Vom Landmaschinenbauer zum Antriebstechnik-Profi
Seit fast 40 Jahren entwickelt Andreas Roth Antriebssysteme. Der Schwabe empfindet seinen Beruf als Geschenk.
Ingenieur, Gründer, Buchautor: Andreas Roth.
Foto: Tobias Vogt/privat
Andreas Roth lehnt sich entspannt zurück. Bei der Wahl seiner Worte hält er inne. Nur auf eine Frage reagiert der Maschinenbauingenieur blitzartig: Sind Sie irgendwann mal auf den Gedanken gekommen, etwas anderes zu machen als Antriebe zu entwickeln? „Nein! Ich würde alles noch einmal genauso machen. Mein Berufsleben ist ein Geschenk!“ Anschlussfragen verbieten sich.
Die Entschlossenheit in der Stimme lässt keine Zweifel aufkommen: Der Mann ist Überzeugungstäter. Und das nicht erst seit gestern. Andreas Roth wuchs auf dem elterlichen Bauernhof in Backnang bei Stuttgart auf. „Von klein auf wollte ich Landmaschinenbau studieren und Landmaschinen konstruieren.“ Aus dem kleinen Andreas wurde der große Andreas, ohne dass sich der Traum verflüchtigt hätte.
Inhaltsverzeichnis
Karriere im Maschinenbau: Vom Rheinland in den Osten
An der damaligen FH Köln studierte Roth mit wachsender Begeisterung Maschinenbau. „Ich habe im Rheinland eine wunderbare Zeit verlebt.“ Das lag einerseits an der kölschen Lebensweise, andererseits an den ersten Praxiserfahrungen, die er als Praktikant bei der Walterscheid GmbH sammelte, einem Hersteller von Gelenkwellen, Kupplungen und Traktor-Anbau-Systemen mit Sitz in Lohmar. Im Anschluss an seine Diplomarbeitentwickelte der Jungingenieur für Walterscheid sieben Jahre lang Antriebe.

Vorzeigbar: Illustration aus einem Projekt der Antriebstechnik-Roth GmbH.
Foto: Antriebstechnik-Roth GmbH
Nach der Wende zog es Roth mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in den Osten der Republik, in die Nähe der tschechischen Grenze. Walterscheid übernahm das Getriebewerk des ehemaligen Fortschritt-Kombinats. Roth wurde Betriebsleiter. „In diesem früheren DDR-Betrieb habe ich das Handwerk zur Getriebeentwicklung gelernt. Das war eine tolle Zeit. Damals habe ich erstmals mit Skizzentechnik gearbeitet, um in unserer Kundschaft die Antriebssysteme besser darstellen und verständlich machen zu können.“
Preisgekrönt: Gründung des eigenen Unternehmens
Die Familie kehrte nach weiteren sieben Jahren in den Westen zurück, wo Roth eine Stelle als Konstruktionsleiter für Großgetriebe übernahm. Nun ist der Ingenieur seit 13 Jahren in der Antriebstechnik-Roth GmbH sein eigener Vorgesetzter. Und das äußerst erfolgreich. Mit seinen 25 Kolleginnen und Kollegen erwirtschaftet Roth über 4 Mio. € Umsatz jährlich. Der Erfolg schlägt sich auch in Preisen nieder. Auf der vergangenen Agritechnica heimste die Antriebstechnik-Roth GmbH mit zwei Landmaschinenherstellern zwei Preise ein, eine Goldmedaille mit Claas, eine silberne Medaille mit Rauch. „Claas hat großen Wert darauf gelegt, dass wir bei der Preisverleihung mit im Boot waren, weil unser kleines Unternehmen als Zulieferer einen extrem großen Beitrag zum Erfolg beigesteuert habe.“
In Roths Unternehmen dachte man den Antrieb völlig neu, womit „wir eine neue Generation definiert haben, alle Antriebe sind geschlossen. Roth betont: „Da sind Sensoren, Kupplungen und ein Schnellstopp integriert. Damit wird die Maschine regelbar und KI-tauglich.“ So digital die Arbeit inzwischen auch im eigenen Unternehmen geworden sei, so sehr begeistert Roth weiterhin mit seinem künstlerischen Talent, ein Erbe seiner Mutter. „Die handgezeichneten Skizzen transportieren Emotionalität. Ein Projekt besteht nicht allein aus der Konstruktion, sondern auch aus einer Beziehung, einem Zusammenspiel von Mensch und Technik.“
Evolution der Landwirtschaft mit Roths Unterstützung
Was fasziniert den 61-Jährigen am Entwickeln? „Zunächst muss man eine gute Idee haben. Das allein ist faszinierend. Dann muss man das Ganze Schritt für Schritt erarbeiten. Das geht meist nur im Team. In der Regel passiert bei großen Projekten das nahezu Unvermeidliche: Es treten Rückschläge auf. Aber ich habe alles, was ich angefangen habe, zu einem erfolgreichen Ende gebracht, auch auf Kosten vieler schlafloser Nächte. Letztlich doch ins Ziel zu kommen, lohnt alle Mühen.“
Die Zeiten, als der Bauer sein Land per Hand bestellte, gehören der Vergangenheit an, so Roth. Autonome Systeme inklusive Drohnen ersetzen zusehends die Hand, weiß der Naturliebhaber. „Ich sehe Landwirtin und Landwirt künftig immer seltener auf der Scholle und immer häufiger vor dem Bildschirm.“ Die Agrarindustrie sei ein knallhartes Geschäft, er selbst ein leidenschaftlicher Techniker. „Aber ich warne: Wir müssen darauf achten, vom Entwickler bis zur Landwirtin, dass wir unsere ethischen Werte nicht vergessen. Ich halte es für wichtig, respektvoll mit unserer Umwelt umzugehen. Wir wollen und müssen Business und Ethik miteinander vereinbaren. Das geht!“
Ein Beitrag von:
