Internationaler Tag des Elektroschrotts 14.10.2025, 07:00 Uhr

Recycling-Versagen: Wie Europa seine eigenen Rohstoffe verbrennt

In Europa fallen jährlich über 10 Mio. Tonnen Elektroschrott an. Aber nur ein Bruchteil der wertvollen Rohstoffe wird recycelt.

In Europas Elektroschrott stecken wertvolle Rohstoffe – doch nur ein Bruchteil wird tatsächlich recycelt.

In Europas Elektroschrott stecken wertvolle Rohstoffe – doch nur ein Bruchteil wird tatsächlich recycelt.

Foto: Smarterpix/ToRyUK

Mehr als 10 Mio. t Elektroschrott stammten im Jahr 2022 aus Haushalten und Unternehmen in EU, Großbritannien, Island, Norwegen und der Schweiz – das sind 20 kg pro Einwohner. Und fast die Hälfte davon sind nicht ordnungsgemäß entsorgt und dem Recycling zugeführt worden.

10 % des Elektroschrotts sind kritische Rohstoffe, das heißt Materialien, die für die Wirtschaft von zentraler Bedeutung sind und gleichzeitig ein hohes Risiko hinsichtlich ihrer Versorgungssicherheit aufweisen.

Die Zahlen stammen aus Berichten des EU-finanzierten Projekts FutuRaM anlässlich des Internationalen Tag des Elektroschrotts – oder auch E-Waste Day – am 14. Oktober. Der Tag wurde 2018 vom WEEE Forum ins Leben gerufen, um Bewusstsein dafür zu schaffen, dass auch kleinste elektronische Bauteile wertvolle Materialien enthalten und fachgerecht recycelt werden müssen.

Warum eigentlich E-Waste Day?

Weltweit ist die Anzahl von Elektroschrott gestiegen. Laut dem Global E-Waste Monitor 2024 wächst die Menge an Elektronikabfall deutlich schneller als das formale Recycling. In vielen privaten Haushalten liegen ungenutzte Geräte in Schubladen – mögliche Lagerstätten für Rohstoffe, die für neue Produkte genutzt werden könnten. Aufgrund des Gesetzes ist es allerdings so, dass LED- und Energiesparlampen sowie andere kleine elektrische Geräte unter das sogenannte ElektroG fallen und daher nicht über den Hausmüll entsorgt werden dürfen.

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Kritische Rohstoffe können zurückgewonnen werden

Im Elektroschrott sind unter anderem 29 kritische Rohstoffe enthalten – mit einem Gesamtgewicht von rund 1 Mio. t. Wenn man sich beispielsweise ein Smartphone anschaut, findet man wertvolle Rohstoffe: Gold wird für die Kontaktstellen, Zinn für Lötstellen und Lithium für die Batterie verwendet. Im Elektroschrott findet man Kupfer, Silber, Platin, Palladium, Rhodium, Zink, Aluminium und Eisen sowie 17 Seltene-Erden-Metalle. Auf den ersten Blick erscheint der Rohstoffbedarf von Smartphones gering, aber jedes weggeworfene Handy verursacht zwischen 80 g und 140 g  Elektroschrott.

Problematisch ist allerdings, dass von der 1 Mio. t Elektroschrott nur rund 400.000 t zurückgewonnen werden. 2022 wurden beispielsweise folgende kritische Rohstoffe wiedergewonnen:

  • 162.000 t Kupfer
  • 207.000 t Aluminium
  • 12.000 t Silizium
  • 1000 t Wolfram
  • 2 t Palladium

Selbst beim EU-konformen Recyclingverfahren gingen um die 100.000 t an kritischen Rohstoffen verloren. Hauptsächlich handelt es sich dabei um die Seltene-Erde-Metalle, die man nur schwer voneinander trennen kann.

