Niederlande 11.09.2025, 12:30 Uhr

Zirkulär bauen, CO₂ sparen: Das Circular House macht’s vor

Zirkuläres Bauen im Test: Das Circular House in den Niederlanden zeigt, wie Materialien Emissionen senken – vom Rohstoff bis zur Wiederverwendung.

Circular House im niederländischen Sittard-Geleen

Das Circular House im niederländischen Sittard-Geleen: Hier zeigen Covestro, Recticel und Brightlands, wie zirkuläre Materialien den CO₂-Fußabdruck im Bau senken können.

Foto: Brightlands

Wie kann zirkuläres Bauen funktionieren und wie senken moderne Baustoffe den CO₂-Fußabdruck? Das wollen Covestro, Recticel und der Brightlands Circular Space gemeinsam zeigen. Die Bühne dafür: das „Circular House“ im niederländischen Sittard-Geleen. Das Gebäude versteht sich als Demonstrationszentrum und Reallabor. Es soll greifbar machen, wie sich zirkuläre Materialien im Alltag eines Hauses bewähren – vom Rohstoff über die Nutzung bis zur Wiederverwendung.

Der Zugriff auf den CO₂-Hebel erfolgt dabei nicht nur über Energieeffizienz im Betrieb. Das Projekt richtet den Scheinwerfer auf Emissionen, die schon entstehen, bevor die erste Kilowattstunde Strom durchs Haus fließt: die Herstellungsphase von Baustoffen.

Die Emissionstreiber auf dem Bau

Im Bausektor stammen große Emissionsanteile aus der Produktion von Zement, Stahl, Dämmstoffen oder Kunststoffen. Experten sprechen hier vom „embodied carbon“. Gemeint sind alle Treibhausgasemissionen, die in den Baustoffen „stecken“, von der Rohstoffgewinnung bis zum fertigen Produkt am Werkstor. Erst danach beginnt die Betriebsphase eines Gebäudes. Die Größenordnung macht nachdenklich.

Stellenangebote im Bereich Bauwesen

Bauwesen Jobs
Stadt Freiburg-Firmenlogo
Abteilungsleitung Verkehrsprojekte (m/w/d) Stadt Freiburg
Freiburg Zum Job 
Deutsche Rentenversicherung Nordbayern-Firmenlogo
Architekt (m/w/d) oder Bauingenieur (m/w/d) im Bereich Bauangelegenheiten Deutsche Rentenversicherung Nordbayern
Bayreuth Zum Job 
Groth & Co. Bauunternehmung GmbH-Firmenlogo
Kalkulator (m/w/d) Groth & Co. Bauunternehmung GmbH
Rostock Zum Job 
DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum gemeinnützige GmbH-Firmenlogo
Bauingenieur/Architekt (m/w/d) DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum gemeinnützige GmbH
Leipzig Zum Job 
Stadtwerke Essen-Firmenlogo
Ingenieur/Techniker (gn) für Kanal- und Entwässerungsplanung Stadtwerke Essen
THOST Projektmanagement GmbH-Firmenlogo
Projektmanager*in (m/w/d) für Bau- und Immobilienprojekte THOST Projektmanagement GmbH
Kassel, Frankfurt am Main Zum Job 
TenneT TSO GmbH-Firmenlogo
Bautechniker im Bereich Umspannwerke (m/w/d) TenneT TSO GmbH
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur als Geschäftsbereichsleitung Betrieb und Verkehr (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Maisach Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern-Firmenlogo
Bauingenieur Straßenplanung (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern
Kempten Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Teamleitung Planung Ingenieurbauwerke (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
München Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur für Straßenplanung und -entwurf / Immissionsschutz (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Regensburg Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur für Straßenplanung und Straßenentwurf (m/w/d) in der Außenstelle München-Maisach Die Autobahn GmbH des Bundes
Maisach Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur Streckenplanung (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Kempten Zum Job 
Wirtschaftsbetrieb Hagen AöR-Firmenlogo
Bauingenieur*in Siedlungswasserwirtschaft - Grundstücksentwässerung (w/m/d) Wirtschaftsbetrieb Hagen AöR
THOST Projektmanagement GmbH-Firmenlogo
Projektmanager*in (m/w/d) in Bahn-Großprojekten THOST Projektmanagement GmbH
Karlsruhe Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Vermessungsingenieur (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Netphen Zum Job 
Stadt Sindelfingen-Firmenlogo
Bauingenieur (m/w/d) als Technischer Prüfer (m/w/d) Stadt Sindelfingen
Stuttgart Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieur als Expertin oder Experte Prüfstatik und Nachrechnung (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Hannover Zum Job 
Zweckverband Bodensee-Wasserversorgung-Firmenlogo
Vermessungsingenieur (m/w/d) Tief- und Rohrleitungsbau Zweckverband Bodensee-Wasserversorgung
Stuttgart Zum Job 
Stadtwerke Tübingen-Firmenlogo
Ingenieur für Versorgungstechnik (m/w/d) Stadtwerke Tübingen
Tübingen Zum Job 

Wörtlich heißt es aus dem Projektumfeld: „Der Bausektor ist weltweit für etwa 37 % der CO₂-Emissionen verantwortlich. Etwa ein Viertel entfällt dabei auf das sogenannte „embodied carbon“, also auf Emissionen, die bereits bei der Herstellung der Baumaterialien entstehen, lange bevor ein Gebäude überhaupt genutzt wird“, erklärt Fernando Resende, Marketing Manager Building & Construction EMEA-LATAM bei Covestro. „Das muss sich dringend ändern. Dank unserer Zusammenarbeit mit Recticel können wir eine zukunftsfähige und überzeugende Alternative anbieten.“

Der Ansatz im Circular House: baubegleitend zeigen, wie sich dieser Anteil reduzieren lässt, ohne bei Leistung und Praxistauglichkeit Abstriche zu machen.

