Red Flags im Job 21.07.2025, 09:30 Uhr

Vom Traumjob zur Falle? Diese Warnsignale sollte jeder kennen

Der Traumjob scheint zum Greifen nah – aber manchmal verstecken sich hinter der glänzenden Fassade kleine Warnsignale. Diese sogenannten Red Flags zeigen schnell, ob man besser die Finger von einem Job lässt, bevor der Frust losgeht. Wer auf diese Zeichen achtet, spart sich viel Ärger und Stress.

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Rote Flaggen im Job: Warnzeichen schon in der Stellenanzeige und im Vorstellungsgespräch.

Foto: panthermedia.net / zwolafasola

Das Vorstellungsgespräch läuft super, alle wirken nett und freundlich, die Aufgaben klingen wie extra für einen selbst gemacht und passen perfekt. Was soll da eigentlich noch schiefgehen? Trotzdem bleibt dieses kleine Gefühl im Hinterkopf: Habe ich vielleicht etwas übersehen? Besser jetzt auf die Signale achten, bevor der Vertrag unterschrieben ist – denn hinterher ist es oft zu spät.

Doch nicht alle nehmen diese kleinen Warnzeichen wirklich ernst. Viele schauen zwar bei Kununu oder ähnlichen Plattformen vorbei, um sich einen Überblick zu verschaffen. Aber so richtig genau nehmen das die wenigsten – schließlich schreibt ja meistens nur der, der unzufrieden ist, eine Bewertung. Zufriedene Mitarbeiter bleiben oft still, und so gehen viele wichtige Eindrücke unter.

Aber es sind nicht nur die Bewertungen auf Kununu, die Alarm schlagen können. Es gibt noch viele weitere Red Flags, die im Alltag oder bei Gesprächen durchschimmern: Zum Beispiel, wenn die Teamstruktur und Zuständigkeiten völlig undurchsichtig sind, oder wenn das Unternehmen ständig von hoher Fluktuation spricht. Auch wenn man das Gefühl hat, dass die Work-Life-Balance ein Fremdwort ist, oder die Versprechen aus dem Gespräch später nicht eingehalten werden – das sind alles Zeichen, die besser ernst genommen werden sollten.

Hier gilt: Aufmerksam sein, genau hinhören und im Zweifel lieber einmal mehr nachfragen. Denn ein Job, der auf den ersten Blick perfekt scheint, muss nicht immer der richtige sein.

Bei diesen Warnzeichen ist Vorsicht geboten

Schauen wir mal bei LinkedIn, was Menschen dort unter den sogenannten „Red Flags“ verstehen. In unzähligen Beiträgen und Kommentaren teilen Bewerbende und Mitarbeitende ihre Erfahrungen und Warnsignale, die ihnen im Bewerbungsprozess oder am neuen Arbeitsplatz aufgefallen sind. Diese Insights geben einen guten Eindruck davon, worauf man wirklich achten sollte, um sich unangenehme Überraschungen zu ersparen. Hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Red Flags, die immer wieder genannt werden:

  • Zahlung „unter der Hand“ statt offizieller Vertragsunterlagen – oft ein Zeichen für Steuerprobleme und unsichere Zukunft.
  • Vorgänger*innen in der Position sind schnell wieder gegangen – Hinweis auf Überlastung oder schlechtes Arbeitsklima.
  • Unternehmen versucht, einem eher eine Dienstleistung zu verkaufen statt einen Job anzubieten.
  • Extrem breite und unklare Gehaltsspannen in der Ausschreibung, keine konkreten Zahlen.
  • Keine klare Personalabteilung vorhanden oder bei Nachfrage wird das abgestritten.
  • Ständig offene Interviews – Zeichen für hohe Fluktuation und schlechte Organisation.
  • Unklare oder mehrere Vorgesetzte, an die man sich wenden soll – Hinweis auf Chaos im Management.
  • Einstellung noch am selben Tag wie das Vorstellungsgespräch – meist Zeichen von akutem Personalmangel und schlechtem Klima.
  • Erwartung, „für die Leidenschaft“ zu arbeiten, ohne angemessene Bezahlung.
  • Unangemessene Fragen im Vorstellungsgespräch, z. B. zur Familienplanung.
  • Übertriebene Erwartungen an Überstunden und Flexibilität ohne Ausgleich.
  • Spürbar schlechte Stimmung im Büro.
  • Fragen im Interview, wie man mit Drama am Arbeitsplatz umgeht – Warnsignal für toxische Arbeitsumgebung.

