Heiko Mell 12.07.2025, 10:00 Uhr

Chefs „spielen eine Rolle“ – das ist grandios!

Heiko Mell bespricht mit seinen Lesern, warum manche Karrieren scheitern, obwohl fachliche Qualifikation vorhanden ist – liegt es an der Wahrnehmung durch den Vorgesetzten?

Entscheidung

Karriere zwischen Anpassung und Ambition – Heiko Mell über die stillen Spielregeln des beruflichen Erfolgs..

Foto: PantherMedia / Jirsak

3.296. Frage:
(In „Notizen aus der Praxis“ Nr. 583 hatte ich die Vermutung geäußert, das z. T. eindrucksvolle Auftreten vieler Chefs wäre auch das Ergebnis einer Rolle, die sie im „großen Spiel des Berufslebens“ übernähmen; H. Mell):

Das ist grandios! Wie Sie den Weg vom Gymnasiasten bis zum Vorstandsvorsitzenden nachvollziehbar darstellen, begeistert mich. Hätte ich bereits als Gymnasiast Ihre Karriereberatung gekannt, gelesen, begriffen und befolgt, wäre schon meine Schulzeit anders verlaufen. Mein Studium des Maschinenbaus erst recht. Mein Berufsleben, das vom Produktspezialisten bei einem Weltkonzern über den Technischen Redakteur, Produktmanager. Commercialisation Manager bis zum Business Development Manager reicht, sowieso.

Ihre Karriereberatung kenne und lese ich, seit ich 1989 erstmals arbeitslos wurde und auf Anraten eines Freundes in den VDI eintrat. Dabei hatte ich Anzeichen eines beginnenden dramatischen Niedergangs meines damaligen Arbeitgebers (amerikanischer Konzern) durchaus bemerkt. Aber das Bedrohliche der Situation hatte ich weder erkannt, noch hätte ich klug damit umgehen können. Das habe ich dann erst später von Ihnen gelernt, wie so vieles andere Entscheidende auch. Hätte ich Ihre Lektionen früher gekannt und begriffen, wären mir Jahre der Umwege, Frustrationen und Ängste erspart geblieben. Wie Sie die deutsche Sprache benutzen, um wichtige Themen präzise, diplomatisch, nachvollziehbar und für eine breite Leserschaft verdaulich darzustellen, ist allerhöchste Klasse.

Alte „Lektionen“ von Heiko Mell

Fünf Ihrer „Lektionen“ (aus dem Gedächtnis formuliert) haben mich nachhaltig beeinflusst:

  1. „Das System“ funktioniert mit Mitarbeitern, die standardisierte Qualifikationen verkörpern. In der Schule hieß es stattdessen: Werde besonders, anders als die anderen, klüger, geistreicher, unterscheide dich vorteilhaft von deinen Konkurrenten, dann hast du Chancen auf Karriere. An der Uni habe ich von Staatsdienern und Schöngeistern Ähnliches gehört. Aber es gab auch Professoren mit langer Industrieerfahrung. Die sagten: Werden Sie hier zügig fertig, erzielen Sie gute Studienleistungen, dann bekommen Sie eine gute Stelle in einer guten Firma. Die hatten recht.)
  2. Ein guter Mitarbeiter ist, wen sein Chef dafür hält (Ihr Super-Argument, Herr Mell). Die absolute, universelle Schlüsselaussage zum Berufserfolg. Wer das weiß und beherzigt, ist – und bleibt – auf der sicheren Seite.
  3. Benutzen Sie im Beruf die deutsche Sprache korrekt und argumentieren Sie logisch. (Das ist schon im Gymnasium erfolgsentscheidend und erst recht in einem Hochschulstudium.)
  4. Machen Sie nicht Ihr Hobby zum Beruf! (Hier habe ich wiederholt „gesündigt“ – und dafür bezahlt.)
  5. Vertrieb ist eine extrem wichtige Funktion im Unternehmen, eigentlich die wichtigste – denn ohne Kunden keine Einnahmen und ohne diese kein Unternehmen. (Erst spät im Berufsleben habe ich begriffen, dass Vertrieb nicht bedeutet, den Kunden Dinge aufzudrücken, die sie nicht wirklich brauchen / wollen und das eventuell zu Bedingungen, die ihnen nicht schmecken.)

