehmend weniger geschätzt wird, weil durch die Zweckentfremdung Nahrungsmittel möglicherweise teurer werden. Gefragt sind, auch bei der Herstellung von Biotreibstoffen, Verfahren der zweiten Generation, die es ermöglichen, Wertstoffe aus ungenießbaren Bioabfällen herzustellen. Das gilt für Algen in besonderem Maße. Produktionsanlagen lassen sich auf jedem Untergrund anlegen, bevorzugt in Gebieten, die landwirtschaftlich nicht nutzbar sind.

 

Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Kempkens

    Wolfgang Kempkens studierte an der RWTH Aachen Elektrotechnik und schloss mit dem Diplom ab. Er arbeitete bei einer Tageszeitung und einem Magazin, ehe er sich als freier Journalist etablierte. Er beschäftigt sich vor allem mit Umwelt-, Energie- und Technikthemen.

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