Red Flags, die schon im Jobinserat sichtbar sind

Schon bei der Stellenausschreibung können sich erste rote Flaggen zeigen, die besser nicht ignoriert werden sollten. Zum Beispiel, wenn die Aufgaben sehr vage beschrieben sind und man sich fragt, was eigentlich genau erwartet wird – das kann darauf hindeuten, dass im Unternehmen die Struktur oder Organisation nicht ganz rund läuft. Oder wenn die Liste der Anforderungen so lang und unrealistisch erscheint, dass man sich fragt, ob überhaupt jemand all das stemmen kann. Das ist oft ein Zeichen dafür, dass viel zu viel auf eine Person abgewälzt wird.

Auch wenn das Gehalt in der Anzeige nur sehr schwammig mit „attraktiv“ oder „lecker“ umschrieben wird, ohne konkrete Zahlen, kann das bedeuten, dass das Unternehmen unsicher ist oder versucht, da noch Spielraum nach unten zu behalten. Und wenn die Anzeige vor lauter Buzzwords und Floskeln strotzt – „dynamisch“, „innovativ“, „Teamplayer“ – aber kaum handfeste Infos liefert, dann fühlt sich das oft eher nach einer Fassade an.
Ein weiterer Hinweis sind Stellen, die gefühlt ständig neu ausgeschrieben werden. Das kann ein echtes Warnsignal sein, dass dort viele wieder gehen oder unzufrieden sind. Auch wenn „Flexibilität“ und „Überstundenbereitschaft“ übermäßig betont werden, sollte man aufpassen – das heißt häufig, dass Arbeit und Freizeit kaum getrennt werden. Und nicht zuletzt sagt auch schon ein unprofessioneller Text mit Rechtschreibfehlern oder fehlenden Kontaktdaten einiges über die Wertschätzung im Unternehmen aus.

Warnsignale in der Kommunikation mit HR vor dem Vorstellungsgespräch

Die Kommunikation mit der Personalabteilung vor dem Vorstellungsgespräch kann schon einiges verraten – und manchmal auch Alarm schlagen. Wenn Bewerbende auf Nachrichten oder E-Mails lange keine Antwort erhalten oder Termine ständig verschoben oder kurzfristig abgesagt werden, ist das ein erstes Zeichen dafür, dass es im Unternehmen vielleicht nicht so rund läuft. Auch sehr knappe oder ausweichende Antworten auf wichtige Fragen können darauf hindeuten, dass hinter den Kulissen einiges im Argen liegt oder nicht alle Informationen offen kommuniziert werden.

Ein weiteres Warnsignal ist, wenn die HR-Ansprechpersonen eher distanziert wirken und kaum auf persönliche Details eingehen. Natürlich ist es kein Freundschaftsdienst, aber ein bisschen Offenheit und Interesse gehört einfach dazu. Wenn Bewerbende hingegen schon in der Kommunikation unter Druck gesetzt werden – etwa durch extrem kurze Fristen oder ständiges Nachhaken, ob die Entscheidung wirklich sicher ist – sollte das hellhörig machen. Schließlich sagt schon der erste Kontakt viel darüber aus, wie das Unternehmen mit seinen Mitarbeitenden umgehen könnte.

Auch andere Warnsignale können während des Gesprächs aufkommen: Wenn die Führungskraft oder das Team sehr schlecht über die Zusammenarbeit sprechen oder sich ständig widersprechen, ist das ein deutliches Zeichen für ein schlechtes Betriebsklima. Ebenso, wenn die Fragen sehr einseitig auf Verfügbarkeit, Flexibilität oder sogar Bereitschaft zu Überstunden abzielen, könnte das bedeuten, dass die Work-Life-Balance hier nicht besonders wichtig genommen wird. Und natürlich sollte auch die Atmosphäre nicht unterschätzt werden: Wirkt das Gespräch eher kalt, distanziert oder gar respektlos, spricht das nicht gerade für eine gesunde Unternehmenskultur.