Bedürfnisse mit den Möglichkeiten des Arbeitgebers kombinieren

Vielmehr habe ich in den letzten Jahren gelernt, die Geschäfte meiner Kunden so gut zu verstehen, dass ich deren Bedürfnisse mit den Möglichkeiten meines Arbeitgebers optimal kombiniere. Ziel ist es, dass die Kunden damit einen offensichtlichen, geldwerten Vorteil erzielen – den ihnen idealerweise keiner meiner Wettbewerber verschaffen kann. Diese Vorgehensweise hat mir Erfolge (in fünf Jahren Umsätze verdrei bis verzehnfacht) bei Vorgesetzten, Kunden und Kollegen eingebracht. (Bemerkung meines Chefs: „So eine wir dich kriege ich nie wieder.“)

Ihre Karriereberatung war jahrzehntelang die wichtigste und niveauvollste Lektüre meines Berufslebens. Ich möchte Ihnen sehr, sehr herzlich danken für die vielen Jahre der Hilfe – und für viele Erleuchtungen.

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Heiko Mell

Karriereberater Heiko Mell.

Antwort:
Schön, wenn man als Autor noch nach so langer Präsenz eine derart warmherzige Anerkennung findet. Vielen Dank dafür.
Lassen Sie mich bitte auf Ihre – grundsätzlich absolut richtig zitierten – fünf Punkte eingehen. Insbesondere solche Leser, die einige davon zum ersten Mal lesen, sollten dazu noch Zusatzinformationen erhalten:

Zu 1: Ich schreibe mit dem Schwerpunkt „angestellte Akademiker in der Industrie“ und in den VDI nachrichten natürlich vorrangig für Ingenieure.Und da gilt: Sei grundsätzlich wie die anderen in deinem Umfeld, keinesfalls tiefgreifend anders – aber sei besser. Anders ohne besser zu sein, ist ebenso wenig empfehlenswert wie etwa besser und anders gleichermaßen, wenn auch bei der letztgenannten Ausprägung manches toleriert werden dürfte.

Was Ihre beispielhaft genannten empfohlenen Eigenschaften wie klüger und geistreicher angeht, meine ich: Lassen Sie vor allem die anderen keinesfalls merken, dass Sie es sind – und schon überhaupt nicht, dass Sie etwa um diese Überlegenheit wissen oder sie gar ausspielen.

Nun muss man aber der Schule zugutehalten, dass sie noch nicht weiß, wo der Weg ihrer Schüler hinführt. Diese könnten Balletttänzer, Kunstmaler, Quizmaster, Politiker oder Heiratsschwindler werden wollen – und eine pauschal für jedes Metier geltende Empfehlung hinsichtlich der besten Voraussetzungen für eine Karriere ist nicht möglich. Vielleicht will ja ein Schüler auch Lehrer mit dem Ziel „Leitender Oberschulrat“ werden – was immer der braucht an Eigenschaften und Fähigkeiten, es dürften solche sein, die hier bei uns weniger im Mittelpunkt stehen. Die Schule ist also in meinen Augen entschuldigt. Es sei denn, sie böte Informationsveranstaltungen für Fast-Abiturienten zum Thema „Der Ingenieur in der Industrie“ an.
Für die Universität sieht die Sache schon anders aus: Ihre Studenten sind fachlich vorsortiert – und von den Professoren, die künftige Ingenieure ausbilden, würde ich erwarten, dass sie wissen – und vermitteln –, was ihre Schützlinge bei den wichtigsten Arbeitgebertypen eines Tages erwartet.

Es gibt zum Glück Ausnahmen, Sie sprechen davon.

Zu 2: Tatsächlich, dieser kleine Satz scheint ein Kern meines beruflichen Lebenswerks zu sein. Und ich bin auch ein wenig stolz darauf. Aber er hat einen Nachteil: Er klingt so einfach und selbstverständlich, dass jeder, den ich damit vertraut mache, die Geschichte schulterzuckend abhakt. Und wenn ich dann frage, ob er danach gehandelt hat, folgt zögerndes Kopfschütteln. Bohre ich weiter und frage, ob es sein kann, dass seine beruflichen Probleme auf einer Missachtung dieser kleinen Regel beruhen, folgt schulterzuckendes Kopfnicken – ja, das könne sein, das wäre sogar sehr wahrscheinlich. Aber er springt nicht auf und ruft freudig erregt „heureka“ (ich habe es gefunden; vermutlich Archimedes). Nicht ganz ernst gemeint, aber ein bisschen eben doch: Vielleicht bin ich zu effizient in meinen Bemühungen und treibe im verständlichen Versuch, diese komplexen Gegebenheiten verständlich und einprägsam darzustellen, meine Anstrengungen um Vereinfachung zu weit und verschenke dadurch einen großen Teil meiner Erkenntnisse.

