Neuer Elektrolyseur liefert grünen Wasserstoff für 100 Lkw pro Tag
Der 10-Megawatt-Elektroyseur in Schwäbisch Gmünd liefert täglich 4t grünen Wasserstoff – ausreichend für 100 Lkws.
Der neue 10-Megawatt-Elektrolyseur von Lhyfe in Schwäbisch Gmünd produziert täglich bis zu vier Tonnen grünen Wasserstoff – hier eine Luftaufnahme der modular aufgebauten Anlage.
Foto: Lhyfe
In Schwäbisch Gmünd ist die erste deutsche Produktionsanlage des französischen Unternehmens Lhyfe in Betrieb gegangen. Der Standort gilt als wichtiger Baustein für den Ausbau der Wasserstoffwirtschaft in Baden-Württemberg. Pro Tag entstehen dort bis zu 4 t grüner Wasserstoff – erzeugt ausschließlich mit Strom aus erneuerbaren Quellen.
Inhaltsverzeichnis
Ein Hektar Technik für die Wasserstoffproduktion
Das rund ein Hektar große Gelände in Schwäbisch Gmünd beherbergt einen 10-Megawatt-Elektrolyseur, der durch Wasserelektrolyse grünen Wasserstoff erzeugt. Dabei wird Wasser mit Strom in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten – die Energie stammt ausschließlich aus erneuerbaren Quellen. Über sogenannte PPA-Verträge (Power Purchase Agreements) bezieht Lhyfe den benötigten Strom aus deutscher Wind- und Solarenergie, unter anderem vom Anbieter EDPR.
Der erzeugte grüne Wasserstoff ist für den Einsatz in der Industrie und im Schwerlastverkehr bestimmt. Vier Tonnen pro Tag reichen aus, um etwa 100 Lkw klimaneutral für jeweils 400 km zu betreiben. Damit leistet der Standort einen konkreten Beitrag zur Reduktion von CO₂-Emissionen in Baden-Württemberg.
Kompakte Bauweise mit Containertechnik
Der Elektrolyseur in Schwäbisch Gmünd nutzt eine modulare Containerarchitektur. Diese sogenannten Stacks lassen sich platzsparend übereinander anordnen und beinhalten alle Produktionsstufen – von der Stromumwandlung und Kühlung über die Wasseraufbereitung und Elektrolyse bis hin zur Reinigung, Verdichtung und Abfüllung des Wasserstoffs.
Die kompakte Bauweise erlaubt es, die Anlage bei steigendem Bedarf zu erweitern. Zudem betreibt Lhyfe eine eigene Flotte an Wasserstofftrailern, die Kunden direkt beliefern. So entsteht eine geschlossene Wertschöpfungskette vom grünen Strom bis zur H₂-Versorgung.
Die genaue Elektrolysetechnik von Lhyfe Schwäbisch Gmünd wurde öffentlich nicht spezifiziert (z. B. PEM oder alkalisch). Aufgrund der Projektgröße und modularem Aufbau könnte – rein technisch betrachtet – eine PEM-Variante sinnvoll sein, da solche Systeme typischerweise flexibler auf schwankende Einspeisung reagieren. Andererseits sind alkalische Systeme oft kosteneffizienter und robuster.
Grüner Wasserstoff für Industrie und Verkehr
Der erneuerbare Wasserstoff wird vor allem in der Industrie und im Verkehrssektor eingesetzt. Lhyfe beliefert künftig H₂ Mobility, den führenden Betreiber von Wasserstofftankstellen in Deutschland. Auch eine Verteilstation in Schwäbisch Gmünd ist in Planung, um die regionale Versorgung zu stärken.
Für Unternehmen aus der Chemie-, Stahl- oder Glasindustrie bietet der grüne Wasserstoff eine CO₂-freie Alternative zu Erdgas und grauem Wasserstoff. Die Anlage wird außerdem das geplante Industriegebiet „H2 Aspen“ versorgen, das sich in unmittelbarer Nähe befindet.
Das Land Baden-Württemberg unterstützt das Projekt mit 2,1 Mio. €, weitere 4,3 Mio. € stammen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Damit gilt die Anlage als eines der zentralen Förderprojekte für die Wasserstoffstrategie Baden-Württemberg.
