Militärtechnische Nutzung 03.05.2016, 12:52 Uhr

Dimona – ein Kernreaktor mit 1537 Mängeln

Im Süden von Israel steht in Dimona einer der ältesten Kernreaktoren der Welt. Vor 53 Jahren ging er in Betrieb. Allein schon der Reaktorkern weist heute aber 1537 Mängel auf, wie eine eingehende Untersuchung ergeben hat. Von einer Stilllegung der alten Nuklearanlage kann aber bisher nicht die Rede sein.

Noch älter als der Reaktor in Dimona ist der israelische Forschungsreaktors Sorek, der 1955 am Fluß Nahel Sorek errichtet wurde. Das Foto zeigt die frühere israelische Regierungschefin Golda Meir und den ehemaligen Arbeitsminister Shimon Peres im Jahr 1960 beim Besuch der Anlage.

Noch älter als der Reaktor in Dimona ist der israelische Forschungsreaktors Sorek, der 1955 am Fluß Nahel Sorek errichtet wurde. Das Foto zeigt die frühere israelische Regierungschefin Golda Meir und den ehemaligen Arbeitsminister Shimon Peres im Jahr 1960 beim Besuch der Anlage.

Foto: Israelische Atomenergie Kommission

Der Reaktor in Dimona wurde Ende der 1950er-Jahre von der französischen Industrie gebaut und ging schließlich 1963 in Betrieb. Damals wurde die Lebensdauer mit 40 Jahren angegeben. Der Metallkern, der mit Beton ummantelt ist, altert durch die extremen Hitze- und Strahlungsbelastungen, denen er ständig ausgesetzt ist, stark.

In den zurückliegenden Monaten ist der Reaktorkern mit neuesten Ultraschall-Geräten untersucht worden. Entdeckt wurden 1537 Mängel, von denen dieser Tage auf einer wissenschaftlichen Tagung in Tel Aviv berichtet wurde. Die israelischen Wissenschaftler, die dort über den Dimona-Reaktor sprachen, gingen kaum auf die Art der Mängel ein, betonten stattdessen, dass diese “derzeit” keine unmittelbare Gefahr darstellten. Immerhin hat sich die israelische Regierung aber entschlossen, den Reaktor in Dimona nicht mehr so häufig wie früher in Betrieb zu setzen.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
RHEINMETALL AG-Firmenlogo
Verstärkung für unsere technischen Projekte im Bereich Engineering und IT (m/w/d) RHEINMETALL AG
deutschlandweit Zum Job 
Stadtwerke München GmbH-Firmenlogo
Teamleitung Versorgungstechnik (m/w/d) Stadtwerke München GmbH
München Zum Job 
Stadtbetrieb Wetter (Ruhr)-Firmenlogo
Bauingenieur/in (m/w/d) als Fachbereichsleitung Tiefbau Stadtbetrieb Wetter (Ruhr)
Wetter (Ruhr) Zum Job 
Wolf GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) für Heizsysteme Systemkomponenten Wolf GmbH
Mainburg Zum Job 
PNE AG-Firmenlogo
Projektmanager Power-to-X Projekte (m/w/d) PNE AG
Hamburg Zum Job 
GASCADE Gastransport GmbH-Firmenlogo
Pipelineingenieur (m/w/d) Schwerpunkt Inspektionen GASCADE Gastransport GmbH
XTENDED ENGINEERING GMBH-Firmenlogo
E/E System Integration Engineer (f/m/d) XTENDED ENGINEERING GMBH
München, Stuttgart, Nürnberg, Augsburg Zum Job 
GASCADE Gastransport GmbH-Firmenlogo
Schweißfachingenieur / Bauleiter (m/w/d) Schwerpunkt Offshore-Pipelinebau GASCADE Gastransport GmbH
landesweit Zum Job 
Säurefliesner-Vereinigung e.V.-Firmenlogo
Prüf-/Bauingenieur (m/w/d) mit baustoffkundlichem Interesse Säurefliesner-Vereinigung e.V.
Burgwedel Zum Job 
XTENDED ENGINEERING GMBH-Firmenlogo
Embedded Software/Systems Engineer (f/m/d) XTENDED ENGINEERING GMBH
München, Stuttgart, Nürnberg, Augsburg Zum Job 
XTENDED ENGINEERING GMBH-Firmenlogo
Teamleitung / Projektleitung / Modulleitung (w/m/d) XTENDED ENGINEERING GMBH
Nürnberg, Augsburg, Stuttgart, München Zum Job 
LVR-Klinikum Düsseldorf-Firmenlogo
Meisterin / Meister (m/w/d) Elektrotechnik LVR-Klinikum Düsseldorf
Düsseldorf Zum Job 
ONTRAS Gastransport GmbH-Firmenlogo
Fachverantwortlicher CO2 - Transport (m/w/d) ONTRAS Gastransport GmbH
Leipzig Zum Job 
Landesbaudirektion Bayern-Firmenlogo
Ingenieur (w/m/d), staatlich geprüfter Techniker (w/m/d) im Bereich Schießanlagen Landesbaudirektion Bayern
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V.-Firmenlogo
Ingenieur/in Luft- und Raumfahrttechnik oder Naturwissenschaftler/in o. ä. (w/m/d) Konzept- und Technologieentwicklung für resiliente Weltraum-Systeme und Responsive Space Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V.
Faßberg Zum Job 
Eidgenössisches Institut für Geistiges Eigentum-Firmenlogo
Ingenieur oder Naturwissenschaftler als Patentexperte (w/m/d) Eidgenössisches Institut für Geistiges Eigentum
Bern (Schweiz) Zum Job 
Eidgenössisches Institut für Geistiges Eigentum-Firmenlogo
Patentexperte Fachrichtung Computerwissenschaften oder Nachrichtentechnik (w/m/d) Eidgenössisches Institut für Geistiges Eigentum
Bern (Schweiz) Zum Job 
Advanced Nuclear Fuels GmbH-Firmenlogo
Verfahrensingenieur (m/w/d) Komponentenfertigung Advanced Nuclear Fuels GmbH
Karlstein Zum Job 
Stadtwerke Aalen GmbH-Firmenlogo
Abschlussarbeit - Bachelor Stadtwerke Aalen GmbH
Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e.V. (INP)-Firmenlogo
Ingenieur*in (m⁠/⁠w⁠/⁠d) Verfahrenstechnik für innovative Wasserstofftechnologien Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e.V. (INP)
Rostock, Greifswald Zum Job 

