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Rekord bei Photovoltaik-Anlagen 11.02.2021, 10:08 Uhr

Solarstrom so gefragt wie nie

Immer mehr Deutsche setzen auf selbst erzeugten Strom: 2020 wurden bundesweit so viele Solarstromanlagen auf privaten Hausdächern installiert wie noch nie. Der Schutz der Umwelt und das Streben nach mehr Autonomie motiviert viele Hausbesitzer zum Umstieg, doch auch wirtschaftlich kann sich die Eigenstromerzeugung rechnen.

Boom bei Solarstromanlagen: Immer mehr Privathaushalte setzen bei der Energieerzeugung auf die Kraft der Sonne. Foto: panthermedia.net/anatoliy_gleb

Boom bei Solarstromanlagen: Immer mehr Privathaushalte setzen bei der Energieerzeugung auf die Kraft der Sonne.

Foto: panthermedia.net/anatoliy_gleb

Der Trend ist eindeutig positiv: Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 184.000 neue Solarstromanlagen mit einer Leistung von insgesamt rund 4,9 Gigawatt neu installiert. Zum Vergleich: 2019 waren es 3,8 Gigawatt, die neu ans Netz gingen. Die installierte Photovoltaikleistung stieg 2020 somit um 27,6 %. Maßgeblicher Treiber für die außergewöhnlichen Zuwachsraten ist der private Bereich. Ein deutlich gestiegenes Umweltbewusstsein, das Streben vieler Verbraucher nach mehr Unabhängigkeit, erheblich gesunkene Solartechnikpreise und ein zunehmender Umstieg auf die Elektromobilität seien die Hauptmotive vieler Bürger sich mit einem Umstieg auf Photovoltaik zu beschäftigen, so der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW). Auf Grundlage von Daten der Bundesnetzagentur haben die Berliner berechnet, dass sich die Nachfrage nach Solarstromanlagen bei Eigenheimbesitzern gegenüber 2019 verdoppelt hat. „Die aktuellen Zahlen belegen eine überwältigende solartechnische Akzeptanz und Investitionsbereitschaft bei privaten Verbrauchern“, so BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig.

Wann lohnt sich eine Solarstromanlage für Privathaushalte?

Im Wettbewerb um die Gunst des Verbrauchers kann die Solartechnikbranche vielfältige Argumente anführen: Photovoltaikanlagen auf dem Eigenheim senken den CO2-Fußabdruck und tragen auf diese Weise zu einem klimaneutralen Leben bei. Wirtschaftlich sind sie außerdem: Wer sich im Jahr 2021 eine neue Solarstromanlage auf das Dach installieren lässt, erhält auch zukünftig eine gute Rendite. Photovoltaikanlagen erhalten 20 Jahre lang eine gleich hohe Einspeisevergütung für jede eingespeiste Kilowattstunde Solarstrom, je nachdem, in welchem Monat die Anlage angemeldet wurde. Der Vergütungssatz sinkt monatlich. In den ersten Monaten des Jahres 2021 liegt die Einspeisevergütung bei nur noch rund acht Cent pro Kilowattstunde für kleinere Anlagen bis zehn Kilowatt installierter Leistung. Größere Anlagen bis 40 Kilowatt installierter Leistung erhalten sogar 0,2 Cent weniger. Damit ist ein kostendeckender Betrieb mit Volleinspeisung nur schwer möglich, da eine Kilowattstunde aus Neuanlagen rund neun bis elf Cent kostet. Hinzu kommen jedoch weitere Einnahmen in Form von geringeren Stromkosten. Je nach Anlagengröße kann man ohne Aufwand durchschnittlich rund 25 % des Solarstroms vom Dach über Beleuchtung und elektrische Geräte im Haushalt selbst verbrauchen – und somit den Kauf von teurerem Strom aus dem Netz sparen. Aktuell beträgt die Kosteneinsparung rund 16 Cent netto pro Kilowattstunde. Eine jährliche Rendite von rund fünf Prozent ist somit realistisch.