Zertifizierte Nachhaltigkeit
Im September 2025 erhielt der Standort die RFNBO-Zertifizierung („Renewable Fuel of Non-Biological Origin“). Sie bestätigt, dass der produzierte Wasserstoff den Anforderungen der EU-Erneuerbaren-Richtlinie entspricht. Dazu zählen unter anderem Kriterien zur Rückverfolgbarkeit und zum Ausschluss fossiler Energiequellen.
Für Kunden hat das Zertifikat einen klaren Vorteil: Es dient als offizieller Nachhaltigkeitsnachweis und ermöglicht die Teilnahme an nationalen und europäischen Förderprogrammen.
Fünf Jahre Erfahrung in Deutschland
Lhyfe ist seit 2020 in Deutschland aktiv. Bereits im Rahmen des Bahnprojekts „H2goesRail“ sammelte das Unternehmen erste Erfahrungen mit grünem Wasserstoff. Nach Abschluss des Forschungsprojekts wurde die Anlage zurückgebaut – doch das Know-how floss in die heutigen Großanlagen ein.
Seit 2023 beliefert Lhyfe regelmäßig deutsche Kunden mit Wasserstoff und verfügt über eines der größten H₂-Logistiknetzwerke Europas. Mit 70 modernen Tube-Trailern transportiert das Unternehmen täglich zwischen 380 und 1000 kg pro Trailer. Im Jahr 2024 führte Lhyfe über 470 Lieferungen mit einer Servicequote von 99 % durch.
Mit der Eröffnung des Standorts Schwäbisch Gmünd betreibt Lhyfe nun vier Produktionsanlagen – drei in Frankreich und eine in Deutschland – und stärkt damit seine Position als internationaler Anbieter von grünem Wasserstoff.
Stimmen zur Einweihung
Zur offiziellen Eröffnung kamen zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Wirtschaft. Ministerpräsident Winfried Kretschmann betonte die Bedeutung des Projekts für das Land:
„Mit dem Elektrolyseur in Schwäbisch Gmünd geht Baden-Württemberg einen wichtigen Schritt beim Hochlauf der Wasserstofftechnologie. Das Vorzeigeprojekt, das durch das Land gefördert wurde, sendet ein starkes Signal: Wir sind bereit für eine nachhaltige Zukunft.“
Auch Umweltministerin Thekla Walker hob die Bedeutung der Modellregion hervor:
„Wir müssen eine wichtige Rolle im internationalen Wasserstoffmarkt spielen. Dafür gilt es Herausforderungen zu überwinden, von der Infrastruktur bis hin zu den Kosten. […] Ich freue mich sehr über solche Pioniere und Pionierinnen, die uns den Weg in eine nachhaltige und klimaneutrale Zukunft ebnen.“
Dr. Joachim Bläse, Landrat des Ostalbkreises, ergänzte:
„Ich freue mich, dass im Ostalbkreis nun der erste Elektrolyseur eingeweiht wurde. Mit Projekten wie dem H2-Hub von Lhyfe müssen Unternehmen in neue Märkte und Technologien einsteigen. Dafür braucht es mutige Erste, die zeigen, dass es funktionieren kann.“
Auch auf europäischer Ebene stößt das Projekt auf Zustimmung. Nicolas Gibert-Morin von der Europäischen Kommission sagte:
„Mit dem EFRE unterstützt die EU in Baden-Württemberg Modellregionen für grünen Wasserstoff. […] Die Entwicklung einer grünen Wasserstoffwirtschaft kann Innovation ankurbeln, Arbeitsplätze schaffen und Wachstum in der EU fördern.“
Der Oberbürgermeister von Schwäbisch Gmünd, Richard Arnold, sieht in der Anlage einen wirtschaftlichen Impuls für die Region:
„Mit der Eröffnung des 10 MW Elektrolyseurs durch die französische Firma Lhyfe wird Schwäbisch Gmünd zum Hotspot im Thema Grüner Wasserstoff in Süddeutschland. Der neue und klimaneutrale Energieträger ermöglicht den Firmen, neue Produkte zu entwickeln und Wertschöpfung zu generieren.“
Zum Abschluss betonte Luc Grare, Leiter Mittel- und Osteuropa bei Lhyfe, den strategischen Wert des Projekts:
„Wir sind stolz darauf, hier in Baden-Württemberg Lhyfes erste Anlage außerhalb Frankreichs einzuweihen. […] Wir sind nun bereit, ein neues Kapitel in Lhyfes Geschichte in Deutschland aufzuschlagen.“
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