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Feuerwehr setzt Zeichen für Blutkrebs 25.05.2023, 14:55 Uhr

„Leben retten liegt uns im Blut“

Etwa alle 24 Sekunden rückt die Feuerwehr deutschlandweit zu einem Einsatz aus. Alle zwölf Minuten erhält in Deutschland ein Mensch die niederschmetternde Diagnose Blutkrebs, weltweit alle 27 Sekunden. Aus diesem Grund hat Kreisbrandmeister Dietmar Holtkemper 513 Feuerwehreinheiten in Ostwestfalen-Lippe mobilisiert, die am 3. Juni 2023 von 11:00 bis 15:00 Uhr eine XXL-Aktion starten. Jeder gesunde Mensch zwischen 17 und 55 Jahren ist herzlich dazu eingeladen, sich bei seiner örtlichen Feuerwehr als potenzieller Stammzellspender in die Datenbank der DKMS aufnehmen zu lassen.

Die Feuerwehr ist immer einsatzbereit für die Rettung von Menschenleben. Foto:PantherMedia / ChiccoDodiFC

Die Feuerwehr ist immer einsatzbereit für die Rettung von Menschenleben.

Foto:PantherMedia / ChiccoDodiFC

Am kommenden Sonntag, dem 28. Mai, ist der World Blood Cancer Day (WBCD). Diesen Anlasstag hat die DKMS 2014 ins Leben gerufen, um nachhaltig und zukunftsgerichtet so viele Menschen wie möglich zu motivieren, sich als potenzielle Stammzellspender registrieren zu lassen. 513 Feuerwehreinheiten setzen ein Zeichen und unterstützen die DKMS in diesem Vorhaben mit Registrierungsaktionen in Ostwestfalen-Lippe. „Zeigen Sie, dass Ihnen als Bürgerinnen und Bürgern aus Bielefeld und den Kreisen Paderborn, Lippe, Gütersloh, Minden-Lübbecke, Herford und Höxter Lebenretten im Blut liegt – machen Sie mit“, appelliert NRW-Innenminister Herbert Reul, der die Schirmherrschaft für die Aktion übernommen hat.

Pensionierter Berufsfeuerwehrmann Rolf hat Blutkrebs

Rolf (60) ist ein Mensch, der immer hilfsbereit ist und Lösungen findet – egal ob im privaten oder im beruflichen Umfeld. Als Feuerwehrmann mit Leib und Seele hat er schon viele Menschenleben gerettet. Im März wurde er in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Doch kurz nach der Pensionierungsfeier im April kam der Schock: Rolf hat Blutkrebs. „Rolf ist tapfer. Er versucht alles, um wieder gesund zu werden“, sagt seine Frau Pia. Und weiter: „Aber er kann es nicht allein schaffen. Er ist auf die überlebensrettende Stammzellspende eines fremden Menschen angewiesen. Also bitte, lass dich registrieren“. Die Suche nach dem passenden Match ist auch deshalb so schwer, weil noch immer viel zu wenig Menschen als potenzielle Stammzellspender zur Verfügung stehen. Zudem scheiden allein dieses Jahr bei der DKMS rund 125 000 potenzielle Spender:innen aus Altersgründen aus der Datei aus. Nachwuchs wird dringend benötigt.

3 290 Lebenschancen: Feuerwehren und DKMS setzen auf Hilfsbereitschaft in der Region

In Ostwestfalen-Lippe leben mehr als zwei Millionen Einwohner. Zurzeit sind 237 000 davon bei der DKMS registriert. 3 290 haben bereits Stammzellen gespendet und eine Chance auf Leben geschenkt. Einer von ihnen ist Oberbrandmeister Lukas Duscha, stellvertretender Löschgruppenführer der Löschgruppe Steinhausen bei der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Büren: „Ich habe die Stammzellspende als sehr positives Erlebnis in meinem Leben wahrgenommen.

Man hat mir während meiner Spende, davor und auch danach zu jeder Zeit das Gefühl gegeben, dass es etwas Besonderes und Außergewöhnliches sei, Stammzellen zu spenden. Dabei war es für mich eine Selbstverständlichkeit“, sagt Duscha. „Mir ist mein Hobby bei der Feuerwehr sehr wichtig, vor allem wegen der dahinterstehenden Werte. Ich kann ja auf der einen Seite nicht mit schwerer Ausrüstung und Atemschutz in brennende Häuser laufen und auf der anderen Seite bei einem kleinen Piks kneifen.“

Tausende Spender:innen über die Feuerwehr

Das Engagement der Feuerwehren in Deutschland ist ein fester und nicht mehr wegzudenkender Bestandteil der Arbeit der DKMS. „Bei fast jedem unserer Aufrufe sind es die Kameradinnen und Kameraden, die uns zuverlässig unterstützen, ihre Netzwerke zur Verfügung stellen und uns nach Kräften helfen. Auf die Feuerwehr ist auch Verlass, wenn es bei uns brennt“, erklärt Annika Schirmacher, die bei der DKMS die Kooperation mit dem Deutschen Feuerwehrverband betreut.