Nun, ich kann auch anders; versuchen wir es einmal mit einer anspruchsvolleren Formulierung zum obigen „guten Mitarbeiter“: „Die letztendliche Beurteilung von Leistung und Persönlichkeit eines per Arbeitsvertrag an das Unternehmen gebundenen Angestellten obliegt dem Arbeitgeber. Dieser wird dabei von einer seiner Führungskräfte vertreten, in der Regel durch den direkten Vorgesetzten des zu beurteilenden Mitarbeiters. Dieser Beurteiler ist eigentlich gehalten, dabei diversen Vorgaben und Regeln zu entsprechen wie etwa den gesetzlichen und tariflichen Vorschriften, allgemeinen Gepflogenheiten sowie der betrieblichen Übung bzw. internen Verfahrensanweisungen. Die Erfahrung lehrt jedoch, dass der Beurteiler vorrangig seine eigenen individuellen Maßstäbe zugrunde legt, denen nach seinen Vorstellungen ein ihm direkt unterstellter Angestellter zu entsprechen hätte.“

Emotionale Elemente in Entscheidungen

Das mag anspruchsvoller klingen – aber wer will sich das merken und wer ruft nach Kenntnisnahme dieses geistigen Ergusses noch „heureka“? Also lasse ich das lieber und bleibe trotz der festgestellten Mängel meiner bisherigen Variante treu.

Mir fällt ein: Adenauer war ein großer Simplifikateur – aber er war halt nebenbei auch noch „der Adenauer“, was er mir zweifelsfrei voraus hat.
Zu 3: Nicht ohne Grund schreiben viel Unternehmen in ihre Stellenanzeigen: „Wir setzen sehr gute Deutschkenntnisse voraus.“ Ich bin ganz sicher, dass schon Karrieren daran gescheitert sind, weil ein Vorstand wütend verfügt hat: „Der Müller wird bei mir nie Bereichsleiter. Seine Berichte und Konzepte sind sprachlich unmöglich, entbehren jeder Logik und zwingen mich regelmäßig zu eigenen Korrekturen.“

Zu 4: Auch das ist richtig. Sie würden nämlich immer wieder emotionale Elemente in Entscheidungen einfließen lassen, die letztlich allein finanziellen oder markttaktischen Erwägungen folgen sollten.

Und, mein oft kolportiertes zusätzliches Argument: Viele Produkte sind unentbehrlich, müssen unbedingt entwickelt, produziert oder importiert und engagiert vertrieben werden – aber wir würden niemanden finden, der sie als Hobby nennt. Beispiel: WC-Becken. Wenn also Produkte vorwiegend von Hobbyisten betreut werden sollten, wer betreut dann diese (und viele, viele andere)?

Zu 5: Sie sagen es. Die Entwicklung kann man fremd vergeben, die Produktion durch Zukauf ersetzen, die kaufmännischen Funktionen notfalls durch Dienstleister erledigen lassen – aber ohne einen eigenen, leistungsstarken Vertrieb ist ein erfolgreiches Unternehmen nicht denkbar. Und selbst im Universitäts-Institut, der Wissenschaft geweiht und oft vermeintlich über dem profanen Industriealltag stehend, gilt als „Ass“, wer besonders effizient Forschungsgelder und Entwicklungsaufträge hereinzuholen versteht. Und was wäre das anders als Vertrieb, auch wenn man es nicht so nennt?

Eigentlich habe ich mir solche Briefe gewünscht als ich mit dieser Serie begann. Obwohl wir damals nicht davon ausgegangen waren, dass ich praktisch eine ganze Generation von Ingenieuren auf ihrem Berufsweg begleiten würde und viele andere immerhin auf Teilen dieser Zeitstrecke. Und es macht mir noch immer sehr viel Freude, was man hoffentlich beim Lesen erkennt.

Ein Beitrag von:

  • Heiko Mell

    Heiko Mell ist Karriereberater, Buchautor und freier Mitarbeiter der VDI nachrichten. Er verantwortet die Serie Karriereberatung innerhalb der VDI nachrichten.  Hier auf ingenieur.de haben wir ihm eine eigene Kategorie gewidmet.

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