Sicherheit 14.12.2001, 17:32 Uhr

Keine Chance für Panzerknacker

Tresorräume sind im Keller – aus statischen Gründen. Für viele Berufsgruppen, die täglich mit Wertgegenständen umgehen müssen, ist dies unpraktisch. Doch bisher gab es keine Alternative. Nun ist es einem Unternehmen gelungen, einbruchsichere Tresorwände aus hauchdünnem Verbundmaterial zu erstellen.

Aufgrund ihrer massiven Beschaffenheit zwangen baustatische Kriterien Tresore und Wertschutzräume bislang in die Untergeschosse – häufig wider sicherheitstechnischer und organisatorischen Parameter.

In Anlehnung an den Flugzeugbau entwickelte die Schweizer Kaba AG jetzt Bauelemente für Hochsicherheitsbereiche mit einer Wandstärke von 115 mm und einem Gewicht von 250 kg pro m² Tresorhülle. Damit ist ihr Flächengewicht geringer als die Bodenbelastbarkeit normaler Gebäuderäume.

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In traditioneller Bauweise lassen sich dieselben Widerstandswerte nur mit mehr als 400 mm dicken, speziell armierten Stahlbetonmauern mit mindestens fünffachem Gewicht erreichen. Im Verhältnis zu ihrem Gewicht wiesen Tresore hoher Sicherheitsstufen bisher nur ein geringes Innenvolumen auf.

Vorbei sind die Zeiten, in denen ein Tresor aus viel Stahl und noch mehr Beton bestand: Diamantwerkzeuge schneiden Löcher in Tresore, die vor wenigen Jahren noch als unüberwindlich galten: Kein Material ist gegenüber einem speziell dafür gefertigten Aufbruchwerkzeug resistent.

Der Clou neuer Hochsicherungstechnik liegt in der Kombination von Werkstoffen, die einzeln zwar noch relativ leicht überwindbar sind, nicht aber im Verbund: Relastan, so der Name der von der Kaba AG entwickelten Elemente, besteht aus den Komponenten Stahl, Keramik, Gummi und Kunststoffverbundmasse. Stahl-, Gummi- und Keramikelemente werden in Rahmen aus nur wenigen Millimeter starkem Blech mit der Kunststoffmasse ausgegossen.

Das Ergebnis macht optisch nicht viel her, leistet jedoch einen Allround-Widerstand: Diamantkronenbohrer schmiert die Kunststoffmasse in Sekunden zu, eingelegte Bohrschutzelemente zerstören den Diamanten. Hitze aus Schneidbrenner und Sauerstofflanze mit über 3000 °C scheitert an den Keramikelementen. Was in der Raumfahrt als Hitzeschild dient, lässt sich von einem Schneidbrenner kaum beeindrucken. Zusätzlich verursacht die Kunststoffvergussmasse eine große Menge schwarzen Rauches.

Versucht man es auf die plumpe Tour mit roher Gewalt, so verausgabt man seine Kräfte wirkungslos am zähelastischen Verbundstoff. Die Relastan-Elemente sind vom Verein deutscher Sachversicherer in der Sicherheitsstufe IX und IX KB klassifiziert worden.

„Die Idee zu dieser Entwicklung entstand durch die aktuelle Nutzung von Gewerbeflächen“, berichtet Peter Kappeler: „In Zürich sind beispielsweise Juweliere im dritten Stockwerk von repräsentativen Altbauten untergebracht. Es leuchtet ein, wie unpraktisch es ist, für jede Präsentation aufwendiger Stücke in den Keller zu fahren.“

Zudem werden Immobilien zunehmend auf Zeit genutzt, bzw. die Nutzung veränderten Anforderungen angepasst. Die Relastan-Elemente können demontiert und an anderem Ort wieder neu aufgebaut werden. Ohnehin bietet sich mit diesem Material die Einrichtung von Wertschutzräumen an. Der bestehende Raum wird dann von innen mit dem eigentlichen Tresor ausgekleidet. Die geringe Wandstärke reduziert das Nutzvolumen des Raumes nur minimal.

Dieses neue Material kam bereits bei einer österreichischen Bank in Belgrad und einem Objekt in Lugano zum Einsatz, aber auch in luftigen Höhen im Messeturm Frankfurt – eben dort, wo man einen Tresor nicht vermutet.

Schwachpunkt solch ausgekleideter Konstruktionen ist die Zutrittskontrolle. Moderne elektronische Verschlußsysteme bieten jedoch mittlerweile eine sichere Alternative mit diversen Sondernutzen. So kann man beispielsweise die Schließelektronik des Tresors mit der Alarmanlage zusammen schalten. Ist die Alarmanlage scharf, so lässt sich der Tresor nicht öffnen und gibt, versucht man es dennoch, elektronisch ein Alarmsignal an die Polizei.

Auch im Falle einer Erpressung, wenn der Besitzer mit vorgehaltener Waffe gezwungen wird, den Tresor zu öffnen, wird ein stiller Alarm bei der Polizei ausgelöst. Dazu muss der Überfallene nur die richtige Kombination plus einer weiteren Zahl eingeben. Der Tresor öffnet zwar, aber die Polizei ist ebenfalls alarmiert. Für vergessliche Tresorbesitzer gibt es Optionen, dass sich die Alarmanlage beim Verlassen des Hauses nur scharf stellen lässt, wenn die Tresortür geschlossen und verriegelt ist. C. RADWAN/wip

Ein Beitrag von:

  • Christiane Radwan

  • Wilma Preiss

    Redakteurin VDI nachrichten. Fachthemen: Hoch- und Tiefbau, Bautechnik.

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