Ressourcen für kritische Rohstoffe aus Drittländern

Europa ist bei der Beschaffung kritischer Rohstoffe zu mehr als 90 % auf Drittländer angewiesen. Allerdings werden einige der Ressourcen nur zu 1 % recycelt. Laut Report sind zum Beispiel 46 % des gesamten Elektroschrotts nicht nach Vorgaben der EU-Regulierungen entsorgt worden.

Von diesen rund 5 Mio. t Elektroschrott waren 3,3 Mio. t mit anderem Metallschrott vermischt. Das führt dazu, dass die kritischen Rohstoffe nur teilweise zurückgewonnen werden können. 700.000 t wurden mit anderen Abfällen deponiert oder verbrannt, während 400.000 t exportiert wurden, um wiederverwertet zu werden.

EU möchte mehr Elektroschrott recyceln

Die EU-Gesetzgebung hat zum Ziel, die Recyclingquote kritischer Rohstoffe zu verbessern. Dazu gehört, bequeme Rückgabemöglichkeiten für Elektroschrott auszubauen, Recyclingkapazitäten zu erhöhen oder politische Instrumente, wie die Ökodesign-Anforderungen und Bestimmungen zur Reparaturfähigkeit und Haltbarkeit, einzusetzen.

Anstieg des Elektroschrotts erwartet

Laut Bericht zeigt die Prognose für 2050 folgende Anstiege:

  • Die Menge an Elektroschrott wird auf eine Zahl zwischen 1,2 Mio. t und 1,9 Mio. t steigen – je nachdem ob so weitergemacht wird wie bisher oder eine Kreislaufwirtschaft möglich wird.
  • Der Anteil von Solarmodulen am Elektroschrott wird besonders stark steigen – von 0,15 Mio. t auf 2,2 Mio. t.
  • Zuwachs wird es auch für große und kleine elektrische Haushalts- und IT-Geräte geben.
  • Eine Ausnahme bilden Bildschirme und Monitoren – hier wird ein Rückgang erwartet.

Auch Verbraucher können etwas tun

Magdalena Charytanowicz vom WEEE Forum hob zum Internationalen Tag des Elektroschrotts hervor, dass die Kreislaufwirtschaft in jedem Haushalt beginnt:

Indem sie sich für die Reparatur, Wiederverwendung oder Rückgabe alter Elektronikgeräte über ordnungsgemäße Sammelsysteme entscheiden, tragen Verbraucher direkt dazu bei, die Versorgung Europas mit wichtigen Rohstoffen zu sichern, Umweltschäden durch den Bergbau zu reduzieren und neue grüne Arbeitsplätze zu schaffen.

In diesem Jahr liegt der Schwerpunkt des E-Waste Day auf den kritischen Rohstoffen. Wenn ein Gerät beispielsweise defekt ist oder nicht mehr repariert werden kann, sollten Nutzerinnen und Nutzer die Geräte zur nächsten geeigneten Sammelstelle bringen – über das Sammelstellensuchportal.

Anlässlich des diesjährigen Tags für Elektroschrott gibt es die bundesweite Initiative „Jeder Stecker zählt! Deutschland sammelt E-Schrott“. Die Aktion geht vom 6. bis zum 19. Oktober 2025. In dieser Zeit engagieren sich mehr als 150 Kommunen, Unternehmen, Bildungseinrichtungen und Initiativen mit Sammelaktionen, Reparaturangeboten und Informationsformaten – rund um das Thema Elektroschrott. So soll ein Zeichen gesetzt werden, dass Elektroschrott nicht nur Abfall, sondern auch eine wertvolle Ressource ist.

 

Ein Beitrag von:

  • Anastasia Pukhovich

    Anastasia Pukhovich ist Volontärin beim VDI Verlag. Ihre Tätigkeit beim Max-Planck-Institut für Nachhaltige Materialien weckte ihr Interesse an allen Themen rund um Chemie und Umwelt, welche sie auch journalistisch verfolgt.

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