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Zuwachsrate von über 40 Prozent 28.03.2024, 13:12 Uhr

Stromspeicher: Privathaushalte setzen vermehrt auf Unabhängigkeit

Eigenheimbesitzer möchten den in ihren vier Wänden benötigten Strom zunehmend selbst produzieren. Das verschafft ihnen mehr Sicherheit und der Energiespeicherbranche wachsende Umsätze.

Home virtual battery energy storage with solar panels and electric car charging

Grafik: Panthermedia/petovarga

Mit einem deutschlandweiten Umsatz von 15,7 Milliarden Euro übertraf die Energiespeicherbranche im vergangenen Jahr deutlich die Erwartungen. Der Bundesverband Energiespeicher Systeme e.V. (BVES) präsentierte seine jährlichen Branchenzahlen während einer Pressekonferenz im Rahmen des Volta-XChange Forums in Stuttgart. Der Trend zur Eigenversorgung, hohe und schwankende Energiepreise sowie die Notwendigkeit von Flexibilität und Versorgungssicherheit treiben den Markt für Energiespeichersysteme demnach voran. Auch der Trend zur E-Mobilität bringe einen weiteren Schub. „Die weiterhin sehr positive Entwicklung im Jahr 2023 zeigt, dass die Bedeutung von Energiespeichersystemen für ein stabiles und kosteneffizientes Energiesystem stark zunimmt“, so BVES-Bundesgeschäftsführer Urban Windelen. Dennoch entwickeln sich die Segmente Haushalte, Industrie und Systeminfrastruktur deutlich unterschiedlich.

Privathaushalte mit Plus von über 40 Prozent

Primus ist der Bereich Haushalte. Nirgendwo ist das Wachstum vergleichbar groß: Für 2023 verzeichnet der BVES eine Zuwachsrate von über 40 Prozent. Der Trend zur Eigenversorgung und Absicherung dieser Versorgung treibe die Installation von Energiespeichersystemen in Gebäuden und privaten Haushalten voran, so der Branchenverband. Und das trotz aktuell fallender Energiepreise.

Maßgeblicher Treiber sei der Wärmesektor, der im vergangenen Jahr einen neuen Absatzrekord an Wärmepumpen und den dazugehörigen Wärmespeichern verzeichnen konnte. Die Zuwachsrate war mit 150 Prozent höher als im Vorjahr und übertraf auch die Prognose. Die Sektorenkopplung sei im Haushaltssegment mittlerweile die Regel; hier gelte es, das Maximum aus der eigenen PV-Anlage zu nutzen. Die Lademöglichkeit des E-Autos mit Eigenstrom bleibt ein weiterer Treiber, so der BVES. Diese Sektorenkopplung führe dazu, dass die Speichersysteme in ihrer Kapazität größer werden. Etwa ein Drittel der Anlagen geht bereits über 20 KWh hinaus.

Die Prognose des Verbandes: Mehr als zwei Millionen Einfamilienhäuser werden bis Ende 2024 ein Energiespeichersystem verwenden. Dann versorgen sich 15 Prozent aller Einfamilienhäuser in Deutschland mit ihrem Speichersystem weitgehend selbst. Dies führe zu einer erheblichen Entlastung der Stromnetze sowie der Reduzierung des Netzausbaubedarfs auf der entsprechenden Netzebene. Die Gesamtleistung der Haushaltsspeicher habe durch den großen Zubau rund sechs Gigawatt erreicht, was etwa der Leistung der deutschen Pumpspeicher entspricht.

Nur verhaltenes Wachstum im Bereich Industrie und Gewerbe

Das Segment Industrie und Gewerbe verzeichnete nach Angaben des BVES trotz des enorm großen Potenzials wiederum nur ein leichtes Umsatzwachstum gegenüber 2022. Auch hier sei der Zuwachs bestimmt vom Ausbau der Ladeinfrastruktur, der Vertiefung der Eigenerzeugung sowie der Sicherung der Anschlussleistung. Das Interesse an Wärmespeichern für Hochtemperatur- und Prozesswärme als Lösung für Dekarbonisierung und Energieeffizienz sei groß und steige deutlich. Allerdings sei der Markt weiterhin projektabhängig und durch mangelnde Anreize für Flexibilisierung und Dekarbonisierung gehemmt. Auch die Wasserstoffanwendungen zeigen ein Wachstum, insbesondere im Bereich ein bis zehn Megawatt, doch seien sie noch nicht wirklich in den Märkten angekommen. Insgesamt bremsen wirtschaftliche, politische und rechtliche Unsicherheit, bürokratische Hemmnisse und der Fachkräftemangel das Wachstum im Industriesegment noch deutlich aus, so der Branchenverband.

Systeminfrastruktur: Gesamtkapazität von Großbatteriespeichern steigt

Das Segment Systeminfrastruktur bestätigt dagegen seinen Wachstumstrend im Bereich Großbatterien. Die Gesamtkapazität von Großbatteriespeichern übersteige mittlerweile 1,5 GWh. Schwankende Spotmarktpreise sowie das Potenzial von Co-Location mit Wind und PV sowie Arbitrage heizen die Nachfrage nach Großbatterien weiter an. Die Notwendigkeit von Speichern für das Energiesystem, gepaart mit den attraktiven Strommarktbedingungen für Speicher lassen auch wieder Pumpspeicherprojekte in die Realisierung kommen, berichtet der BVES.

Trend hält weiter an

Auch für das laufende Jahr erwarten mehr als zwei Drittel der Unternehmen Umsatzsteigerungen gegenüber 2023, primär in den Bereichen Systeminfrastruktur, Industrie und Mobilität. Die Branche bleibe international ausgerichtet, und auch im Auslandsgeschäft werde weiteres Wachstum erwartet. Energiespeichersysteme „Made in Germany“ hätten einen exzellenten Ruf in der Welt, müssen sich jedoch verstärkt gegen wachsende Konkurrenz aus Asien behaupten, erläutert der BVES.

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Von BVES / Marc Daniel Schmelzer