Heiko Mell 18.10.2025, 11:00 Uhr

Unrealistische Erwartungen an den Chef?

Karriereberater Heiko Mell diskutiert mit seinen Lesern die Frage: Was ist eigentlich „gute Arbeit“? Er zeigt, warum es keinen objektiven Maßstab gibt, wie sehr die Erwartungen des Chefs zählen – und weshalb Karriere mehr mit Beziehungsgeschick als mit fachlicher Leistung zu tun hat.

Chef

Was ist gute Arbeit? Heiko Mell über Leistung, Anerkennung und die Erwartungen von Chefs.

Foto: PantherMedia / depositedhar

3.312. Frage/1
(Ich zitiere hier aus einem längeren Brief einige besonders prägnante Auszüge; H. Mell):
Ich war zunächst Offizier der Bundeswehr und kam nach sorgfältiger Vorbereitung (Studium) in die Wirtschaft mit dem Glauben, dass gute Arbeit hauptsächlich ausreicht, um auch Karriere zu machen. Das war ein Irrtum. Es ist nahezu nur die Beziehung zu Chefs und Kollegen, die zählt. Darauf weisen Sie korrekterweise ständig hin.

Die ständige Diskussion um „gute Arbeit“

Antwort/1:
Es ist nun nicht etwa so, dass nicht gute, sondern eher „schlechte Arbeit“ helfen würde. Das wird zwar ständig versucht, ist aber verständlicherweise nicht zielführend.

Nein, der eigentliche Hintergrund für die ständige Diskussion um „gute Arbeit“ ist schlicht die Tatsache, dass es für diesen Anspruch keinen auch nur halbwegs allgemeinverbindlichen Maßstab gibt. Das ist der große Unterschied zu den Phasen „Schule“ und „Studium“. Jedes Unternehmen und – schlimmer noch – jeder Chef legt letztlich selbst fest, was als „gute Arbeit“ gilt. Dabei bemühen sich insbesondere große Unternehmen um pauschale Rahmenrichtlinien für das eigene Haus („Unternehmenskultur“), aber auch innerhalb dieses abgesteckten Feldes dominiert dann doch wieder die individuelle Erwartung des jeweiligen Chefs.

Dabei kommt hinzu, dass dieser Chef recht oft angeblich Maßstäbe der Kategorie A „predigt“, in Wirklichkeit aber solche der Kategorie B anlegt. Weil er klug genug ist, in offener Form nur zu verbreiten, was unternehmensintern gerade angesagt ist – oder was sein Chef ihm derzeit als alleinigen Maßstab verkündet. Insgeheim aber hat er natürlich dann doch noch seine eigenen, höchst individuellen Erwartungen, die er irgendwie auch noch (oder vor allem) erfüllt sehen will, bevor er das Prädikat „gute Arbeit“ vergibt.

Es kann also für jeden Mitarbeiter – der seinerseits auch Führungskraft sein kann – recht anstrengend sein herauszufinden, mit welcher Art von Arbeit man sich letztlich das uneingeschränkte, dauerhafte Lob seines Chefs verdient. Das wiederum unerlässlich ist, wenn man auf der Karriereleiter weiter emporsteigen möchte.

Fazit: „Gute Arbeit“ als pauschale Basis für eine Karriere reicht schon deshalb nicht, weil es dafür keine allgemeinverbindlichen Maß-stäbe gibt. „Gute Arbeit in den Augen bzw. nach den Maßstäben meines Chefs“ kommt der Sache schon näher. Wobei wir dann wieder bei einem meiner Kernsätze sind: „Ein guter Mitarbeiter ist jemand, den sein Chef dafür hält.“ Es führt halt gerade daran nichts vorbei.

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Erwartungen an einen Chef

Frage/2:
Mein persönliches Problem im Berufsleben ist, dass ich immer die Erwartung an meinen Chef bzw. meine Chefin habe, etwas zu lernen. Ist das nicht gegeben, entstehen schnell persönliche Differenzen. Von den fast 25 Chefs in meiner beruflichen Laufbahn hatte ich bestimmt mit 50% solche Probleme. Das liegt natürlich an meiner Einstellung.

Heiko Mell

Karriereberater Heiko Mell.

Antwort/2:
Es ist sehr schön, dass Sie dies Ihr „persönliches Problem“ nennen – das ist es nämlich in der Tat. Die Geschichte ist, wie so oft im Leben, eigentlich ganz einfach: Der Angestellte wird vom Arbeitgeber nicht eingestellt und bezahlt(!), damit er etwas lernt, sondern damit er etwas ziemlich genau Definiertes (siehe Organigramm, Stellenbeschreibung, Arbeitsvertrag, Jahres-Zielsetzung, Arbeitsaufträge) tut. Punkt. Falls ihm dazu noch Kenntnisse fehlen, werden ihm, dem Angestellten, diese vermittelt. Aber mehr ist nicht in Sachen „etwas zu lernen“. Sie überfordern mit diesem Anspruch das System.

Natürlich dürfen Sie dennoch Ihre persönlichen Erwartungen hegen – aber Sie müssen wissen, dass Sie damit persönlichen Ansprüchen nachgehen, die über Ihre berechtigten Belange hinausgehen.

Zwar lernen wir in jeder Beziehung (z. B. zu einem Chef) etwas – es sei denn, dass die Person uns als schlechtes Beispiel dient. Aber ein Anrecht darauf im Sinne Ihrer Eingangsbemerkung haben Sie nicht.

Ich weise immer wieder darauf hin: Als Mensch und Staatsbürger genießen Sie Freiheiten und haben Sie Rechte, die deutlich über das hinausgehen, was Ihnen als Angestellter erlaubt ist. Es kann nicht schaden, sich das immer wieder bewusst zu machen. Und da es ja auch stets neue Leser gibt, darf ich mein Lieblingsbeispiel hier wiederholen:

Stellen Sie sich in Ihrer Freizeit (als Staatsbürger) auf den Marktplatz Ihrer Stadt und rufen Sie den Passanten zu, der Bundeskanzler sei völlig unfähig, total überfordert und mache fast alles falsch. Was geschieht daraufhin? Eigentlich nichts. Vielleicht kommt ein Ordnungshüter vorbei und fordert Sie auf, „mit der Schreierei“ aufzuhören.

Und dann stellen Sie sich als Angestellter in der Mittagspause vor Ihre Betriebskantine und kanzeln den CEO Ihres Unternehmens so ab wie eben den Bundeskanzler. Was geschieht? Der Werkschutz kommt, Sie verlieren Ihren Job und neue Arbeitgeber finden Sie unter denen, die von dem Vorfall erfahren haben, auch nicht. Die Geschichte kann Sie Ihre gesamte bürgerliche Existenz kosten.

Ich erinnere mich an frühere Diskussionen über den Soldaten als „Staatsbürger in Uniform“. Wie weit das gediehen ist, kann ich nicht beurteilen. Aber der Angestellte sollte lieber die Besonderheiten seines Status sehen und nicht glauben, er sei halt „Staatsbürger im Arbeitsanzug“ – er hat „draußen“ deutlich größere Spielräume, gerade auch zur freien Entfaltung seiner Persönlichkeit, als etwa „drinnen“.

Bei der Gelegenheit eine ganz spezielle Empfehlung von mir: Der Angestellte ist in einer so wenig sicheren Position, dass man ihm raten muss, ein von ihm aufgestelltes Erwartungsprinzip nicht „zu Tode zu reiten“. Es ist gefährlich, etwa zu formulieren: „Wo ich auch hinkomme, stets suche ich kompromisslos nach …..“.

Besser und mit mehr Erfolgsaussichten versehen, ist diese Maxime: „Natürlich habe auch ich meine Vorstellungen davon, wie man dort mit mir und anderen Angestellten umgeht. Aber ich bin flexibel und kann auch einmal ein paar Jahre dort zubringen, wo meine Maximalforderungen nicht erfüllt werden. Für mich kann nicht die Durchsetzung eines Optimums bei irgendwelchen Details das zentrale Ziel sein. Sondern das besteht in der Gewissheit, stets mich nähren-de und kleidende Arbeitsangebote zu bekommen. Das muss die Nr. 1 auf meiner Prioritätenliste sein“.

Frage/3:
Wenn es mir nicht mehr gefällt in einem Unternehmen, gehe ich. Meinen Vater hatte seine Firma ins Grab gebracht. Das war mir ein warnendes Beispiel und deshalb habe ich mich entsprechend breit (auch mit Studien) aufgestellt.

Bleiben oder gehen?

Antwort/3:
Wir alle haben unsere Prägungen durch Elternhaus und Kindheit, denen wir ausgesetzt sind.

Es ist durchaus „systemimmanent“, ein Unternehmen zu verlassen, wenn es dort unerträglich zu werden droht. Das System sagt dazu nur: „Justieren Sie Ihre Erwartungen so, dass Ihnen die Notwendigkeit eines Unternehmenswechsels aus diesem Grund nicht allzu oft alternativlos zu sein scheint.“
Denn das ist eine Art ausgleichender Gerechtigkeit innerhalb des besonderen Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehungskomplexes: Der Arbeitgeber darf ziemlich frei definieren, was „gute Arbeit“ ist – der Arbeitnehmer wiederum kann innerhalb recht enger Grenzen frei entscheiden, unter welchen „Umständen“ er bleibt und welche er nicht zu ertragen bereit ist. Er muss es sich im Hinblick auf seine Chancen am Arbeitsmarkt nur leisten können. Bei der Gelegenheit: 25 Chefs innerhalb einer beruflichen Laufbahn sind ein bisschen viel. Da machen sich auch die vielen Wechsel bemerkbar.

Ein Beitrag von:

  • Heiko Mell

    Heiko Mell ist Karriereberater, Buchautor und freier Mitarbeiter der VDI nachrichten. Er verantwortet die Serie Karriereberatung innerhalb der VDI nachrichten.  Hier auf ingenieur.de haben wir ihm eine eigene Kategorie gewidmet.

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