Ehrlichkeit oder Red Flags?

Typische Warnsignale äußern sich oft in bestimmten Sätzen – doch diese hört man im Gespräch meist eher selten von selbst. Meist muss man selbst proaktiv nachfragen und genau darauf achten, wie das Gegenüber darauf reagiert. Denn nicht immer werden unangenehme Wahrheiten offen ausgesprochen, sondern eher geschickt umschifft. Wer also genau hinhört und aufmerksam nachbohrt, kann oft schon früh hinter die Fassade blicken und wichtige Hinweise entdecken, die später für den Job entscheidend sein können.

  • „Wir erwarten hier, dass man auch mal Überstunden macht – das gehört einfach dazu.“
  • „Flexibilität wird bei uns großgeschrieben, gerade wenn es mal stressig wird.“
  • „Das Team ist ziemlich durchmischt, viele kommen und gehen.“
  • „Wir sind eher ergebnisorientiert, da zählt nicht so sehr die Work-Life-Balance.“
  • „Hier ist es eher locker, aber man muss auch mal den Mund halten können.“
  • „Manche Sachen regeln wir lieber intern, darüber reden wir nicht so gern.“
  • „Wenn man hier was erreichen will, muss man sich richtig reinhängen – sonst wird man schnell ersetzt.“
  • „Wir suchen jemanden, der auch mal Eigeninitiative zeigt – aber immer im Rahmen der Vorgaben.“

Nur wenige sagen es direkt

Wenn das Team wirklich eingespielt ist und die Vorstellungsgespräche gut vorbereitet sind, wird man solche direkten, unangenehmen Sätze im Gespräch oft gar nicht zu hören bekommen. Schließlich möchte man einen guten Eindruck machen und nicht gleich die „rosa Brille“ runterreißen. Viele Unternehmen sind darin geübt, sich von ihrer besten Seite zu zeigen – da klingt dann alles nach Teamgeist, Flexibilität und tollen Entwicklungsmöglichkeiten.

Doch spätestens am ersten Arbeitstag fallen diese rosa Brillen oft ab. Plötzlich wird klar, wie die Realität wirklich aussieht: Die Überstunden werden erwartet, die Kollegen sind gestresst oder sogar genervt, und manche der großen Versprechen aus dem Gespräch scheinen weit entfernt zu sein. Dann merkt man, dass hinter den wohlformulierten Antworten oft andere Dinge stecken, die im Gespräch lieber verschwiegen wurden.

Der erste Tag – wenn es zu spät ist

Der erste Tag im neuen Job – die Aufregung ist groß, man möchte am liebsten alle bekannten Gesichter aus den Vorstellungsgesprächen begrüßen und einen guten Start hinlegen. Doch dann die Überraschung: Viele der Ansprechpartner sind plötzlich gar nicht mehr da. Kein Willkommen, keine vertrauten Gesichter, stattdessen oft nur leere Plätze oder ausweichende Antworten auf die Frage, wo denn die Kolleginnen und Kollegen geblieben sind.

Das kann ein ziemlich deutlicher Hinweis darauf sein, dass im Team oder im Unternehmen einiges nicht stimmt. Vielleicht gibt es eine hohe Fluktuation, interne Probleme oder die Mitarbeiter sind unzufrieden und suchen schnell das Weite. Auch kann es bedeuten, dass die Vorstellungen aus dem Vorstellungsgespräch nur eine schöne Fassade waren und die Realität im Alltag ganz anders aussieht.

Ein Beitrag von:

  • Alexandra Ilina

    Alexandra Ilina ist Diplom-Journalistin (TU-Dortmund) und Diplom-Übersetzerin (SHU Smolensk) mit mehr als 20 Jahren Berufserfahrung im Journalismus, in der Kommunikation und im digitalen Content-Management. Sie schreibt über Karriere und Technik.

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