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Baustoffrecycling 12.07.2023, 09:00 Uhr

Kreislaufwirtschaft von Baustoffen

Der Aufbau einer Kreislaufwirtschaft von Materialien ist ein wichtiger Bestandteil, um nachhaltiger und ressourcenschonender zu Bauen. Ein Pilotprojekt am ehemaligen Bremer Ölhafen soll der Einstieg in das systematische Recycling von Bauschutt sein.

Nach einer umfassenden Flächensanierung entsteht auf 13 Hektar das Circular Construction & Technology Center (C3). Foto: STRABAG Umwelttechnik GmbH

Nach einer umfassenden Flächensanierung entsteht auf 13 Hektar das Circular Construction & Technology Center (C3).

Foto: STRABAG Umwelttechnik GmbH

Mit dem Circular Construction & Technology Center (C3) in Bremen von Strabag möchte das Unternehmen die Kreislaufwirtschaft im Bausektor vorantreiben. Auf dem Gelände des ehemaligen Bremer Ölhafens soll in der Zukunft Bauschutt systematisch recycelt werden. Doch bis es so weit ist, muss das stak verunreinigte Raffinerie-Gelände umfassend saniert werden.

Planungssicherheit für Nachhaltigkeit

„Wir sind stolz darauf, dieses Leuchtturmprojekt für die Stadt Bremen und die Region entwickeln und vorantreiben zu können. Es entspricht auch unserem Anspruch als Strabag-Gruppe, bei der Etablierung nachhaltiger und ressourcenschonender Bauprozesse und -produkte branchenweit voranzugehen. Das C3 hat für uns Modellcharakter und soll als Blaupause dienen für weitere Kreislaufwirtschaftszentren der Strabag in Europa. Dafür brauchen wir ein klares Bekenntnis der Politik und Planungssicherheit“, sagt Klemens Haselsteiner, Strabag -Vorstandsvorsitzender.

Baustoffe richtig recyceln

Eine funktionierende Kreislaufwirtschaft ist in der Bauwirtschaft noch nicht Realität. Von den rund 229 Millionen Tonnen Bau- und Abbruchabfällen in Deutschland wird nur ein Bruchteil zu hochwertigen Baustoffen aufgearbeitet und eingesetzt. In der Praxis gängiger ist das Downcycling von Bauschutt. Hierbei wird dieser zum Beispiel als Füllmaterial im Straßenbau genutzt. In Deutschland bestehen derzeit nur 13 Prozent der Baustoffe aus Recyclingmaterial. Das Wissen und die Möglichkeiten für effizientes und ökologisches Stoffstrommanagement sind vorhanden. Doch die Umsetzung ist noch schwierig, da sowohl die Nachfrage als auch das Angebot von RC-Baustoffen gering ist.

Zirkuläres Bauen von morgen

Das Ziel für C3 in Bremen ist ambitioniert. Nach der Flächensanierung und den Bauarbeiten, sollen am Standort die Rückbaumaterialien sortenrein getrennt werden. In einem weiteren Schritt werden sie im neuen Kreislaufwirtschaftszentrum zu Sekundärrohstoffen bis bin zu feinsten Körnungen aufgearbeitet. Dadurch sollen sie als ein vollwertiger Ersatz für Primärrohstoffe einsetzbar sein. Hierzu zählt die Asphalt- und Betonproduktion. Strabag möchte das Zentrum um ein Technologie- und Forschungsstandort ausbauen und einen Startup-Campus für Bauschuttrecycling aufnehmen. Rund 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen in den unterschiedlichen Einheiten einmal tätig sein. Gemeinsam mit Hochschulen, Prüfanstalten und Fach-Instituten sollen im C3 neue Recyclingmöglichkeiten für die Kreislaufwirtschaft erforscht und entwickelt werden.

Nachhaltig für die Kreislaufwirtschaft

Klimafreundliche Baustoffe wie Holz und Recycling-Beton kommen beim Bau des C3 zum Einsatz. Ist das Gebäude fertig, soll der Standort energieautark und klimaneutral betrieben werden. Zum Einsatz kommen dafür Photovoltaikanlagen und Windkraftanlagen. Bei Lastspitzen werden diese mit Stromspeichern abgefangen.

Nachhaltigkeitspreis für C3

Beim Deutschen Award für Nachhaltigkeitsprojekte ist das STRABAG Circular Construction & Technology Center in Bremen als Gewinner in der Kategorie Rohstoffe und Beschaffung ausgezeichnet worden. Die Jury würdigte im Rahmen der Preisverleihung das C3 als „ganzheitlichen und zukunftsorientierten Ansatz mit Modellcharakter und erheblicher Relevanz für die Baubranche“. Dass Industrie und Forschung gemeinsam daran arbeiten und das Vorgehen mit wissenschaftlicher Begleitung überprüft werde, sei der richtige Ansatz, erklärte die Jury weiter: Hier entstehe Potenzial zur Entwicklung neuer Technologien.

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Von Strabag / Heike van Ooyen