Der Stoff, aus dem die Dämmung ist

Kern des Vorhabens ist die Dämmung. Im gesamten Circular House kommen PU-Dämmplatten von Recticel zum Einsatz. Produziert werden sie mit einem Rohmaterial von Covestro: Desmodur® CQ MS. Hinter dem Kürzel steckt MDI (Methylendiphenyldiisocyanat), das laut Hersteller mit bio-zirkulären Rohstoffen hergestellt und per Massenbilanz zertifiziert wird.

Kurz erklärt: Bei der Massenbilanz werden nachhaltige und fossile Rohstoffe in einem gemeinsamen Produktionsverbund verarbeitet. Über ein anerkanntes Rechenmodell wird der nachhaltige Anteil bestimmten Produkten zugeordnet. Das Produkt selbst kann so die Nutzung erneuerbarer Rohstoffe „mitnehmen“, auch wenn der Herstellprozess chemisch nicht getrennt läuft.

Laut Projektteam weisen die im Circular House verbauten Dämmplatten dadurch 43 % weniger „embodied carbon“ aus als vergleichbare Standardprodukte. Gemeint ist der Abschnitt A1–A3 der Lebenszyklusanalyse (Cradle-to-Gate), also vom Rohstoff bis zum Werkstor. Die technische und thermische Leistung soll unverändert bleiben. Diese Aussage basiert auf internen LCA-Berechnungen und Zertifikatsangaben der beteiligten Unternehmen.

Raumeindruck der ersten Etage des Circular House

Raumeindruck der ersten Etage des Circular House.

Foto: Brightlands

Ein Haus als Lernort

Das 7.500 m² große Circular House ist mehr als ein Ausstellungsgebäude. Es will als offener Lernort funktionieren. Hier sollen Unternehmen, Studierende und Fachleute aus der Bau- und Kunststoffbranche zusammenkommen, um Lösungen zu testen, zu messen und weiterzuentwickeln. Geplant sind Formate, die Best Practices zeigen, Erfahrungen teilen und den Transfer in reale Bauprojekte beschleunigen.

Die Projektverantwortlichen bringen es in einem Doppelzitat auf den Punkt: „Für das Circular House haben wir uns bewusst für Dämmplatten entschieden, die auf nachhaltigeren Rohstoffen basieren und sowohl in puncto Leistung als auch Nachhaltigkeit überzeugen“, sagt Lia Voermans, Vorsitzende des Steering Boards des Brightlands Circular Space.

„Damit übertragen wir die zirkulären Prinzipien, die den Brightlands Circular Space leiten, konsequent auf die Gestaltung unseres Demonstrationszentrums für zirkuläre Kunststoffe und zeigen konkret, wie sich kreislauffähige und CO₂-arme Materialien in reale Bauprojekte integrieren lassen.“

Vom Campus in die Branche

Der Standort ist bewusst gewählt. Der Brightlands Chemelot Campus gilt als Knotenpunkt für Polymer- und Materialforschung. Der dazugehörige Brightlands Circular Space (BCS) vernetzt Akteur*innen entlang der gesamten Kunststoff-Wertschöpfungskette. Ziel ist, Lösungen nicht im Labor verharren zu lassen, sondern sie unter realen Bedingungen zu skalieren – ob in Verpackung, Mobilität oder Elektronik.

Das Circular House fungiert dabei als Schaufenster und Prüfstand. Bauteile sollen modular, rückbaubar und wiederverwendbar sein. Wo immer möglich, wird dokumentiert, wie Materialien in einen Kreislauf zurückkehren können. So lässt sich später nachvollziehen, welchen Emissionseffekt die Entscheidung für einen bestimmten Werkstoff tatsächlich hatte.

Zusammenarbeit: Zahlen, Zitate, Zuschnitte

Im Projekt wurden Desmodur® CQ MS-Rohstoffe in die Eurothane® Silver Impact-Dämmplatten integriert. Diese kommen als Dachdämmung des Circular House zum Einsatz. Die Kommunikation bleibt dabei nahe an der Praxis.

Benedikt van Roosmalen von Recticel formuliert die Erwartung an künftige Bauteile so: „Die Gebäude der Zukunft müssen sich nicht nur an ihrer Energieeffizienz messen lassen. Auch der CO₂-Fußabdruck, die Kreislauffähigkeit der Materialien sowie die langfristigen Umweltauswirkungen über den gesamten Lebenszyklus hinweg müssen berücksichtigt werden“, sagt Benedikt van Roosmalen, Commercial Manager bei Recticel.

„Die Zusammenarbeit mit Covestro hat es uns ermöglicht, mit Eurothane® Silver Impact eine Dämmplatte zu entwickeln, die im Vergleich zu herkömmlichen Lösungen einen deutlich reduzierten CO₂-Fußabdruck aufweist.“

Einordnung: Was „klimaneutral“ hier meint

In der Kommunikation zum Projekt fällt der Begriff „klimaneutral“ für bestimmte Rohstoffe. Gemeint ist hier eine Cradle-to-Gate-Bilanzierung, die biogene Kohlenstoffbindung und zertifizierte Zuweisungen über Massenbilanz einbezieht. Kompensationen sollen in dieser Angabe nicht enthalten sein.

Wichtig: Cradle-to-Gate deckt nicht den gesamten Lebenszyklus ab. Nutzung, Instandhaltung und End-of-Life kommen später hinzu. Wer Gebäude mit Blick auf Net-Zero-Ziele plant, sollte deshalb alle Lebenszyklusmodule betrachten.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.