Jobsuche 26.06.2025, 15:30 Uhr

Job-Scamming: Betrug mit gefälschten Inseraten

Hinter angeblichen Jobs, die zum Beispiel über Messengerdienste verschickt werden, stehen nicht selten Kriminelle, die auf Identitätsdiebstahl aus sind.

Job-Scamming

Job-Scamming: Wenn das Traumjob-Angebot zum Albtraum wird – Kriminelle nutzen gefälschte Inserate für Identitätsdiebstahl.

Foto: PantherMedia / mozakim

Es klingt zu schön, um wahr zu sein: Gerade hat man mit der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle begonnen, da kommt überraschend über einen Messengerdienst, per Mail oder auf einem Jobportal, mit einem fröhlichen „pling!“ ein lukratives Jobangebot herein. Was für ein Glück, oder? Nichts am Inserat wirkt auch nur im geringsten verdächtig. Wer den vermeintlichen Arbeitgeber im Netz sucht, wird ihn in vielen Fällen dort auch finden.

Den Unternehmensnamen gibt es, das Design der Website stimmt. Doch wer sich voller Elan in den digitalen Bewerbungsprozess stürzt, der kann hinterher eine böse Überraschung erleben. Oder auch mehrere. Denn statt einer Zusage oder einer Zusendung des Arbeitsvertrags kommt vielleicht erst einmal gar nichts – und dann zum Beispiel eine Beschwerde von einem Kunden, der behauptet, beim Jobbewerber Waren gekauft, aber nicht erhalten zu haben. Oder die Mahnung eines Kreditinstituts, das ausstehende Kreditraten fordert. Wie ist das möglich? Durch Datendiebstahl – bis hin zum vollständigen Identitätsdiebstahl.

Datenklau beim Job-Scamming

Dr. Ayten Öksüz, Referentin Datenschutz und Datensicherheit der Gruppe Verbraucherrecht bei der Verbraucherzentrale NRW e.V., erklärt, wie Kriminelle im digitalen Bewerbungsprozess nicht nur an den Namen, die Adresse, den E-Mail-Kontakt und die Mobilnummer gelangen, sondern Betroffene auch dazu bringen, Bankkonten auf ihre Namen zu eröffnen, um diese dann für kriminelle Zwecke zu nutzen: „Auf der Suche nach dem Traumjob werden Bewerber und Bewerberinnen von ihrem vermeintlichen neuen Arbeitgeber dazu aufgefordert, sich per Video-Ident-Verfahren zu identifizieren. Dabei wird auch ein Bankkonto eröffnet, wobei der vermeintliche Arbeitgeber versichert, dass das Konto lediglich zur Feststellung der Identität dienen und im Anschluss sofort wieder gelöscht werden würde. Das Konto wird aber entgegen der Versprechungen nicht gelöscht, sondern für illegale Geldgeschäfte genutzt.“

Datenklau schon vor dem Job-Scamming

Anders als beim massenhaften zufallsgenerierten Versand von Phishingmails gehen Job-Scammer mit ihren Pseudo-Inseraten wesentlich gezielter vor. Sie nutzen zum einen ganz legal die Daten, die potenzielle Opfer von Job-Scamming freiwillig in beruflichen und privaten Netzwerken online veröffentlichen. Doch nicht nur das, sie kommen auch auf kriminellen Wegen an Kontaktdaten, die sie für ihre Zwecke einsetzen, erklärt die Expertin Öksüz von der VZ NRW: „Beispielweise über Datenlecks, bei denen in der Vergangenheit bereits zuhauf Daten auf Unternehmensservern abgegriffen werden konnten – oder direkt im Darknet.“ Hinter dem Job-Scamming stehen, weiß Ayten Öksüz, sowohl allein agierende Personen als auch organisierte Gruppen.

Wer haftet für finanzielle Schäden?

Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen (LKA NRW) warnt auf seiner Homepage: „Je nach dem, wie und wozu die Betrüger/-innen das Konto nutzen, kann der Verdacht entstehen, dass die Opfer selbst Straftaten begangen haben. Es kann zu Schadensersatzforderungen kommen.“ Ob die Opfer von Job-Scamming zum Beispiel haften müssen, wenn Waren über Fake Shops in ihrem Namen verkauft, aber nicht geliefert wurden, hängt von den genauen Umständen ab, berichtet Expertin Öksüz: „Erkennen die Geschädigten, dass sie betrogen wurden, sind die Kontoinhaber oder -inhaberinnen, die ebenfalls betrogen wurden, oft die Einzigen, die greifbar sind. Zivilrechtliche Klagen auf Rückzahlung des Geldes können die Folge sein – Ausgang ungewiss. Wer für den aufkommenden finanziellen Schaden haftet, muss im Einzelfall bewertet werden. Dabei geht es insbesondere darum, ob grob fahrlässiges Verhalten vorliegt.“

Die größte Gefahr beim Job-Scamming steckt im Video-Ident-Verfahren …

… was weder am Verfahren selbst noch an dessen Anbietern liegt, weiß Ayten Öksüz von der VZ NRW: „Das Video-Ident-Verfahren ist ein gesetzlich anerkanntes Verfahren und wird zum Beispiel von seriösen Banken dazu genutzt, Konten online zu eröffnen, ohne die nächstgelegene Bankfiliale aufsuchen zu müssen.“ Leider gelingt es aber Kriminellen, das Prozedere für ihre Zwecke zu missbrauchen. Das LKA NRW erklärt auf seiner Website, wie das geschieht: „Was die Opfer nicht wissen: Die Täter/-innen haben die Eröffnung des Kontos bereits vorher auf den Namen der Bewerber/-innen eingeleitet. Wenn die sich nun über das Video-Ident-Verfahren bei der Bank identifizieren, eröffnet die Bank ein Konto mit den von den Täter/-innen zuvor übermittelten Kontaktdaten. Damit ist der Zugang zu diesem Konto für sie offen und kann für weitere Straftaten genutzt werden. Die Falle schnappt zu.“