Freundschaft fürs Leben entstanden

Ein Kamerad, der die DKMS regelmäßig bei ihrer PR- und Öffentlichkeitsarbeit unterstützt, ist Dietmar Maasjosthusmann von der FFW Rheda-Wiedenbrück im Kreis Gütersloh. Er erkrankte 2006 an Blutkrebs. „Die Diagnose fühlte sich an, als hätte mir jemand mit dem Baseballschläger die Füße weggeschlagen. Große Ängste, Schmerzen, Tränen und schlaflose Nächte waren in dieser Zeit meine tägliche Begleitung. Aber Familie, Freunde und die Feuerwehrkameraden waren wie immer da.“ Dietmar wurden zunächst die Stammzellen seines Bruders transplantiert. Nach einem Rückfall im Jahr 2013 war klar, dass nur eine sogenannte Fremdspende helfen konnte. Heute weiß er, dass DKMS Spenderin Sonja Müller aus Gärtringen sein Leben gerettet hat. „Ich erinnere mich, dass ein Spender aus den USA wegen eines Schneesturms nicht spenden konnte und deshalb Sonja ganz kurzfristig angefragt wurde. Ich kann mein Glücksgefühl von damals kaum in Worte fassen“, erinnert sich der Unterbrandmeister. „Am Osterfest nach meiner Transplantation bekam ich eine anonymisierte Postkarte von Sonja. Von da an schrieben wir uns über die DKMS regelmäßig. Heute sind wir beste Freunde und erzählen uns alles.“

Herbert Reul würdigt Engagement der Feuerwehren

NRW-Innenminister Herbert Reul freut sich über das bisherige Engagement und übernahm gerne die Schirmherrschaft für die anstehende große Aktion: „Dass durch die Initiative der Feuerwehr im Kreis Gütersloh im Jahr 2018 bereits 1 200 potenzielle Stammzellspender:innen gefunden werden konnten und aus der Aktion zudem fünf wahrhafte Lebensretter:innen hervorgegangen sind, ist ein großartiger Erfolg. Ich bin sicher, dass die kommende XXL-Typisierungsaktion dieses Ergebnis noch übertreffen wird. Den Initiator:innen und Kamerad:innen gilt mein ausdrücklicher Dank. Das von ihnen geleistete Engagement zeigt einmal mehr, dass Feuerwehrleute ein ganz besonderer Schlag Mensch sind. Leben retten liegt Ihnen im Blut. Machen Sie mit.“

Karl-Josef Laumann ruft zur Registrierung auf

Auch der NRW-Gesundheitsminister ruft zur Registrierung auf: „Unsere Feuerwehren in OWL leisten einen enormen Beitrag zu unser aller Gesundheit. Oft ist die Stammzellspende die einzige Möglichkeit, den Blutkrebs zu besiegen. Die Suche gleicht der Nadel im Heuhaufen. Deswegen ist es so wichtig, dass ganz viele Menschen von diesem Angebot Gebrauch machen und sich am 3. Juni direkt vor der Haustür registrieren lassen. Wenn Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner eine solche Aktion in die Hand nehmen, wird diese organisatorisch zu 100 Prozent gelingen. Einen Riesendank an die Feuerwehren in OWL für diesen Einsatz.“

Dietmar Holtkemper: „Mehr Solidarität in der Gesellschaft“

Dietmar Holtkemper und seine Kamerad:innen hoffen, dass sich am 3. Juni möglichst viele Menschen zwischen 17 und 55 Jahren als potenzielle Stammzellspender in die Datei der DKMS aufnehmen lassen. Die Registrierung erfolgt nach der Datenerfassung per Wangenschleimhautabstrich mit drei Wattestäbchen. Die Gewebemerkmale werden nach der Aktion in einem Labor analysiert und für die weltweite Spendersuche zur Verfügung gestellt. Spender:innen, die sich bereits in der Vergangenheit in der Datei registrieren ließen, müssen nicht erneut mitmachen. Einmal aufgenommene Daten stehen auch weiterhin weltweit für Patient:innen zur Verfügung. Die Registrierung wird auf digitalem Wege stattfinden, daher bitten wir die Menschen, ein Smartphone zur Aktion mitzubringen. Der Kreisbrandmeister und Initiator ruft auf: „Wir müssen den Solidargedanken in unserer Bevölkerung wieder in den Vordergrund stellen. Im Leben sind wir eben nicht nur für uns selbst verantwortlich, sondern auch für unsere Mitmenschen. Und das kann so einfach sein: Mund auf, Stäbchen rein, Spender sein.“

Die Karte der teilnehmenden Feuerwehrenn ist online verfügbar.

Von www.dkms.de