KoHaB als Impulsgeber: Wie Düsseldorf den Weg zum zirkulären Bauen eröffnet
Mit dem Projekt KoHaB richtet die Hochschule Düsseldorf ein Kompetenzzentrum ein, das die Wiederverwendung von Bauteilen und Materialien systematisch in die Baupraxis integriert. Ein Bauteillager, digitale Werkzeuge und ein städtisches Reallabor bilden den Rahmen für ein Vorhaben, das ökologische Ziele, praktische Anwendungen und Bildungsarbeit verbindet.
Professor Eike Musall bei einer Veranstaltung zum Projekt KoHaB.
Foto: Jennifer Burgmann/Hochschule Düsseldorf
Die Hochschule Düsseldorf (HSD) startet mit „Kompetenzzentrum für zirkuläre(s) Handwerk und Bauwirtschaft: Ein Bauteillager als Reallabor für Bildung, Transfer und Baukultur im Kreislauf (KoHaB)“ ein Projekt, das sich gezielt der Rückgewinnung und Wiederverwendung von Baustoffen, -teilen und Materialien widmet. Ziel ist es, bauteilinduzierte Emissionen zu verringern und die Prinzipien des zirkulären Bauens in der Praxis zu verankern. Gefördert wird das Vorhaben durch das Land Nordrhein-Westfalen in Zusammenarbeit mit der Europäischen Union im Rahmen des EFRE/JTF-Programms CircularCities.NRW. Die Fördersumme liegt bei etwas mehr als einer halben Million Euro. Das Gesamtbudget des Projekts beläuft sich auf rund 2 365 000 € und verteilt sich auf fünf Verbundpartner: Die HSD, die Stadt Düsseldorf – Amt für Umwelt- und Verbraucherschutz, die Concular GmbH, die Sustina AG und die Laarakkers Resource GmbH. Darüber hinaus unterstützen mehrere assoziierte Partner das Projekt, teils im Rahmen eines Beirats. KoHaB ist am 1. November 2025 gestartet und läuft bis zum 31. Oktober 2028.
„Mit KoHab schaffen wir eine praxisorientierte Plattform, die ökologische Nachhaltigkeit, Bildung und kommunale Entwicklung verbindet“, sagt Professor Eike Musall vom Institut für lebenswerte und umweltgerechte Stadtentwicklung (In-LUST) der Hochschule Düsseldorf. „Das Projekt zeigt, wie sich Ressourcenschonung und Klimaschutz konkret in der Baupraxis umsetzen lassen – von der Wiederverwendung einzelner Bauteile bis hin zu einem städtischen Reallabor für Kreislaufwirtschaft.“
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Bauteile im Kreislauf: Ansatz und Struktur
Der konzeptionelle Kern von KoHaB liegt in einem umfassenden Ansatz für zirkuläres Bauen, der Forschung, Bildung und Umsetzung miteinander verbindet. Hierzu entsteht eine digitale Plattform, die Materialflüsse erfasst und steuert und damit Transparenz über Herkunft, Zustand und Einsatzmöglichkeiten von Bauteilen schafft. Parallel wird in Düsseldorf ein physisches Bauteillager eingerichtet. Dieses dient als Reallabor, in dem der Umgang mit gebrauchten Bauteilen unter realen Bedingungen erprobt werden kann.
Ergänzend entstehen temporäre Quartiersbüros und Pop-up-Formate, die als Orte des Lernens und des Austauschs funktionieren. Sie sollen Wissen zum ressourcenschonenden Bauen in die städtische Öffentlichkeit tragen und den Dialog zwischen Fachwelt und Stadtgesellschaft fördern.
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Von der Analyse zur Pilotumsetzung
Zum Projektstart stehen Bedarfe und rechtliche Rahmenbedingungen im Mittelpunkt. Die Partner erarbeiten ein Flächen- und Funktionsprogramm und erstellen ein Urban Mining Kataster, das Potenziale für die Rückgewinnung von Bauteilen sichtbar macht. Im nächsten Schritt folgt der prototypische Betrieb des Bauteillagers. Dabei werden Logistikprozesse, digitale Tools und Wertschöpfungsabläufe unter Praxisbedingungen getestet. Case Studies und Datenauswertungen liefern anschließend belastbare Erkenntnisse, die für eine effiziente und skalierbare Kreislaufwirtschaft im Bauwesen notwendig sind.
Einsparpotenziale für Region und Metropolraum
Das Projekt zeigt deutlich, welches ökologische Potenzial im zirkulären Bauen liegt. In der Region Düsseldorf lassen sich durch die Wiederverwendung von Bauteilen jährlich bis zu 5 750 t CO2e vermeiden. Der Begriff CO2e dient dabei als gemeinsame Maßeinheit für verschiedene Treibhausgase, indem deren Klimawirkung auf das Treibhauspotenzial von Kohlendioxid umgerechnet wird. In einem erweiterten Maßstab ließe sich das Konzept auf die gesamte Metropolregion Rhein-Ruhr übertragen. Für diesen Raum ergibt sich ein potenzielles Einsparvolumen von rund 125 000 t CO2e/a.
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Breiter Nutzen für Baupraxis und Stadtgesellschaft
Von KoHaB profitieren zahlreiche Akteurinnen und Akteure: Bau- und Wohnungsunternehmen ebenso wie Architekturbüros und Handwerksbetriebe, kommunale Einrichtungen und Institutionen aus Bildung und Forschung. Auch für private Bauherrinnen und Bauherren ergeben sich neue Optionen für ein nachhaltiges und zugleich wirtschaftliches Bauen mit wiederverwendeten Materialien.
Ein Baustein für die regionale Kreislaufwirtschaft
KoHaB stärkt die Kreislaufwirtschaft in Düsseldorf und darüber hinaus. Durch die Verbindung aus Bauteillager, digitaler Plattform und Bildungsformaten entsteht ein Projekt, das mehrere Ebenen des Bauwesens erreicht – von der praktischen Materialwiederverwendung über die Qualifizierung von Fachkräften bis hin zur kommunalen Entwicklung. Gleichzeitig positioniert sich Düsseldorf als Standort, an dem innovative Ansätze für nachhaltiges Bauen sichtbar und erprobbar werden.




