Zum E-Paper
Studie zu Photovoltaik 15.02.2023, 13:55 Uhr

Sonnenenergie: Was sind die größten Hürden für Privathaushalte?

Das Interesse an der Nutzung von PV-Strom steigt. Doch bis zur Inbetriebnahme der Photovoltaik-Anlage auf dem eigenen Dach müssen Verbraucher einige Hürden nehmen.

Bauinfoconsult-Studie: Bürokratie birgt große Hürden für Photovoltaik-Ausbau im privaten Segment. Foto: panthermedia.net/anatoliy_gleb

Bauinfoconsult-Studie: Bürokratie birgt große Hürden für Photovoltaik-Ausbau im privaten Segment.

Foto: panthermedia.net/anatoliy_gleb

Der PV-Anteil an der deutschen Bruttostromerzeugung steigt seit Jahren kontinuierlich: Der gelbe Balken in den Statistiken des Umweltbundesamtes wuchs alleine 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 23 %. Seit 2010 hat sich der PV-Anteil von zwölf auf 61 Terawattstunden mehr als verfünffacht. Auch die Marktanalysten von Bauinfoconsult attestieren der Photovoltaik in einer Studie eine hohe Wachstumsdynamik – insbesondere auf den Dächern. Allerdings haben die Düsseldorfer auch Hemmnisse identifiziert, die dazu führen, dass die Nutzung von Sonnenenergie aktuell hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibt.

Insider attestieren Wachstumspotenzial für PV

Für ihre repräsentative Studie „Die grüne Bauindustrie – Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Klimaneutralität am Bau“ haben die Mitarbeitenden von Bauinfoconsult 600 Interviewpartnerinnen und -partner aus Berufen und Gewerken wie Architektur, Bauunternehmen, Dachdecker-, Zimmerer-, Maler-, Trockenbau- und SHK-Handwerk um ihre Einschätzung gebeten. Ergänzt wurde die Erhebung durch 28 Experteninterviews mit Repräsentanten aus Architektur, Fachplanung, Energieberatung, Bauwirtschaft, Hochschule/Forschung und Entwicklung, Wirtschafts- und Trendforschung, Consulting, Verbänden und Behörden. Demnach erwarten zwei von drei der 600 dazu befragten Bauakteure für die kommenden fünf Jahre ein hohes Wachstumspotenzial bei PV-bedeckten Dachflächen. Dennoch brauche es nach wie vor große Anstrengungen, um den angestrebten Ausbaupfad auf 215 Gigawatt installierter Leistung in Deutschland im Jahr 2030 zu realisieren, so Bauinfoconsult.

Solarpflicht wieder eine Option

Um die ehrgeizigen Ziele zu erreichen, könnte die Einführung einer sogenannten „Solarpflicht“ für alle Neubaudächer mittlerweile eine Option sein. Im Bundestagswahlkampf 2021 wurde die Partei „Bündnis 90/die Grünen“ für diese Idee noch teils scharf kritisiert. Heute stünden selbst einige größere Gemeinden einer Solarpflicht für alle Neubaudächer offen gegenüber, so die Marktanalysten. So habe der Rat der Stadt Münster bereits Mitte Juni 2022 beschlossen, eine Solarpflicht für alle neuen Wohn- und Nichtwohngebäude im Bebauungsplan festzuschreiben – natürlich nur für solche PV-Dachanlagen, bei denen es wirtschaftlich sinnvoll erscheint (also beispielsweise nicht im Vollschatten). In Baden-Württemberg greift seit Anfang 2023 eine vergleichbare Regelung.

Bürokratie hemmt PV-Ausbau

Allerdings haben die Studienverfasser auch Hemmnisse ausgemacht, die einem verstärkten Ausbau von Photovoltaik nach wie vor entgegenstehen. Einige der 28 für die Studie befragten Expertinnen und Experten gaben zu bedenken, dass trotz aller Versuche der Regierung, den Ausbau auch auf legislativer Ebene voranzutreiben, immer noch zu viele bürokratische Hürden (vor allem auf lokaler Ebene) vorhanden seien. Erfahrungsgemäß könnten die Genehmigungen für die Installation von PV-Freiflächenanlagen (bodengebundene Standkonstruktionen) bei den kommunalen Bauämtern durchaus einmal länger dauern. Die Installationen von PV-Anlagen auf denkmalgeschützten Gebäuden sei bisweilen ebenfalls mit einigem bürokratischen Aufwand verbunden. Zudem müssten die lokalen Netzbetreiber ebenfalls eine Genehmigung ausstellen, damit die neuinstallierten PV-Anlagen ihre Leistung überhaupt ins Netz einspeisen dürfen.

Von Bauinfoconsult / Marc Daniel Schmelzer