Wasserwelt 09.09.2011, 12:07 Uhr

Wasser-Konzerne setzen auf Smart Grids

Die Zeit großer spektakulärer Projekte in der Wasserwelt ist vorerst vorbei. Die Konzerne stellen um und setzen auf innovative Alternativen. Auf der Weltwasserwoche in Stockholm sowie einer internationalen Wasserkonferenz diskutierten Topmanager über künftige Trends.

„Früher“, sagte Daniel Camus kürzlich auf der H2O-Konferenz im kanadischen Toronto, „waren wir die Marktmacher.“ „Heute“, stöhnt der Chef von Suez Environnement Nordamerika, „sind wir nur noch Mitbewerber.“ Vor allem die aggressive chinesische Konkurrenz mache ihm Sorgen.

„Uns geht es ein bisschen wie Vestas“, klagt Camus. Das dänische Unternehmen war jahrelang unangefochtener Marktführer in der Windenergiebranche. Nun verliert Vestas zunehmend Marktanteile gegenüber der Konkurrenz aus Fernost.

Tatsächlich läuft es bei den großen Wasserkonzernen wie Suez und Veolia nicht mehr so berauschend wie früher. Branchenprimus Veolia rutschte gar im ersten Halbjahr 2011 wegen der Schuldenkrise in mehreren Ländern in die roten Zahlen und verkündete eine radikale Umstrukturierung. Der weltweit größte Wasseraufbereiter zieht sich aus fast der Hälfte der 77 Länder, in denen er präsent ist, zurück. Vor allem Südeuropa und Nordafrika sagt Veolia adieu.

Selbst im so wichtigen Heimatmarkt mussten die Franzosen Rückschläge hinnehmen. Die Hauptstadt Paris entzog Veolia und Suez die Wasserkonzession und holte im vergangenen Jahr die Wasserversorgung wieder in die kommunale Eigenregie zurück.