Dimona dient wehrtechnischer Forschung und Entwicklung 

Dieser Reaktor wird im Gegensatz zur überwältigenden Mehrheit aller Reaktoren in Europa nicht zur Stromgewinnung eingesetzt sondern dient als Forschungsreaktor im Negev Nuclear Research Center vor allem der israelischen Wehrtechnik. Israel hat jahrzehntelang die Beschäftigung mit nuklearen Waffen abgestritten. Bekannt wurde sie schließlich durch einen israelischen Insider, der seine Kenntnisse im Ausland an Journalisten weitergab. Dafür wurde er vom israelischen Geheimdienst in Südeuropa gekidnappt und zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Ausreisen darf er aus Israel auch heute noch nicht.

Unterstützer von Mordechay Vanunu – der Mann, der die Presse über die nuklearen Geheimnisse Israels informierte – warten neben dem Eingang des Gefängnisses Ha-Shikma in Ashkelon am 20. April 2004 auf dessen Freilassung. 18 Jahre lang war Vanunu inhaftiert, davon elf Jahre lang isoliert.  

Unterstützer von Mordechay Vanunu – der Mann, der die Presse über die nuklearen Geheimnisse Israels informierte – warten neben dem Eingang des Gefängnisses Ha-Shikma in Ashkelon am 20. April 2004 auf dessen Freilassung. 18 Jahre lang war Vanunu inhaftiert, davon elf Jahre lang isoliert.

Quelle: Pavel Wolberg/EPA

Dass über den Dimona-Reaktor nicht wesentlich mehr bekannt ist, liegt auch daran, dass Israel nicht den Vertrag über die Non-Proliferation of Nuclear Weapons unterschrieben hat und damit auch nicht den regelmäßigen Untersuchungen durch die International Atomic Energy Agency (IAEA) unterworfen ist. Israel praktiziert lediglich – auf freiwilliger Basis – das Sicherheitsreglement der IAEA. Im Land selbst unterliegt der Dimona-Reaktor nur der Kontrolle durch eine spezielle Kommission, die allein an den israelischen Regierungschef berichtet.

Einiges über die Mängel in Dimona ist allerdings durch die WikiLeaks-Affäre bekannt geworden. So hatte Israel im Jahr 2007 die amerikanische Regierung über einige Mängel unterrichtet und zugleich angekündigt, dass betriebswichtige komplette Systeme ausgetauscht würden.

Weder gegen Raketenbeschuss noch Erdbeben geschützt

So ist der Reaktor in keiner Weise gegen Raketenbeschuss abgesichert, obwohl im Umfeld Israels in den meisten Ländern mit immer stärkeren und zielsichereren Raketen experimentiert wird. Genauso wenig ist Dimona gegen Flugzeugabstürze oder Erdbeben geschützt.

Der Forschungsreaktor in der Negev-Wüste in der Nähe der Stadt Dimona wurde mit neuesten Ultraschall-Geräten untersucht: entdeckt wurden 1537 Mängel.

Der Forschungsreaktor in der Negev-Wüste in der Nähe der Stadt Dimona wurde mit neuesten Ultraschall-Geräten untersucht: entdeckt wurden 1537 Mängel.

Quelle: Negev Nuclear Research Center

Den 30. Jahrestag der Kernkraft-Katastrophe von Tschernobyl nahm Dr. Uzi Even, ein langjähriger führender Wissenschaftler in der israelischen Kerntechnik, zum Anlass, um in Radio Israel für die sofortige Stilllegung von Dimona zu plädieren.

Dilemma für Israel

Wie Even eingesteht, ist Israel allerdings nicht in der Lage einen neuen Kernreaktor zu bauen. Genauso wenig könnte das Land den Kern des Dimona-Reaktors austauschen. Einen Reaktor im Ausland zu bestellen, ist für Israel aber keine machbare Lösung: Selbst Even räumt sofort ein, dass politisch bedingt kein Land, das Reaktoren baut, eine solche Anlage nach Israel liefern würde.

Übrigens arbeiten israelische Wissenschaftler an einem ganz speziellen Impfstoff: Menschen sollen dadurch Radioaktivität in solchen Dosen schadlos verkraften, die normalerweise zu Krebserkrankungen führen.

 

Ein Beitrag von:

  • Peter Odrich

    Peter Odrich studierte Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Verkehrsbetriebe. Nach 28 Jahren als Wirtschaftsredakteur einer deutschen überregionalen Tageszeitung mit langer Tätigkeit in Ostasien kehrte er ins heimatliche Grossbritannien zurück. Seitdem berichtet er freiberuflich für Zeitungen und Technische Informationsdienste in verschiedenen Ländern. Dabei stehen Verkehrsthemen, Metalle und ostasiatische Themen im Vordergrund.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.