Ulrich Ahle, Schöpfer digitaler Zukunft
Ulrich Ahle, Geschäftsführer des Gaia-X-Vereins, treibt neben seiner wichtigen Funktion auch die Digitalisierung seines Heimatorts Etteln voran.

Ulrich Ahle, ab 1. November 2023 Geschäftsführer der Gaia-X European Association for Data and Cloud AISBL.
Foto: Fotostudio Verena Neuhaus
Sensible Daten bei Cloud-Anbietern in den USA oder China speichern: Dabei fühlen sich Privatpersonen und Unternehmen oft unwohl. Peter Altmeier scheinbar auch. Der damalige Bundeswirtschaftsminister stellte deswegen im Oktober 2019 die Idee für eine Alternative vor. Ein europäisches digitales Ökosystem, das Cloud-Anbieter vernetzt, mit gemeinsamen Richtlinien und einheitlichen Schnittstellen. Datengeber genießen volle Souveränität und haben Kontrolle darüber, wer Daten nutzt, kombiniert und verwertet.
Eine Vision, die mittlerweile auf den Namen Gaia-X hört. Ihr Motor: ddie Gaia-X European Association for Data and Cloud AISBL, ein Verein nach belgischem Recht, gegründet 2022 von 22 deutschen und französischen Unternehmen und Organisationen. Ihr Geschäftsführer seit dem 1. November 2023: der Ingenieur Ulrich Ahle.
Vom Drucker für Sparbücher zum Thema Digitalisierung
Ahle kennt nicht nur die Theorie. Er versteht auch etwas vom Handwerk. Er machte zunächst eine Ausbildung zum Werkzeugmacher beim Automobilzulieferer Hella aus Lippstadt. Später studierte er Maschinenbau an der Universität Paderborn, machte dort 1987 sein Diplom in Konstruktionstechnik. Seine berufliche Karriere startete der heute 60-Jährige als Entwicklungsingenieur bei Nixdorf Computer.
Ahle entwickelte unter anderem Bankendrucker für Sparbücher. Bis er schließlich seinen Fokus auf das Thema Digitalisierung lenkte. Für Siemens IT Solutions & Services betreute er Einführungen von SAP- und Industrie-4.0-Technologie in der Fertigungsindustrie. Für die daraus entstandene Atos IT Solutions and Services leitete er ab 2011 den Standort in Paderborn. Bis 2016 der nächste Karriereschritt folgte. Ahle übernahm die Geschäftsführung der Fiware Foundation aus Berlin. Die Initiative entwickelt lizenzkostenfreie Open-Source-Lösungen für den Bau von Smart Cities und Digitalisierungslösungen im Industrie- und Energiesektor.
Ahle ist zudem Gründer und Vorstandsmitglied der International Data Spaces Association, eine Initiative aus Dortmund, die sich gemeinsam mit Fraunhofer-Instituten für einen firmenübergreifenden Datenaustausch einsetzt. Zudem war Ahle 16 Jahre lang im Vorstand der propstep IVIP-Organisation, ein unabhängiges Netzwerk aus Industrie, IT und Forschung, das die digitale Transformation der Produktentstehung vorantreibt.
Ahle will herausfinden, wie Gaia-X und Hyperscaler wie Microsoft und Google besser kooperieren
Unter Leitung von Ulrich Ahle arbeitet die Gaia-X European Association for Data and Cloud AISBL weiter am rechtlichen und technischen Rahmen, um die vielen kleinen Anbieter von Cloud-Lösungen in Europa miteinander zu verknüpfen. Die nötige Vorarbeit scheint bereits gemacht. „Basierend auf europäischen Werten hat Gaia-X Konzepte für eine leistungsstarke, sichere und vertrauenswürdige, föderierte Dateninfrastruktur entwickelt“, sagt Ahle.
Ein Highlight sei Catena-X, eines der ersten auf Gaia-X basierenden Implementierungsprojekte. Dabei handelt es sich um einen offenen und kollaborativen Datenraum für die Automobilindustrie, in Betrieb seit dem 16. Oktober. Der soll Geschäftsprozesse mithilfe datengesteuerter Wertschöpfungsketten beschleunigen. Und in Zukunft mit weiteren Datenräumen interagieren, etwa für Trendthemen wie Smart City. „Ich werde meine Erfahrung bei der Überführung innovativer Lösungen in die Markteinführung einbringen und gemeinsam mit dem gesamten Team ein nachhaltiges globales Ökosystem rund um die Gaia-X-Technologie aufbauen.“ Dabei will Ahle einen Weg finden, wie Gaia-X und Hyperscaler wie Microsoft und Google besser zusammenarbeiten.
Die Digitalisierung begleitet Ahle bis ins Privatleben
Auch in seinem Privatleben brennt der Ingenieur für die digitale Transformation. Als Ortsvorsteher von Borchen-Etteln verwandelt er den Ort in ein Leuchtturmprojekt für die Digitalisierung in Deutschland. Herzstück ist eine digitale Plattform, auf dem sich Einwohner vernetzen und Veranstaltungen und Hilfegesuche teilen. Gleichzeitig finden sich an immer mehr Plätzen Sensoren, die über den Funkstandard Lorawan mit der Plattform vernetzt sind.
Etwa in Altkleidercontainern. So sehen Einwohner auf einen Blick, welche Container Platz bieten. Säcke neben überfüllten Behältern gehören damit der Vergangenheit an. Andere Sensoren messen die Grundwasserstände, um die Einwohner rechtzeitig vor Hochwasser zu warnen. Auch die freiwillige Feuerwehr wird digitalisiert. Eine Drohne fliegt zum Einsatzort. Auf Tablets sehen die Feuerwehrleute Luftaufnahmen und bereiten sich während der Anfahrt auf den Einsatz vor. Nur mit einer Drohne zur neuen Arbeitsstelle nach Brüssel fliegen kann Ahle nicht. Er überlegt, ob er für die rund 340 km lange Pendelstrecke den Zug nimmt oder das Auto.
Ein Beitrag von: