Anreize, Technik und politische Weichenstellungen 16.05.2025, 17:00 Uhr

Flexibilität im Stromnetz der Zukunft

Es werden längst noch nicht alle Markt- und Preissignale genutzt, um mehr Flexibilität beim Stromverbrauch anzureizen, sagt Anke Weidlich vom Institut für Nachhaltige Technische Systeme (INATECH).

Wenn die Sonne geht und kein Wind weht, muss der Markt Abnehmer stärker motivieren, Strom zu sparen. Foto: PantherMedia / Michael Rosskothen

Wenn die Sonne geht und kein Wind weht, muss der Markt Abnehmer stärker motivieren, Strom zu sparen.

Foto: PantherMedia / Michael Rosskothen

Die Nutzung von Flexibilitäten in einem intelligenten Stromsystem ist ein zentrales Thema der Energiewende. Beim Deutschen Ingenieurtag 2025 (DIT) sprach Anke Weidlich vom Institut für Nachhaltige Technische Systeme (INATECH) der Universität Freiburg über den aktuellen Stand und beleuchtete zudem die künftige Rolle von Flexibilitätsoptionen im Strommarkt – insbesondere im Kontext des wachsenden Anteils erneuerbarer Energien und den damit verbundenen Herausforderungen für das Stromnetz.

Anke Weidlich sprach über den aktuellen Stand der Nutzung von Flexibilitäten in einem intelligenten Stromsystem und beleuchtete die künftige Rolle von Flexibilitätsoptionen im Strommarkt. Foto: elk

Anke Weidlich sprach über den aktuellen Stand der Nutzung von Flexibilitäten in einem intelligenten Stromsystem und beleuchtete die künftige Rolle von Flexibilitätsoptionen im Strommarkt.

Foto: elk

Weidlich eröffnete mit einem Blick auf den Netzentwicklungsplan Strom, der in allen betrachteten Szenarien einen massiven Zubau an Flexibilität vorsieht. Zu den wesentlichen Säulen zählen dabei die Elektromobilität, Batteriespeicher, Wärmepumpen sowie Elektrolyseure, wobei letztere technologisch und wirtschaftlich noch mit Unsicherheiten behaftet sind. Besonders auffällig ist die dynamische Entwicklung bei den Elektroautos: Das Potenzial an flexibler Ladeleistung geht bereits heute in den Gigawatt-Bereich – bisher wird es aber noch nicht effizient ins Stromsystem integriert.

Stellenangebote im Bereich Energie & Umwelt

Energie & Umwelt Jobs
Stadtwerke Lübeck Gruppe-Firmenlogo
Projektleiter:in Konzeption, Planung, Bau und Einsatz Fernwärmeanlagen Stadtwerke Lübeck Gruppe
Lübeck Zum Job 
Wirtschaftsbetrieb Hagen AöR-Firmenlogo
Bauingenieur*in Siedlungswasserwirtschaft - Grundstücksentwässerung (w/m/d) Wirtschaftsbetrieb Hagen AöR
Stadtwerke Tübingen-Firmenlogo
Ingenieur für Versorgungstechnik (m/w/d) Stadtwerke Tübingen
Tübingen Zum Job 
FERCHAU GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur Verfahrenstechnik / Anlagenbau (m/w/d) FERCHAU GmbH
Dortmund Zum Job 
TÜV NORD GROUP-Firmenlogo
Sachverständige:r im Bereich Anlagensicherheit Immissionsschutz und Störfallvorsorge TÜV NORD GROUP
Hamburg, bundesweit Zum Job 
Berliner Stadtreinigung (BSR)-Firmenlogo
Gruppenleiter:innen für Projektsteuerung und Projektleitung Anlagenbau (w/m/d) Berliner Stadtreinigung (BSR)
THOST Projektmanagement GmbH-Firmenlogo
Projektmanager*in/ Projektmitarbeiter*in (m/w/d) Flächenmanagement THOST Projektmanagement GmbH
Dresden, Berlin, Leipzig, Hamburg Zum Job 
3M Deutschland GmbH-Firmenlogo
Senior Research Product Development Engineer (R&D) - Electrical Markets (m/f/*) 3M Deutschland GmbH
Wirtschaftsbetrieb Hagen AöR-Firmenlogo
Werkstudent*in Siedlungswasserwirtschaft (w/m/d) Wirtschaftsbetrieb Hagen AöR
Dr. Born - Dr. Ermel GmbH-Firmenlogo
Projektleiter Ingenieur Abwasserbehandlung (m/w/d) Dr. Born - Dr. Ermel GmbH
Frankfurt am Main Zum Job 
Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM)-Firmenlogo
Leiter*in des Referates "Innerer Dienst" (m/w/d) Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM)
Stadtwerke Esslingen am Neckar GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Projektingenieur Wärme- und Kältetechnische Projekte (w/m/d) Stadtwerke Esslingen am Neckar GmbH & Co. KG
Esslingen am Neckar Zum Job 
TenneT TSO GmbH-Firmenlogo
Sachbearbeiter für Wandler in Umspannwerken (m/w/d) TenneT TSO GmbH
Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik-Firmenlogo
Ingenieurin / Ingenieur (w/m/d) für technische Gebäudeausrüstung, Infrastruktursicherheit und Hochverfügbarkeit im Referat I 24 "Sicherheit in Rechenzentren der Bundesverwaltung" Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik
Landeshauptstadt Hannover-Firmenlogo
Ingenieur*in - Versorgungstechnik oder Energie- und Gebäudetechnik Landeshauptstadt Hannover
Hannover Zum Job 
noris network AG-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) für Versorgungstechnik - Rechenzentrumsbau noris network AG
Nürnberg Zum Job 
Berliner Stadtreinigung (BSR)-Firmenlogo
Betriebsleiter:in Biogasanlage (w/m/d) Berliner Stadtreinigung (BSR)
Berlin-Ruhleben Zum Job 
swa Netze GmbH-Firmenlogo
Elektroingenieur (m/w/d) Einspeiseanlagen mit Führungsperspektive swa Netze GmbH
Augsburg Zum Job 
Regierungspräsidium Freiburg-Firmenlogo
Bachelor / Diplom (FH) (w/m/d) Bauingenieurwesen, Infrastruktur-, Umweltingenieurwesen Regierungspräsidium Freiburg
Freiburg Zum Job 
Regierungspräsidium Freiburg-Firmenlogo
Bachelor / Diplom (FH) Bauingenieurwesen, Infrastrukturingenieurwesen, Umweltingenieurwesen (m/w/d) Regierungspräsidium Freiburg
Freiburg Zum Job 