Stellenangebote im Bereich Energie & Umwelt

Energie & Umwelt Jobs
FERCHAU GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur Verfahrenstechnik / Anlagenbau (m/w/d) FERCHAU GmbH
Dortmund Zum Job 
TÜV NORD GROUP-Firmenlogo
Sachverständige:r im Bereich Anlagensicherheit Immissionsschutz und Störfallvorsorge TÜV NORD GROUP
Hamburg, bundesweit Zum Job 
Berliner Stadtreinigung (BSR)-Firmenlogo
Gruppenleiter:innen für Projektsteuerung und Projektleitung Anlagenbau (w/m/d) Berliner Stadtreinigung (BSR)
THOST Projektmanagement GmbH-Firmenlogo
Projektmanager*in/ Projektmitarbeiter*in (m/w/d) Flächenmanagement THOST Projektmanagement GmbH
Dresden, Berlin, Leipzig, Hamburg Zum Job 
3M Deutschland GmbH-Firmenlogo
Senior Research Product Development Engineer (R&D) - Electrical Markets (m/f/*) 3M Deutschland GmbH
Technische Universität Darmstadt-Firmenlogo
Universitätsprofessur für Energieprozesstechnik (W3) Technische Universität Darmstadt
Darmstadt Zum Job 
Wirtschaftsbetrieb Hagen AöR-Firmenlogo
Werkstudent*in Siedlungswasserwirtschaft (w/m/d) Wirtschaftsbetrieb Hagen AöR
Dr. Born - Dr. Ermel GmbH-Firmenlogo
Projektleiter Ingenieur Abwasserbehandlung (m/w/d) Dr. Born - Dr. Ermel GmbH
Frankfurt am Main Zum Job 
Stadtwerke Augsburg Holding GmbH-Firmenlogo
Technischer Revisor (m/w/d) Schwerpunkt Prozessprüfung im Bereich Versorgung und ÖPNV Stadtwerke Augsburg Holding GmbH
Augsburg Zum Job 
Stadtwerke Esslingen am Neckar GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Projektingenieur Wärme- und Kältetechnische Projekte (w/m/d) Stadtwerke Esslingen am Neckar GmbH & Co. KG
Esslingen am Neckar Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieur (w/m/d) Schwerpunkt Abfall- und Bodenmanagement Die Autobahn GmbH des Bundes
Stadtwerke Essen-Firmenlogo
Ingenieur/Techniker (gn) für Kanal- und Entwässerungsplanung Stadtwerke Essen
Fachhochschule Südwestfalen-Firmenlogo
Budde-Stiftungsprofessur für Erneuerbare Energien, insbesondere Wasserstoff Fachhochschule Südwestfalen
Iserlohn Zum Job 
TransnetBW GmbH-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) Leittechnik TransnetBW GmbH
Wendlingen am Neckar, Bruchsal Zum Job 
TransnetBW GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Asset Management (m/w/d) TransnetBW GmbH
Stuttgart Zum Job 
Eproplan GmbH Beratende Ingenieure-Firmenlogo
Projektleiter*in (m/w/d) Versorgungstechnik im Bereich der technischen Gebäudeausrüstung (HLSK) Eproplan GmbH Beratende Ingenieure
Stuttgart Zum Job 
Eproplan GmbH Beratende Ingenieure-Firmenlogo
Projektleiter*in Energiekonzepte und Energieeffizienz Eproplan GmbH Beratende Ingenieure
Stuttgart Zum Job 
Eproplan GmbH Beratende Ingenieure-Firmenlogo
Projektleiter*in Elektrotechnik (m/w/d) Schwerpunkt Elektro- und Leittechnik Eproplan GmbH Beratende Ingenieure
Stuttgart Zum Job 
THOST Projektmanagement GmbH-Firmenlogo
Ingenieur*in (m/w/d) im Projektmanagement Bereich Energietechnik / Elektrotechnik THOST Projektmanagement GmbH
Göttingen, Bremen, Lübeck, Kiel, Leipzig, Hamburg, Heide, Pforzheim Zum Job 
Wirtschaftsbetrieb Hagen AöR-Firmenlogo
Bauingenieur*in Siedlungswasserwirtschaft - Grundstücksentwässerung (w/m/d) Wirtschaftsbetrieb Hagen AöR

Wasser-Unternehmen müssen innovativer werden, um profitabel zu bleiben

„Die Modelle ändern sich“, gibt Suez-Manager Camus kleinlaut zu. „Um zu überleben, müssen wir innovativer werden und besseren Mehrwert zu niedrigeren Kosten anbieten“, kündigte er in Kanada an. Drei Schwerpunkte nennt Camus, auf die sich Suez nun konzentrieren will: eine effizientere und preiswertere Abwasserreinigung, die Nutzung von Klärschlamm für Energie und ein besseres Wassermanagement mit Smart Grids („Smart Water“).

Experten sehen für Grid-Systeme ein gigantisches Zukunftspotenzial. Nach Einschätzung des US-Marktforschungsunternehmens Lux Research dürfte sich allein das Marktvolumen für Smart Water von derzeit 530 Mio. $ auf über 16 Mrd. $ bis 2020 vervielfachen. So hat Suez vor Kurzem ein Kooperationsabkommen mit dem US-Giganten General Electric (GE) im Bereich intelligenter Wassernetze geschlossen. Mit neuen Kommunikationstechnologien sollen Lösungen zur besseren Steuerung der Wasserströme entwickelt werden.

Start-ups wie die kanadische Enbala Power Networks aus der Provinz Ontario haben sich auf Smart Grids im Wassersektor spezialisiert. „Vier Prozent des Energieverbrauchs in den USA wird dafür eingesetzt, Wasser und Abwasser zu bewegen und aufzubereiten“, erklärt Vorstandschef Ron Dizy. Mit der Grid Balance ließe sich laut dem Enbala-Chef enorm viel Energie einsparen.

