Warum Verbraucher auf Smart Home-Anwendungen verzichten
37 % der Deutschen haben in ihren vier Wänden bereits mindestens eine Smart Home-Lösung installiert. Doch nicht alle Verbraucher sind offen für die Vorzüge der intelligenten Technik. Wo die meisten Bedenken bestehen, offenbart eine aktuelle Umfrage unter Architekten und SHK-Installateuren.
Kein Zweifel, Smart Home verbreitet sich immer mehr: Nach Zahlen des Branchenverbandes Bitkom nutzen bereits 26 Millionen Bundesbürger in ihren vier Wänden intelligente Technik. Besonders häufig kommen intelligente Leuchten und Lampen zum Einsatz (23 %), aber auch intelligente Heizkörperthermostate (15 %) oder smarte Alarmanlagen (18 %). Dennoch bewegt sich die Smart Home-Technologie nach wie vor in einer Nische, ihr wahres Potenzial wird nur zu einem Bruchteil genutzt. Die Analysten von BauInfoConsult wollten wissen, warum dies so ist und fragten bei Architekten und SHK-Betrieben nach.
Drei Punkte, die für die Nutzung von Smart Home-Anwendungen verbessert werden könnten
Die Ergebnisse der BauInfoConsult Jahresanalyse 2021/2022 zeigen: Es sind nur eine Handvoll Hemmnisse, die die weitere Verbreitung von Smart Home bremsen. Verbesserungspotenzial sahen die telefonisch befragten Umfrageteilnehmer vor allem in drei Punkten:
1) Bedienbarkeit und Installationsaufwand: Bei vielen Smart Home-Anwendungen muss der Endnutzer die Installation selber durchführen. Sind die technologischen Hürden zu hoch, werden viele potenziell interessierte Bauherren abgeschreckt.
2) Anschaffungskosten: Im Jahr 2019 hat BauInfoConsult auf Grundlage einer Befragung unter Architekten berechnet, dass im Schnitt über 7.800 Euro Ausgaben für Smart Home-Komponenten in Bauprojekten anfallen. Gerade im Neubau, wo zeitgleich sehr viele hohe Ausgaben auf die Bauherren zukommen, stehen die Smart Home-Anwendungen schnell auf der Streichliste.
3) Technische Hinderungsgründe: Dazu zählt beispielsweise eine instabile oder zu langsame Internetanbindung. Ist die Netzstabilität nicht gegeben, können die smarten Komponenten ihre Funktion nicht ausführen – ein absolutes K.o.-Kriterium. Ebenso wenig von den Herstellern zu beeinflussen, aber für den Betrieb wichtig: eine optimal funktionierende Konnektivität zu anderen Geräten. Punkt 3 in diesem Themenfeld: die Datensicherheit – auch hier sind viele Verbraucher nach wie vor skeptisch und befürchten, dass ihre Daten missbräulich genutzt werden könnten.
Smart Home: Mehr Nutzer, weniger Ablehnung
Die Entwicklungen im Smart Home-Bereich stehen regelmäßig auch im Mittelpunkt der Analysen von Splendid Research. Zum Ende des vergangenen Jahres attestieren die Marktforscher: Das wahre Potenzial der intelligenten Produkte wird immer häufiger abgerufen, der Anteil der ablehnend eingestellten Bundesbürger sinkt stetig. Nach den Zahlen der Hamburger nutzen rund 40 % der Bevölkerung mindestens eine Smart Home-fähige Anwendung, weitere 38 % zeigen sich daran interessiert. Bemerkenswert: 18 % der Anwender reizen das smarte Potenzial richtig aus, indem verschiedene Anwendungen zu einem mehr oder weniger komplexen System verknüpft wurden. Im Jahr 2019 lag der Anteil dieser „echten Nutzer“ noch bei zwölf Prozent. „Obwohl im Vergleich zu 2019 weniger Verbraucher eine Smart Home-fähige Anwendung nutzen, wird das tatsächliche Potenzial immer häufiger abgerufen. Gleichzeitig hat der Ablehneranteil (22 %) abgenommen. Die allgemeine Akzeptanz steigt somit stetig und Smart Home bleibt ein starker Wachstumsmarkt“, erläutert Thilo Kampffmeyer, Leiter Eigenstudien bei Splendid Research.
Handwerk mit neuen Chancen im Segment Smart Home
„Für das Handwerk sind rund um das Thema Smart Home viele neue Betätigungsfelder entstanden, etwa wenn es um die Installation und die Wartung von Elektrik, Heiz- oder Klimatechnik geht. Aber auch der Bereich Sicherheit bietet dem Handwerk große Potenziale“, sagt Dr. Sebastian Klöß, Smart Home-Experte beim Bitkom. Bereits heute kaufen 19 % der Smart Home-Nutzer ihre Anwendungen stationär im spezialisierten Handwerks-Fachhandel (plus acht Prozentpunkte im Vergleich zu 2018). 14 % erwerben die Geräte beim einbauenden Handwerks- oder Installationsbetrieb, vier Prozent im spezialisierten Online-Fachhandel. Damit steht das Handwerk in direkter Konkurrenz mit dem Einzelhandel, denn die meisten Smart Home-Nutzer kaufen ihre Geräte im Elektronikmarkt: 37 % besuchen dafür die Ladenlokale großer Elektronikketten wie Saturn, Media Markt oder Medimax, jeder Vierte (26 %) nutzt die Online-Angebote der vorgenannten Anbieter. 22 % bestellen bei großen Online-Versandhäusern. Doch das solle Handwerksbetriebe nicht abschrecken, so Klöß. Vielmehr seien sie gut beraten, sich zu diesem Thema zu informieren und ihre Mitarbeiter entsprechend weiterzubilden, um an einem wachsenden Markt zu partizipieren.
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