Woher die Flexibilität im Stromsystem heute stammt

Aktuell, so Weidlich, stamme die Flexibilität im Stromsystem überwiegend noch aus konventionellen Großkraftwerken und aus dem internationalen Stromhandel. Diese Struktur ist jedoch nicht zukunftsfähig. Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien und dem Rückbau konventioneller Kraftwerkskapazitäten wachse der Bedarf an dezentralen, intelligent gesteuerten Flexibilitätsressourcen – also an Verbraucher- und Speichertechnologien, die ihre Last oder Einspeisung je nach Netz- und Marktlage anpassen können.

Anreize orientieren sich an Marktsignalen

Ein zentrales Problem: Die Anreize für den Einsatz solcher Flexibilitäten orientieren sich bislang fast ausschließlich an Marktsignalen – also etwa an den Großhandelspreisen für Strom. Diese Preise spiegeln zwar die nationale Systembilanz gut wider, sagen aber wenig über lokale Netzengpässe aus. Auch die Netzentgelte – eigentlich ein potenzielles Instrument zur Steuerung von Netzlasten – setzen bisher keine systemdienlichen Anreize. Sie fördern eher eine gleichmäßige Lastverteilung und die Vermeidung individueller Verbrauchsspitzen, was insbesondere für größere gewerbliche Kunden relevant ist. Private Haushalte hingegen reagieren meist auf fixe Arbeitspreise und versuchen, ihre Eigenverbrauchsquote zu maximieren.

Die mögliche Rolle dynamischer Netzentgelte

Weidlich plädierte dafür, Markt- und Preissignale stärker zu nutzen, um die Flexibilitätsressourcen effizient in das Gesamtsystem einzubinden. Gleichzeitig sei eine Weiterentwicklung der bestehenden Entgeltsystematik erforderlich – interessant hierbei wären sogenannte dynamische Netzentgelte. Diese könnten sich flexibel an der aktuellen Netzauslastung orientieren: Niedrige Entgelte in Phasen geringer Auslastung und hohe Entgelte bei drohenden Engpässen könnten Verbraucher und Speicher motivieren, ihre Stromnutzung zeitlich zu verschieben oder zusätzliche Flexibilität bereitzustellen. Solche Preissignale müssten jedoch kurzfristig festgelegt werden, um wirksam zu sein.

Neben der Preissteuerung sind laut Weidlich auch direkte Flexibilitätsprodukte notwendig. Diese umfassen etwa klassische Regelleistungen oder neue Instrumente wie Redispatch 3.0 – also gezielte Maßnahmen zur Verlagerung von Stromlasten oder Einspeisungen zur Entlastung überlasteter Netzabschnitte. Solche Produkte ermöglichen eine gezielte Steuerung, sollten aber – so ihre klare Empfehlung – lediglich ergänzend eingesetzt werden. Der Grundsatz müsse lauten: „Preissignale so viel wie möglich, direkte Steuerung nur so viel wie nötig.“

Auch auf europäischer Ebene gibt es laut Weidlich Unterstützung für dynamische Tarifmodelle. Empfehlungen der EU-Kommission betonen etwa die Gleichbehandlung aller Netzteilnehmer, die Berücksichtigung der Spannungsebene und die Orientierung an der Spitzenlast. Zudem gewinnen Lokalisierungssignale an Bedeutung – also Preise, die sich an spezifischen regionalen Netzverhältnissen orientieren.

Ein zukunftsfähiges Energiesystem, ist Weidlich überzeugt, brauche nicht nur mehr Flexibilität – es seien auch die richtigen Anreizstrukturen erforderlich, um diese Flexibilität zum richtigen Zeitpunkt und am richtigen Ort bereitzustellen. Nur wenn es gelinge, Marktlogik und Netzlogik miteinander zu verbinden, könne das intelligente Stromsystem der Zukunft seine volle Leistungsfähigkeit entfalten.

Ein Beitrag von:

  • Elke von Rekowski

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.