Eine große Zukunft versprechen sich die führenden Wassermanager auch von der Membrantechnik. Schon jetzt werden Milliarden in dem Markt umgesetzt. Tendenz steigend. Die Filter holen Viren, Bakterien, Hormone und selbst Arzneimittelrückstände aus dem Abwasser heraus. Vor allem in wachsenden Metropolen der Schwellenländer könnte die Technik Probleme lösen.

So investiert Singapur Milliarden in die Membrantechnologie. Mithilfe von Membranfiltern und Umkehrosmose wird Abwasser in Frischwasser umgewandelt. „NEWater“ nennt Singapur sein Konzept. Bis 2012 sollen 30 % des Wasserbedarfs aus dem gewonnenen Abwasser gedeckt werden, kündigte Wie Sheng Lee von der Wirtschaftsbehörde Singapur jetzt an. Die Technik stammt vom kanadischen Membrantechnik-Weltmarktführer Zenon, der inzwischen zu GE gehört, und von Siemens. Die Münchner hatten 2004 den Zenon-Konkurrenten Memcor geschluckt.

„NEWater“: Membrantechnologie für frisches Wasser aus Abwasser

Auf dem Markt mischt zunehmend auch die bayerische Inge AG mit. Das Unternehmen hat weltweit bereits Hunderte Wasseraufbereitungsanlagen mit der Multibore-Membrantechnologie ausgestattet – u. a. am Flughafen Peking, im größten Schweizer Wasserwerk am Zürichsee sowie zur Entsalzung in Abu Dhabi und Italien. Im August übernahm BASF den Membranfilterhersteller.

Noch ist die Ultrafiltration relativ teuer und energieintensiv. Das könnte sich bald ändern. Auf der Singapur International Water Week stellte Siemens ein Verfahren zur Meerwasserentsalzung vor, das den Energieverbrauch und die Kosten um 50 % senkt. Siemens nutzt hier die Elektrodialyse und Elektrodenionisation bei der Membranfiltration.

Viele solcher wegweisenden Lösungen kommen von Start-ups. Auf der Konferenz in Toronto wurden die 50 innovativsten Wasserfirmen vom US-Beratungsunternehmen Artemis ausgezeichnet. So erhielt die niederländische Voltea den Artemis-Preis für ihre Technologie CapDi, die mithilfe der Deionisation die Wasserentsalzung und Abwasserreinigung über Membrane kombiniert.

Ebenfalls ausgezeichnet wurde die kanadische Firma Purifics. Sie hat ein Photokatalyseverfahren entwickelt, das Schwermetalle, Öle, Pestizide und Medikamentenrückstände entfernt. „Dabei wird keine Chemie benötigt und es fallen keine Abfälle an“, versichert Vorstandschef Brian Butters.

Start-ups tun sich gerade auf dem Wassermarkt schwer

Trotz interessanter Technologien tun sich die Start-ups schwer, an Kapital zu gelangen. Laut Scott MacDonald von Emerald Technology Ventures flossen im Jahr 2010 nur 3 % der weltweiten Risikokapitalinvestitionen im Cleantech-Bereich ins Wassergeschäft. „Wasser ist vielen Investoren immer noch nicht sexy genug“, bedauert er. „Der Wassermarkt ist komplex, emotional, lokal und politisch“, weiß Suez-Manager Camus.

Die Risikokapitalgeber hätten oft keine Geduld, klagt Andy Seidel, Chef der amerikanischen Wasserfirma Underground Solutions. Wer im Wassergeschäft bestehen wolle, brauche einen langen Atem.

Cleantech-Experte und Risikokapitalgeber Alois Flatz will den Wasser-Start-ups helfen. Der Schweizer, Partner von Zouk Ventures, plant eine Plattform für kleinere Firmen zur gemeinsamen Finanzierung.

Ein Beitrag von:

  • Notker Blechner

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.