Hinzu kommt, dass die Anschaffungskosten für Solarstromanlagen in den vergangenen zehn Jahren um rund die Hälfte gesunken sind. Bei Anlagen bis zehn Kilowatt installierter Leistung haben sich die Nettopreise für Komplettanlagen auf durchschnittlich 1 200 Euro pro Kilowatt Leistung reduziert.

Rechnet sich der Einsatz eines Energiespeichers?

Jede zweite Photovoltaikanlage wird inzwischen mit einem Speicher gekauft. Die Anschaffungskosten waren bislang jedoch zumeist deutlich höher als die Kosteneinsparung durch die Speicherung. Neue Zahlen belegen jetzt, dass die Preise weiterhin sinken, sie aber noch zu hoch für einen wirtschaftlichen Betrieb sind. Von 2018 auf 2019 sind die durchschnittlichen Kosten um knapp zehn Prozent gesunken. Wissenschaftler der RWTH Aachen haben vor kurzem errechnet, dass Anlageneigentümer im Schnitt rund 1 100 Euro pro Kilowattstunde Speicherinhalt ausgeben müssen. Mittlerweile sind am Markt Systeme inklusive Leistungselektronik und Mehrwertsteuer für unter 800 Euro pro Kilowattstunde Speicherinhalt erhältlich. Diese rechnen sich – vorausgesetzt, ihre Lebensdauer beträgt 20 Jahre und somit zehn Jahre mehr als per Garantie zugesichert.

Welche Leistungsgrößen bietet der Photovoltaikmarkt?

Vornehmlich werden Photovoltaikanlagen in drei Leistungsgrößen unterschieden:

  • Anlagen bis 10 Kilowattpeak (kWp) Leistung (privater Bereich): 2020 wurden nach Zahlen der Bundesnetzagentur (BNetzA) in diesem Segment 151 700 PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 1 131 Megawatt neu installiert.
  • Anlagen mit 10 bis 750 Kilowattpeak Leistung (gewerbliche Nutzer): Als Folge der Corona-Pandemie und deutlich gesunkener Marktprämien investierten im vergangenen Jahr weniger Betriebe als zuvor in solare Energiesysteme. Dennoch wuchs die neu installierte PV-Leistung gegenüber 2019 um 2 887 Megawatt (plus sechs Prozent).
  • Anlagen mit mehr als 750 Kilowattpeak Leistung (Solarparks): Die neu installierte Solarstromleistung wuchs 2020 in diesem Bereich um 867 Megawatt (plus 61 %).

Welche Perspektive eröffnet die Solarstromerzeugung?

Keine andere Energieform legte 2020 bei der Stromerzeugung stärker zu als die Photovoltaik. Das geht aus einem jüngst veröffentlichten Jahresbericht der Energiewirtschaft hervor. Jede zehnte im vergangenen Jahr erzeugte Kilowattstunde stammt in Deutschland aus Sonnenenergie und den derzeit installierten knapp zwei Millionen Solarstromanlagen. Bis zum Ende des Jahrzehnts will die Bundesregierung die solare Kraftwerksleistung verdoppeln. Dennoch gibt es Kritik: „Die Richtung stimmt“, so Carsten Körnig. Aber: „Für eine Immunisierung gegen den Klimawandel sind wir weiterhin zu langsam“, mahnt der BSW-Hauptgeschäftsführer. Eine Verdoppelung bis Verdreifachung des jährlichen PV-Ausbautempos wäre nach Einschätzung von Marktforschern erforderlich, um eine Stromerzeugungslücke zu verhindern. Diese würde andernfalls bereits in zwei bis drei Jahren auftreten und eine klimapolitisch nicht vertretbare Laufzeitverlängerung fossiler Kraftwerke erforderlich machen. Ende vergangenen Jahres hatten Wissenschaftler des Fraunhofer ISE berechnet, dass der Ausbau der Photovoltaik – je nach Verbraucherverhalten – zeitnah auf jährlich rund zehn bis 15 Gigawatt beschleunigt werden müsste, um die aktuellen Klimaziele der EU zu erreichen.

 

 

 

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