Diversifizierung prägt Antriebskonzepte von morgen
25. Internationaler VDI-Kongress Dritev rückt Technologievielfalt und innovative Entwicklungen in den Fokus – KI und Digitalisierung beschleunigen Entwicklungsprozesse.
Tagungsleiter Thomas Pfund begrüßte rund 600 Teilnehmende zur Dritev in Baden-Baden.
Foto: VDI Wissensforum
Die Transformation der Mobilität schreitet weiter voran – allerdings etwas anders, als noch vor wenigen Jahren prognostiziert. Diese Botschaft geht vom 25. Internationalen VDI-Kongress Dritev, dem führenden Branchentreff für Antriebstechniken, in Baden-Baden aus. Nach Einschätzung der Fachwelt vollzieht sich der Wandel zu rein batterieelektrischen Antrieben langsamer, als ursprünglich erwartet. Diversifizierung steht stattdessen im Fokus, im Mix der Antriebstechniken spielen auch Hybridlösungen und Range Extender in Zukunft weiterhin eine gewichtige Rolle.
Wie der Veranstalter, das VDI Wissensforum, ausführt, diskutierte die Fachwelt zwei Tage lang bei der 25. Auflage des beliebten Kongresses über Techniken und Markttrends rund um den Antrieb in Pkw und Lkw. Mit rund 600 Teilnehmenden wurde die große Bedeutung der Dritev als Plattform zum Erfahrungs- und Meinungsaustausch sowie zum Netzwerken einmal mehr deutlich.

Elektrifizierte Antriebskonzepte werden auch im Nutzfahrzeugbereich die Zukunft prägen.
Foto: VDI Wissensforum
Gleich zu Beginn skizzierte Tagungsleiter Thomas Pfund, Schaeffler AG, die Erwartungen an den Technologiemix von morgen: „Hybridfahrzeuge und der fast schon tot gesagte Range Extender gewinnen immer mehr an Bedeutung“, machte er deutlich und fand damit breite Zustimmung im Kreis der Referierenden und der Gäste.
„Wir brauchen nicht nur hervorragende Technik, sondern auch Technik zu guten Preisen.“
Eine weitere zentrale Botschaft des Kongresses lautet: Bei allen Herausforderungen bleibt die globale Bedeutung des Automobil-Standortes Deutschland und Europa ungebrochen groß. Gleichwohl müsse man sich mit stagnierenden Produktionszahlen und neuen Wettbewerbern insbesondere aus China auseinandersetzen, so Pfund weiter: „Wir brauchen nicht nur hervorragende Technik, sondern auch Technik zu guten Preisen“, formulierte er den Anspruch, dem sich die Branche zu stellen habe.
Wie innovativ Hersteller, Zuliefererunternehmen, aber auch Forschung und Wissenschaft bei der Weiterentwicklung von Antriebstechnologien sind, spiegelte sich in der Vielfalt und Aktualität der 45 Fachvorträge wider. Das Themenspektrum reichte von wegweisenden Erprobungs- und Testfahrzeugen wie dem Vision EQXX von Mercedes bis zu neuen Entwicklungsmethoden, die mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz schneller und effizienter zum Ziel führen.
Schneller entwickeln mit KI
So schilderte René Honcak, ZF Friedrichshafen, in seinem Vortrag, wie virtuelle Prototypen und digitale Zwillinge Entwicklungskosten senken können und somit entscheidende Wettbewerbsvorteile ermöglichen: „Zugleich verbessert die virtuelle Freigabe die Produktqualität, da digitale Zwillinge eine präzisere Validierung und Optimierung in frühen Entwicklungsphasen ermöglichen.“
„Mit KI-basierten Entwicklungswerkzeugen können wir Komplexität beherrschbar machen und zu einer neuen Agilität in der Antriebsentwicklung gelangen.“
Einen weiteren Ansatz für KI-gestützte Simulationen stellte Dr. Martin Hofstetter, Leiter E-Mobilität und Alternative Antriebsstränge am Institut für Fahrzeugtechnik, Technische Universität Graz, vor: Auf diese Weise lassen sich in kurzer Zeit Abertausende von Varianten eines Antriebsstrangs digital durchspielen und hinsichtlich Zielgrößen wie Kosten, Wirkungsgrad oder Nachhaltigkeit analysieren. Dr. Hofstetter: „Mit KI-basierten Entwicklungswerkzeugen können wir Komplexität beherrschbar machen und zu einer neuen Agilität in der Antriebsentwicklung gelangen.“
Elektrifizierung schreitet voran
Großen Raum im Vortragsprogramm nahmen selbstverständlich die (Teil-) Elektrifizierung des Antriebs sowie damit verbundene neue technologische Konzepte ein. Dipl.-Ing. Christian Schmidt, AVL List, stellte Entwicklungen im Bereich der E-Achse vor, die zu einem höheren Wirkungsgrad und somit höheren Reichweiten führen: „Dieses Antriebskonzept hat das Potenzial, sich in verschiedenen Fahrzeugklassen zu etablieren, insbesondere durch die Kombination aus Effizienzsteigerung und Kosteneinsparungen.“

Zu den Highlights der Dritev zählten auch in diesem Jahr die Fachausstellung und der Autosalon.
Foto: VDI Wissensforum
Antriebstrends im Nutzfahrzeug
Auch im Nutzfahrzeugbereich stehen langfristig alle Zeichen auf Elektrifizierung. Das wurde auf der parallel stattfindenden 9. Internationalen VDI-Fachtagung Antriebsstranglösungen für Nutzfahrzeuge mit 18 handverlesenen Fachvorträgen deutlich. So sprach sich Ulrich Zimmer, Traton Group, klar für elektrifizierte Antriebskonzepte auch im Lkw aus: „Bei elektrischen Antrieben sorgen 75 % der eingesetzten Energie für den Vortrieb, bei Wasserstoffmotoren sind es nur noch 25 %, bei Dieselfahrzeugen gar nur 15 %. Alles spricht somit für Elektro.“
Führende Plattform für Antriebstechniken
Neben dem fachlichen Austausch an beiden Kongresstagen sowie im Rahmen der beliebten „Dritev Summer Night“ fand auch die kongressbegleitende Fachausstellung wieder starkes Interesse. 65 internationale Unternehmen präsentierten hier ihre neuesten technischen Lösungen und Produkte. Der Autosalon rückte innovative Fahrzeugkonzepte und Antriebslösungen in den Fokus.
- 26. Internationaler VDI-Kongress Dritev: Die nächstjährige Auflage des Internationalen VDI-Kongresses Dritev findet am 17. und 18. Juni 2026 in Baden-Baden statt. Anmeldung und Programm unter https://www.vdi-wissensforum.de/dritev/.