Dabei müsste sich eigentlich jeder Bewerber, jede Bewerberin fragen, was eine Kontoeröffnung im Bewerbungsverfahren zu suchen hat. Doch im Eifer des Gefechts bleibt diese Frage oft ungestellt. Ayten Öksüz gibt einen Rat, wie die betrügerische Kontoeröffnung dennoch in vielen Fällen verhindert werden kann: „Im Verlauf des Video-Ident-Verfahrens sollten Jobsuchende während des Gesprächs klar und deutlich sagen, dass sie sich wegen einer Stellenanzeige identifizieren sollen. So kann möglicherweise die Betrugsmasche beim Anbieter des Identifizierungsverfahrens auffliegen und weiterer Schaden verhindert werden.“

Wie schützt man sich davor?

Einen hundertprozentigen Schutz gibt es insofern nicht, als die digitalen Anzeigenplagiate auch durch den Einsatz von KI aktuell leicht und täuschend echt hergestellt werden können. Wer tatsächlich gerade auf Jobsuche ist und das auch publik gemacht hat, könnte daher geneigt sein, auf ein solches Angebot einzugehen. Betrugsopfer muss dennoch niemand werden. Einige einfache Tipps zum Schutz vor Job-Scamming:

  • Recherchieren Sie den genannten Arbeitgeber selbst im Netz und fragen Sie dort an, ob die genannte Stelle tatsächlich angeboten wird.
  • Skeptisch sollten Sie immer werden, wenn ein hohes Einkommen für eine einfache Tätigkeit ohne besondere Qualifikationen angeboten wird.
  • Eröffnen Sie im Rahmen eines Bewerbungsverfahrens kein angeblich für die Bewerbung notwendiges Bankkonto, weder im Video-Ident-Verfahren noch auf einem anderen Weg.
  • Geben Sie grundsätzlich keine sensiblen Daten weiter, bevor Sie einen Arbeitsvertrag erhalten haben.
  • Gehen Sie generell sorgsam mit der Preisgabe von Daten im Internet um.

Was können Opfer tun?

Dazu rät das LKA NRW auf seiner Website:

  • Lassen Sie gegebenenfalls Ihr Konto sperren, wenn Sie bereits an einem solchen Verfahren teilgenommen haben.
  • Erstatten Sie in jedem Fall Strafanzeige bei der Polizei, wenn Sie einem Fremden Ihre Daten übermittelt haben.

Psychologie spielt eine große Rolle beim Job-Scamming

Rein rational betrachtet, gäbe es kaum Gründe, auf Job- oder andere Scamming-Varianten (etwa bei der Immobiliensuche) hereinzufallen. Betrüger profitieren aber von zwei Faktoren: Zum einen hat der Einsatz digitaler Verfahren in kurzer Zeit so rasant zugenommen, dass nicht mehr jeder Schritt kritisch hinterfragt wird. Zum anderen geht es gerade bei der Jobsuche (wie auch bei der Immobiliensuche) ja nicht nur um den Verstand, sondern auch um Gefühle. Bewerber und Bewerberinnen stehen häufig unter Druck, weiß Ayten Öksüz: „Am Ende geht es um was. In solchen Situationen ist man schneller bereit, Dinge zu tun, die man unter normalen Umständen nie tun würde. Kriminelle machen sich genau das zunutze.“

Was ist Job-Scamming?

  • Der englische Begriff „scam“ bedeutet „Betrug“.
  • Als „Scamming“ werden aktuell vor allem Methoden bezeichnet, mit denen Betrüger versuchen, auf digitalen Wegen Nutzer zu täuschen.
  • Ziel des Scammings ist es, an persönliche Daten zu gelangen und dann mit gefälschten Identitäten an Geld zu kommen.
  • Typische Wege sind: Phishing-E-Mails, gefälschte Webseiten oder betrügerische Inserate.
  • Beim Job-Scamming werden Fake-Stellenanzeigen erstellt, die echten Inseraten täuschend ähnlich sind.

Ein spezieller Fall: Job-Scamming im Job

Für technisch interessierte Studentinnen und Studentinnen kann es der Traum-Nebenjob sein: bequem von zu Hause Usability (Bedienbarkeit, Benutzerfreundlichkeit) von Webseiten und Apps oder die Servicequalität bei Unternehmen testen. Doch Expertin Öksüz von der VZ NRW warnt: „Im Rahmen des Tests sollen dann beispielsweise echte Bankkonten eröffnet oder Kredite beantragt werden. Der vermeintliche Arbeitgeber versichert auch in diesen Fällen, dass die Kontoeröffnungen und Kreditanträge nur zu Testzwecken dienen und dieser sich um die Löschung kümmern werde. In Wirklichkeit werden die Bankkonten nicht gelöscht, sondern für illegale Geldgeschäfte genutzt.“

Ein Beitrag von:

  • Barbara Willms

    Barbara Willms

    Barbara Willms ist diplomierte Volkswirtin soz-.wiss. und hat als freie Autorin im In- und Ausland in den Bereichen Print, Hörfunk, TV und Online gearbeitet. Sie schreibt über Immobilien-, Versicherungs- und Verbraucherthemen sowie über berufsbezogene Themen mit psychologischem Hintergrund. Daneben arbeitet Barbara Willms als PR-Beraterin (blackdog-media.de), als Kabarettistin (frauwillms.de) und bildende Künstlerin (gunhillpictures.de).

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