Umfrage 07.10.2025, 12:00 Uhr

Bewerbende wollen Kennzeichnungspflicht für KI in Stellenanzeigen

KI in Stellenanzeigen polarisiert: Viele Bewerbende fordern Transparenz, gleichzeitig sehen sie Potenzial für professionellere, klarere und ansprechendere Ausschreibungen.

KI-Stellenanzeige

Bewerbende fordern Transparenz: Wird Kennzeichnung von KI-gestützten Stellenanzeigen immer wichtiger?

Foto: PantherMedia / Yuri Arcurs

Künstliche Intelligenz spielt im Bewerbungsprozess eine immer größere Rolle – auf beiden Seiten. Bewerbende nutzen KI-Tools, um Lebensläufe zu verfeinern oder Anschreiben zu schreiben, während Unternehmen damit ansprechende und inklusive Stellenausschreibungen gestalten, die besser auf die Zielgruppe zugeschnitten sind und unbewusste Bias reduzieren können.

KI in Stellenanzeigen: Kennzeichnung erwünscht

Mehr als drei Viertel der Bewerbenden möchten, dass klar erkennbar ist, wenn eine Stellenanzeige ganz oder teilweise mit KI-Tools wie ChatGPT erstellt wurde. Das zeigt die aktuelle Arbeitsmarktstudie „Stellenanzeigen 2025“ der KÖNIGSTEINER Gruppe, für die 1.028 Bewerberinnen und Bewerber befragt wurden. Insgesamt sprechen sich 78 % dafür aus, dass Unternehmen offenlegen, wenn sie KI bei der Erstellung ihrer Stellenanzeigen einsetzen.

Interessant: Nur etwa 30 % trauen sich zu, KI-erstellte Stellenanzeigen wirklich zu erkennen, während die Hälfte der Befragten befürchtet, dass ihnen das nicht gelingt. Dass so viele eine Kennzeichnung befürworten, heißt aber nicht, dass KI-Anzeigen unbeliebt wären – im Gegenteil: Für 56 % würde ein Hinweis auf KI keinen Einfluss auf ihre Bewerbung haben. Jede*r Fünfte (21 %) sieht gekennzeichnete Anzeigen sogar als Anreiz, sich zu bewerben. Fast genauso viele (23 %) könnten dadurch aber auch abgeschreckt werden.

„KI ist längst im Recruiting angekommen – das ist kein Geheimnis. Allerdings erwarten Bewerbende Transparenz von Arbeitgebern, wenn diese ihre Stellenanzeigen mit Tools wie ChatGPT, Gemini oder Copilot schreiben oder optimieren. Wer KI offen kennzeichnet und gleichzeitig einen persönlichen Ton sicherstellt, verbindet Effizienz mit Glaubwürdigkeit. Und diese Kombination nutzt Arbeitgebern wie Bewerber*innen gleichermaßen“, erklärt Nils Wagener, Geschäftsführer der KÖNIGSTEINER Gruppe.

Persönliche Note fehlt

Laut der Studie sehen viele Bewerbenden KI-erstellten Stellenanzeigen zwar als professionell an, bemängeln aber gleichzeitig die fehlende persönliche Note: 49 % empfinden die Texte als seriös, 56 % dagegen als unpersönlich. Nils Wagener weist darauf hin, dass die große Herausforderung darin besteht, hier die richtige Balance zu finden.

Optimierungspotenzial von KI in Stellenanzeigen

Laut der Studie sehen viele Teilnehmende vor allem im Aufbau und der Klarheit von Stellenanzeigen Chancen für KI-Unterstützung:

  • Struktur: 64 % erwarten Verbesserungen bei der Gliederung der Ausschreibungen.• Prägnanz: 46 % glauben, dass KI die Texte klarer und knackiger machen kann.
  • Visueller Effekt: 61 % erhoffen sich eine ansprechendere optische Gestaltung.

Auch auf inhaltlicher Ebene wird KI Potenzial zugeschrieben:

  • Aufgabenbeschreibung: 54 % sehen hier Optimierungsmöglichkeiten.
  • Unternehmensbeschreibung: 52 % erwarten Verbesserungen.
  • Anforderungsprofile: 51 % glauben an Nutzen durch KI.
  • Benefits: 49 % sehen Chancen, diese besser darzustellen.

Automatisierung vs. Authentizität

Beim Blick auf die Tonalität der Stellenanzeigen fällt die Einschätzung etwas gemischt aus: 38 % erwarten, dass die Authentizität der Sprache durch KI eher leidet, während 40 % auf eine Verbesserung hoffen. Außerdem glauben 43 % der Befragten, dass KI typische Floskeln in den Texten reduzieren kann, während fast ein Drittel (32 %) genau das Gegenteil befürchtet.

„An diesem Bewerber-Feedback sehen wir: KI kann die handwerkliche Arbeit an Stellenanzeigen spürbar erleichtern. Viele Kandidat*innen betrachten KI-Tools als nützliches Werkzeug, sofern Inhalt und Nutzen der ausgeschriebenen Jobs klar transportiert werden“, sagt Wagener. Wichtig sei aber, keine unpersönliche Maschinensprache zu aktivieren. „Denn wo Authentizität, Nähe und ein erkennbarer „menschlicher Fingerabdruck“ fehlen, sinkt letztlich die Überzeugungskraft als Arbeitgeber“.

Dabei warnt der Experte: „KI kann einen starken Erstentwurf liefern, doch ohne finalen Human-Edit bleibt die Anzeige angreifbar“.

Für die Studie „Stellenanzeigen 2025“ hat das Kölner Marktforschungsunternehmen bilendi im Auftrag der KÖNIGSTEINER Gruppe im September 2025 bundesweit 1.028 berufstätige Personen befragt, die in den letzten 12 Monaten mindestens einmal am Bewerbungsprozess teilgenommen haben. Das Durchschnittsalter lag bei 43,5 Jahren, 48 % der Befragten waren Männer, 52 % Frauen.

Ein Beitrag von:

  • Alexandra Ilina

    Alexandra Ilina ist Diplom-Journalistin (TU-Dortmund) und Diplom-Übersetzerin (SHU Smolensk) mit mehr als 20 Jahren Berufserfahrung im Journalismus, in der Kommunikation und im digitalen Content-Management. Sie schreibt über Karriere und Technik.

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