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Plattformökonomie 07.04.2022, 11:56 Uhr

Die Open-Source-Revolution in der Logistik wird konkret

Durch die Veröffentlichung der ersten Open-Source-Komponenten nimmt das Projekt „Silicon Economy“, also das Betriebssystem der Logistik für die Plattformökonomie der Zukunft, Gestalt an. Gefördert wird das Projekt durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) mit 25 Mio. Euro. Unternehmen können die frei verfügbare Software und Hardware ab sofort nutzen und auf ihre Bedürfnisse anpassen.

Beim E-Frachtbrief und dem Sensing Puck handelt es sich um beispielhafte Entwicklungen aus dem Projekt Silicon Economy. Foto: Fraunhofer IML

Beim E-Frachtbrief und dem Sensing Puck handelt es sich um beispielhafte Entwicklungen aus dem Projekt Silicon Economy.

Foto: Fraunhofer IML

Im Projekt „Silicon Economy“ hat das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML am 7. April 2022 die nächste Stufe der digitalen Vernetzung in der Logistik eingeleitet: Es wurden Ergebnisse der Soft- und Hardwareentwicklungen aus insgesamt fünf Entwicklungsprojekten dem Repository, also der digitalen Bibliothek, der Open Logistics Foundation bereitgestellt. Damit unterstreicht die Stiftung ihr Ziel, Open Source in der Logistik zu verankern. Der Quellcode der Entwicklungen ist ab jetzt frei verfügbar und kann von interessierten Unternehmen weiterentwickelt und auf deren Bedürfnisse angepasst werden.

Unser Land soll digitaler werden

„Wir wollen unser Land moderner und digitaler machen. Mit diesem Projekt setzen wir international neue Standards für die Logistik. Unser Ziel ist die Digitalisierung sämtlicher Geschäftsprozesse entlang der Lieferkette – von der Bestellung über die Transportplanung bis zur Abrechnung. Deutschland ist hier Vorreiter. Mit der digitalen Bibliothek der Open Logistics Foundation öffnen wir unsere gesammelten Daten für Unternehmen weltweit. Mit digitalisierten Einfuhrprozessen erhöhen wir die Planbarkeit, bauen Bürokratie ab und senken Transportkosten«, so Dr. Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr.“

Das Linux für die Logistik

Michael ten Hompel, geschäftsführender Institutsleiter des Fraunhofer IML, betont: „Mit unserem Vorhaben Silicon Economy sind wir angetreten, so etwas wie das Linux für die Logistik zu bauen. Der erste Grundstein für ein neuartiges dezentrales Plattformen-Ökosystem in der Logistik ist jetzt mit der Veröffentlichung unserer ersten Open-Source-Komponenten gelegt. Die Logistik wird zunehmend durch Digitalisierung und Künstliche Intelligenz bestimmt. Jetzt entscheidet sich, wer das vielzitierte Datengold heben wird und die richtigen Algorithmen als Erster an den Start bringt. Mit der Open Logistics Foundation haben wir eine Umgebung, in der Schnittstellen und Basisprozesse standardisiert und anwendbar werden und ein offener, föderaler und souveräner Datenraum entsteht. Die Unternehmen können jetzt intelligente Lösungen entwickeln zu digitalen Frachtbriefen oder dem Tracking von Paletten. Die Unternehmen denken bereits um: Sie wissen, dass es gemeinsamer Anstrengung bedarf und Open Source für die Digitalisierung und Automatisierung der Logistik unabdingbar ist. Wir sind daher überzeugt davon, dass das Ökosystem der Anbieter und Nutzer schnell wachsen wird.“

Viele Anwendungen in der Logistik vorstellbar

Gestartet ist das Forschungsvorhaben mit einer Laufzeit von drei Jahren im Mai 2020 und es wird vom BMDV mit 25 Millionen Euro gefördert. Das Fraunhofer IML setzt mit der Veröffentlichung der Komponenten aus dem Projekt im Repository der Open Logistics Foundation – einer Technologieinitiative führender, international tätiger Logistikunternehmen – auf eine schnelle industrielle Verwertung. Die Gründung dieser Stiftung im Herbst 2021 geht auf eine Initiative des IML im Rahmen des Vorhabens zurück. „Wir freuen uns jetzt auf engagierte Entwicklerinnen und Entwickler sowohl in Konzernen als auch im Mittelstand, in kleinen Unternehmen und bei Start-ups. Wir fordern sie auf, unsere Forschungsergebnisse zu prüfen, anzupassen und weiterzuentwickeln. Ich bin mir sicher, dass damit in naher Zukunft in der Logistik viele innovative, kreative Anwendungen möglich werden, die wir uns heute vielleicht nicht einmal vorstellen können“, sagt ten Hompel.

Weitere Komponenten sollen folgen

In den kommenden Wochen und Monaten sollen weitere Komponenten aus der Silicon Economy in das Repository einfließen. Zudems starten jetzt auch die Industriepartner der Open Logistics Foundation ihre ersten eigenen Projekte. Diese Ergebnisse werden dann über das Repository ebenfalls frei zur Verfügung gestellt. Ab Ende April gewähren Expertinnen und Experten aus der „Silicon Economy“ und der Open Logistics Foundation innerhalb einer achtteiligen digitalen Veranstaltungsreihe interessierten Unternehmen Einblicke in das Repository und in die unterschiedlichen veröffentlichten Komponenten ein. Die Anmeldung ist möglich unter: www.silicon-economy.com/deep-dive-os.

Diese Komponenten wurden bereits veröffentlicht

Zu den bisher veröffentlichten Komponenten zählt zum Beispiel ein Service zur Erzeugung, Speicherung und Weitergabe von digitalen Frachtbriefen in menschen- und maschinenlesbarem Format – unter Berücksichtigung etablierter Vorlagen und internationaler Standards konzipiert und als Referenzimplementierung umgesetzt. Weitere Komponenten bieten Lösungen zur Integration von IoT-Geräten und der Aufbereitung von Daten für die Nutzung durch andere Dienste sowie zur Digitalisierung von Einfuhrprozessen in der Luftfracht-Frischelogistik. Die Softwarebibliothek der „IDS Integration Toolbox“ vereinfacht darüber hinaus die Integration von Komponenten für die International Data Spaces (IDS) in IT-Systeme. Davon profitieren vor allem kleine und mittlere Unternehmen: Sie sind nicht mehr auf Spezialisten mit besonderen Kenntnissen des IDS-Referenzarchitekturmodells angewiesen, um sich mit den sicheren Datenräumen zu verbinden.

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Von RMW